Full text: Kultur der Geselligkeit; Intimes Musizieren; Ausklang; Harry de Garmo in memoriam (Band 3, Teil 2)

diesem außergewöhnlichen Musikzirkel noch anzugehören die Freude 
hatte, »wird mir stets unvergessen bleiben nicht nur 'wegen der Fülle 
der in ihm e riebt er^vertvollen musikalischen Eindrücke »wie sie nur 
eine nach künstlerischen Grundsätzen geübte Hausmusik edelster Art 
vermitteln konnte »sondern auch weil in den Geselligkei tsf oriaen »die 
unser auch der Fidelita© sehr zugeneigter Ureis zur Anwendung zu 
bringen wusste y das Ideal einer mir vorschwebenden erstrebenswerten 
Gesell igkeitskultur erfüllt zu sehen meinte . In der Tat war die 
Geselligkeit >die sich mit der ^eit aus unserem Kreise der im wahr 
sten Sinne des Wortes als musizierende u emeinschaft ja als eine 
Familie angesprochen werden konnte »herausbitdete »ganz eigenwüchsig 
«ja so individuell $ dass ich mir kaum vorstellen könnte » sie würde 
sich in einem anderem, auf ähnlicher Grundlage geschaffenen Kreise 
jemals in gleicher Weise wiederhplen . In neuerer Leit sieht sich 
vielleicht die musikalische Selbsttätigkeit wie das häusliche 
Gemeinschaftsmusizieren durch die Überfütterung mit auf mechanischem 
-Vege erzeugter Musik bedroht sei es nun durch die Schallplatte oder 
sei es auch infolge der drahtlosen Musikübertragung durch die Aether- 
wellen. 
Wahrhaft erfinderisch waren unsere gesellschaftlich begabtenfouar- 
tettgenossen in der Art wie sie es verstanden »neben unsere nunst- 
ausübung in unsere gesellige Unterhaltung immer neue Nuancen und 
Sensationen hineinzutragen .Zu den wichtigsten Familienfesten unse 
rer Mitglieder wurden wir stets hinzugezogen . Eine ganz besondere 
Ehrung erfuhr unser Quartett als wir von der Mutter unseres Kolora 
tursoprans Gertrud zu der Nachfeier eingelöden wurde , die sie in 
ihrem Hause zu Ehren des KBlnerKammerorchestera»das damals unter 
Professor ^ermann Abendroth ein sehr erfolgreiches Konzert in Kassel 
gegeben hatte,veranstaltete,(Mit de genialen Dirigenten Abendroth 
und dessen Gattin war unsere Gertrud sehr befreundet)Ausser den 
Freunden des Hauses fanden sich zu dieser ^achfeier auch prominente 
Musiker wie der Komponist Kr-enek ein und es war für uns alle ein 
ganz besonderer Genuss,als aus Dankbarkeit Professor ^ermann Abend 
rot h sich entschloss .»den versammelten Gästen mit seinen erlesenen 
Künstlern noch irgend ein Kabinetstück aus seinem Programm zum Vor 
trag zu bringen . Und gerade an dieser zwanglosen Form des Musizier 
rens lag ein ganz eigner Reiz . I# Ermangelung der nicht vorhandenen 
Notenpulte setzten sich die Künstler um einen grossen-Tisch herum, 
. Schnell wurden alle verfügbaren Klavierauszüge herbeigeholt,die 
dann,auseinandergefaltet, aufgestellt notdürftig die fehlenden Noten 
pulte ersetzten . 
Aber auch G e g ur tstage »Verlobungen und Hochzeiten waren in unserem 
Kreise stets willkommene Gelegenheiten durch Einladung unseres Quar- 
tettes den betreffenden Festen ein besonders feierliches Gepräge 
zu verleihen . Neben den musikalischen Fähigkeiten der einzelnen 
Quartettmitglieder wurden bei solchen Anlässen auch deren gesellige 
Begabung »die bei verschiedenen derselben nicht gering zu achten war 
mobil gemacht . In erster Reihe stand gleich unsere Dirigentin Hed- * 
#ig Laufs,die jetzige Frau Dr Vogl -Laufs, oder Bobehen -wie sie in 
unserem intimen Verkehr hiess — • Nicht umsonst war sie die vielseit: 
tig begabte Tochter des bekannten Schwankdichters Carl Jaufs . Von 
ihm und ihrer schriftstellernden Mutter Anna Laufs, der Verfasserin 
vieler launiger Einakter für die Liebhaberbühne,hatte oTe unter an£ 
Bereit such die Gabe ererbt »aus originellen Einfällen Märchen 3olo- 
cter Duosaenen mit stark humoristischen Einschlag zu gestalten . 
Natürlich ist es ein vergebliches Bemühen »das,was in unserem Krei 
se eine Atmosphäre heiteren Lebensgenusses schuf »jetzt in der Erin 
nerung so darausteilen,dass auch andere nicht zu unserem Kreise Ge 
hörende eine richtige Vorstellung von den Freuden gewinnen ,d 2 uns 
■solche Feste brachten
	        
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