eines von einer Anhöhe herunterrollenden Lastwagens ähnlich sind und
die anstatt die Kerzen der Zuhörer zu rühren,sie vielmehr beunruhige \
Ekkehard hätte sein bitteres Urteil sicherlich revidiert »wenn er
mich als doch etwas kultivierteren Germanen gehört hätte »denn wie
ein den £erg herabrollender Lastwagen rasselte mein gesangsorgan
wirklich'nicht . Zu nächtlicheh Serenaden verlockten mich die schönen
Sommernächte in Wilhelrashöher Hochwaldpark. Auf den abgelegenen
Pfaden um den Wasserfall herum verbrach ich meine Tonorgien ,cit
ich aber auch hier möglichst auf Ort und Zeit abstimmte . Yfolfram's
Hymne anf den Abendstern passte wundervoll in solche Stimmung und
Scenerie »die die ^atur - und nicht der Bühnenbildner - gebaut hatte,
hinein. Weniger stimmungsvoll war es aber »wenn gerade ,als ich mit
schmelzender Stimme den holden Abendstem anschmachtete »mir plötzlic?
ein kompakter Tannenzapfen in die Rippen geworfen wurde . Zuerst war
ich empört über diese profane Tat. Doch bald dachte ich darüber to
leranter . Schliesslich hätten auch die Bewohner des Waldes Anspruch
auf gachtruhe . Zweifellos hatte ich ei# eben eingeschlafenes Eich
hörnchen am ersten süssen Schlummer gestört und dafür hatte es sich
gerächt . Mit wohlgezielten Wurf erinnerte es den Ruhestörer daran,
sich ein anderes Revier für seine Bangeslust zu suchen . Jedenfalls
verstand ich den Wink und wechselte in ein anderes Parkgebiet hinüber
Aber es ist nichts so fein gesponnen,als dass es nicht kommt an aas
Licht der Sonnen. Erst nach etwa 25 ^ahren klärte sich das auf mich
den ahnungslosen Sänger verübte Tannenzapfenattentat ganz anders auf,
als ich erwartet hatte . L as wagnerfeindliche Eichhörnchen ,das ich
im Verdacht hotte ,war völlig unschuldig ,denn der eigentliche Atten.
täter war sogar ein guter Freund . Es war der Romantiker des ftabich:*
waldes ,der Apologet der Waldkäuze,Dr Thilo Schnurre »der da nachts
auch herumstrich ,um sein geliebtes Waldgetier ? das erst in nächtli
cher. Stunde lebendig wird ,zu beobachten . Aus Ärger darüber ,dass
ich ihm seine kreise störte »hatte er^getamt durch das nächtliche
Dunkeijmir den Tannenzapfendenkzettel zugedacht . ^as gestand er mir
nach so langem Zeiträume reumütig ein . Wie die ^eit jeden Schmerz
heilt y so war auch die kleine heule ,die ich damals davontrug »längst
verschwunden .Jedes Indizium fehlte und eine Klage wegen vorsätzliche:
Körperverletzung wäre mangels jeglichen Beweises und vorhandener geu^.
gen erfolglos geblieben »abgesehen dacon »dass längst Verjährung eir
getreten war . Aber Genugthuung verlangte ich und da fanden wir beide
dass die endliche Aufklärung jenes nächtlichen Attentates ein "Grund ’
zum Trinken " sei und so wurde die Erinnerung an unseren nächtlichen
Konflikt durch eine alkoholfreie Orgie - wie es natürlich uns als
Temperenzlern zukam - in Gestalt einer Flasche M Wormser Weinmost M
gebahrend gefeiert . Hierbei gestand mir Freund Schnurre »dass schon
seine damaligen ^eobachtungsStudien »die er nächtlicher Weise bei den
Waldkäuzen betrieb »Bausteine bildeten für die grosse literarische
Jat »mit der er ersx neuerdings alle LiteraturfreunJ« erffeut hat
nämlic^h mit dem jüngsten Kinde seiner phanlastischromantisch-bizor^e
ren Muse } dem "Kauzius,den Eulenmenschen " .
•^ass ich aber wegen meiner Sangesfreude und meines Musizierensinoch
einmal vor die Schranken eine«* rreassischen. Amtsgerichtes treten
musste »das hatte ich mir allerdings nicht träumen lassen. Und doch
geschah dies kaum Fassbare I in meinem *alle sollterjsich leider die
schönen Worte »die schon der alte Homer über die Sänger prägte »nicht
restlos erfüllen:
" Alle sterblichen ^enschen der Erde nehmen die Sänger »Billig mit
Achtung auf und Ahrfurcht . Selber die Muse
lehret sie den hohen Gesang und waltet über die Sänger . 11
Dass ich nach angestrengter geschäftlicher Arbeit auch gern im Hause
sang und musizierte »wird jeder musikfrohe “"ensch begreifen.Nur waren
mir hierbei auch Grenzen gesetzt . Im Winter heizte ich kaum den Sa-