Full text: Kultur der Geselligkeit; Intimes Musizieren; Ausklang; Harry de Garmo in memoriam (Band 3, Teil 2)

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und des schon mit dem Tfrde ringenden Hausherren des benachbarten 
Pfarrhauses . Auf das innige "Fahrwohl du goldene Sonne " liessen 
wir das wundervolle Trostlied ,1 * u eilige ^acht ,o gi sse du Himmels 
frieden in dies Herz " folgen . Im Schulhause rannen dem Lehrer 
vor Ergriffenheit die Thränen über die von der Krankheit gebleich 
ten Wangen . Auf seinen Wunsch stimmten wir noch seinen Lieblings 
choral "Lobe den Herrn ,den mächtigen König der Ehren "an ,den der 
Kranke mit leiser zitternder Stimme mitsang .Betthoven’sehe Klänge 
begleiteten den sterbenden Pfarrer au£ seinem nahe bevorstehnden 
Gange in die Ewigkeit»während in die Herze» der.tieftraurige» Ange 
hörigen unser Gesang Trost und Frieden brachte . Selten hat unser 
Singen - das empfan.en wir selbst - so seinen Zweck erfüllt als an 
Renern schönen Sommerabend im Kriegsjahr 1916 . In dem beseligenden 
ö efühle freudiger ^enugthuung zwei arm^n»schwer leidenden Menschen- 
kindernjpine grosse',ja , in dem einem Falle sogar letzte Freude 
bereitet zu haben »verbrachten wir dann noch ein Stündchen in stil' 
Unterhaltung bei unserem Freunde Oester -Hellaeg . 
Als bald darauf unser erster Dirigent Lr Rüppel aus dem Felde zu 
längerem Garnisondienst nach Kassel kam »holte er- sofort den K est 
..einar Quartetfgexreuen zusammen und nun machten unsere herkömmli 
chen Quartettabende wieder die Runde bei unseren alten und den in 
zwischen neu hinzugekommenen Familien . Unser Jenor erhielt durch 
den Lehrer und Konzertsänger Euth,der‘Bass durch den Fabrikanten 
F. Verstärkung . 
V.ährend der Kriegsjahre konnte nun unser Quartett eine schöne Mis 
sion auch dadurch erfüllen »dass wir häufig in den Lazaretten den 
verwundeten und kranken Soldaten durch unsere Vorträge wirkliche 
Freude bereiteten ,zumal wir unsere Programme durch Sologesangsvor 
trage wie durch ernste und heitere Rezitationen »die ich übernahm 
recht vielseitig gestalten konnten . 
Loch bald verliessen uns unsere beiden Sopranistinnen Mimi Ro ;ain 
und Emma Grosch »die durch weitere Gesangsstudden in Berlin sich 
Konzert reife erwerben wollten, was ihnen auch%icht allzulänger Zei 
gelang . Für beide fanden wir vollgültigen Ersatz in dem geradezu 
glockenhell enschlagenden Ȋusserst warmen Koloratursopran der 
^ertrudf B* »spateren Frau Birector W. und in dem dramatischen Sopr 
der Konzertsängerin Lulu Kötter . Per Hinzutritt des sehr musika 
lischen Br Schmitt-Falkenberg mit seinem echten und schönen Bass 
war für den neunen Kreis ein grosser Gewinn . Im Alt halben uns ei 
*eit lang Lorrit Battenhausen »die spätere Frau Prof Br Reinhardt 
und Marie Louise W. aus . Durch die infolge der ■‘■'eitVerhältnisse 
nicht mehr aufzuhaltende Auflösung unseres ersten Quartettes voll 
zog sich allmählich der Übergang in einen fast ganz neuen Kreis , 
der sich wohl zuerst auch um unseren ursprünglichen Dirigenten 
Lr Oskar Rüppel säharte »bis dieser nach Beendigung des Weltkriege > 
*als ihn sein juristischer Beruf wieder nach Berlin entführte »das 
Sceptej^ der mir befreundeten Konzertpianistin' Hedwig Laufs, der spä 
teren ^attin des Arztes Br w alier Vogl ,üb;rgab .Zur Unterstützung 
des Alt führte^unsere neue Dirigent in uns ihre sehr musikalische 
Schwester ^argot »die heutige Frau Vicekonsul Pechmann zu • 
Von dein alten Quartett waren nur noch Cester- Üellweg und ich seit 
dbrig geblieben . Während ersterer schon nach g raumer Leit :ch 
ganz zurückzog »blieb ich auch dem neuen Kreise treu als " . ehen 
der Fol in der Erscheinungen Flucht " lti ehr oder weniger waren ja 
die “euhinzugetretenen meine alten Bekannten .Ja ,ich habe sie teil 
weise angeworben wie z. B den prächtigen Bariton des ungewöhnlich 
musikalischen Heinz Dietrich »durch den -wieder der beinahe he „is r 
klingende Tenor Max Hafer sich zu uns gesellte .
	        
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