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Schon die unruhvoll hastende »fast aufreizend wirkende Einleitung
(im Allegrotempo ) mit ihren Mollakkorden fuhrt vorzüglich in die
Im ersten Teil erleben wir »wie Herr Oluf ,der ausrei-
Stimmung ein
tet,um seine Hochzeitsleute aufzubieten ,in ErlkönigsReich gerät» wo
Erlkönige Tochter mit ihren tanzenden Elfenschar allen ^auber entfes
selt,um Herrn Oluf zu umstricken und ihn festzuhalten. . Mt Energie
wehrt sich dieser gegen diese ^erführungskünste »unterliegt aber
schliesslich der^geheimnisvollen Kraft M Sie tät ihm geben einen Schlag
aufs ^erz »sein Lebtag fühlt er nicht solchen Schmerz*’. Wie der Elfen
tanz und das lockende Werben von Erlkönigs Tochter in der Musik sehr
plastisch gezeichnet sind;so tritt auch eine sehr wirkungsvolle Stei
gerung an der Stelle ein »wo Erlkönigs Tochter den vergeblich Umworbe
nen entgültig aufgibt ” Heit hin zu Deinem Fräulein wert ".Im zweiten
Teil bestürmt ihn die ihn vor seinem Öeim erwartende Mutter mit Fragen^
aie der schon von Todesahnungen erfüllte Sohn traurig beantwortet .
Festlich - heiter ist dann im dritten Seil mit einfachsten Mitteln
der Begann des Hochzeitszuges musikalisch skizziert . Mir kam es stets
so vo^als wenn diese so charakteristische Stimmung Richard Wagner
bei der Konzeption der das Morgengrauen in ganz ähnlicher 7/eise schil
dernden Musik am Anfänge des zweiten Aktes im Lohengrin vorgeschwebt
haben könnte. Wie gegensätzlich wirkt dann aber wieder der tragische
Schluss des dritten feiles jals die nichtsahnende Braut »die Mutter
nach Herrn Oluf fragend , den Scharlach aufhob und ihren Bräutigam
tot vorfindet . *'Ea lag Herr Oluf und war tot " Wahrhaft ergreifend
wirkt auch dieser Schluss in seiner musikalischen Zeichnung . Karl Loe-
we »der nach den Erzählungen meines Vaters und Onkels mit seiner zwar
kleinen»aber sehr ausdruckstarken und eine grosse Tonskala umfassenden
Stimme wie seinem suggestiv wirkenden Vortrag vielleicht der beste In
terpret seiner ^alladen war »sang seine Balladen Edward Herr YOluf und
die nächtliche Heerschau auch einmal dem berühmten Komponisten Spon-
tini vor "Bei Oluf - so berichtet Loewe selbst - strömten Spoqtini
Thränen die Wange herab . Ich schob es auf seine unglückliche Stimmung
denn er bat mich so traurig fortzusingen . Er nannte den Oluf eine gros
se Tragödie M ....
In der Elfen -Feeen und ^aldgeister Romantik fand Loewe*s poetische
Phantasie ein besonders dankbares Feld . Dies kommt in Elvershöh (aus
dem Dänischen von n erder ) eine $atlade »die auch Richard Wagner 3ehr
hoch schätzte »ganz besonders zur geltung • Aber das Elfenmilieu und di*
Waldgeisterwelt ist auch reizvoll geschildert im Uhland*sehen Harald
(Vor seinem n eergefolge ritt der kühne **eld Harald) . Das erste Thema
bringt in pompös klingenden Akkorden den Heereszug »den der reckenhafte
n eld führt . Dann aber wird im zweiten Thema die Stimmung fast aus«*-
schliesslich beherrscht von dem Geflüster »Huschen,Raunen»Wispern und
Kosen der Elfen . Im Mummelsee treten an die Stelle der Slfen die eben
so geisterhaft wirkenden Lilienmädchen . Übrigens haben wir hier im
Mummelsee eine poetische Stimmung »welche die Anwendung der darin viel
vorkommenden Fiorituren durchaus rechtfertigt .
Jine in ihrer Innerlichkeit geradezu auf das Volksempfinden einwirkende
Melodie hat Loewe in der Uhland*sehen Ballade "Der Wirtin Töchterlein "
T«s zogen drei Burschen wohl über den Rhein ) gelinden . Loewe*s bild
nerische Kraft kommt hier besonders zur Wirkung an der Stelle »wo die
drei in heiterster Stimmung eintreffenden Burshhen über die vernommene
Kunde vom Tode des Wirtstöchterchen erschrecken und tief betrübt in die
Kammer eintreten,in welcher das eben erst verstorbene Töchterlein in
einem schwarzen Schrein lag . Mit welcher feinen Differenzierung im mu
sikalischen Ausdruck ist nun der Abschied der drei Burschen von der To-
ten,die von ihnen allen sehr verehrt wurde »geschildert ,insbesondere
aber die leidenschaftliche,echt empfundene Trauer,von welcher der Dritte
der sie am meisten geliebt hatte»überwältigt wird in dem Augenblicke,