Full text: Kultur der Geselligkeit; Intimes Musizieren; Ausklang; Harry de Garmo in memoriam (Band 3, Teil 2)

XI 
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die latent vorhandene Daemonie »dietikn befähigte auf der Bühne und 
im Konzerts&al ,in mimiseköraaikalisbher un- gesanglicher Larateilung 
ü\it anschaulicher Ausdrueksgewalt unc teils bewusst berechneter teils 
intuiti erfühlter Steigenmgskraft "“enschen und Tonwerke zu gestal 
ten,dass jeder »üer ihn in solchen Höhepunkten künstlerischen ückaff 
fens gesehen und gehört hat ,in seinen Bann gezwungen wurde . War es 
da ein Wunder /dass mein Bruder mir st; ts die künstlerische Arbeit mit 
ihm als den Gipfel und höchsten Gewinn}»einer paedag gischen Tätigkeit' 
pries ,©eh er dock in ihm sein Iüe*?l restlos erfüllt und kaum dürft® 
er kpffen ,dass, ihm 5er Zufall je v/leder eine derart universelle Be 
gebung Zufuhren würde 0 Und dabei lies« sich dieser hocirbegebie' stiram- 
ghwaltige und dock von jedem Kockmut freie Künstler die elementarsten 
^elekrungen erteilen .immer von einem heiligen Eifer und vorbildlichen 
Streben beseelt ,ullzu ergründen ,w«a dazu dienen konnte »©ein Or 
gan zum willigen und unmittelbaren Werkzeug für jede künstlerische Auf 
gabe auszubilden . Mit einer fast rphrenden Bescheidenheit und einer 
fast ans Naive grenzenden Lernbegierds folgte er den Unterweisungen 
seine® »eieier« »nachdem er ja ball den von diesem eingeschlagenen Weg 
als den für ihn allein richtigen und ihn zum Erfolge führenden erkannt 
hatte. Je länger er mit meinem Brujer zuss-mtoenarbeitete »desto grösser 
wurde seine Anhänglichkeit an ihn und je mehr er später auf der erwor 
benen Grundlage selbst w^ltnarstrebte und welttearbaute »desto mehr wuchs 
seine Dankbarkeit für &lles > was sein Lehrer während der Verhältnis— 
mäßig kurzen Stuttgarter Studienzeit ihm mit auf den Weg gegeben hatte, 
uis seine DssoJiderheit zum künstlerisch deutlichen Ausdruck zu bringen. 
Charakteristisch für ihöA*t der Brief »den er unterm 28 Novb 191o 
nachdem ex an «a der Hamburger Oper seine Bühnenlaufbahn begonnen hat 
te »an seinen Meister schrieb ; ..... " Ich bin »ehr froh über meine 
Erfolgt , Ich stehe sehr gut mit meinen Kollegen »euch mit den Herren 
Kapellmeistern »besonders mit Herrn B re eher , der Erste kier . Die Wal 
ker ist die Einzige hi r »die Wirklich etwa» von G esang versteht »wie 
wir es meinen. Der Dgvison ist aber ein »ehr grosser Künstler und ar 
beitet sehr fleiesig und ernst . Der hst auch prachtvolles Material 
und singt einiges sehr ©chön »aber der ist sin lyrischer Bariton und 
darf nicht an die Wotans etc pp . Wenn Sie das M aterial in der Gckule 
hätten,was hier sitztiode; wen©. die alle nach unserer Schule sängen »da 
dann^wäre es hier das beste Theater der Welt 0 Aber wie dumm sind auch 
die Menschen , ich kann es nicht verstehen ;• ick glaube, ich werde Man- 
ckea~nie begreifen können . Wie ich mich jeden Tag freue über öae > was 
ich bei Ihnen gelernt habe,ich weise es jeden Tag mehr zu schätzen und 
meine armen Collagen »die xur» mir leid »ich kann sie aber nicht helfen, 
Jeder ist zu überzeugt von seiner B^che . Ich studiere fleiscig jednn 
Tag meine Tons »das ist für mich das tägliche Brot »da® ist das einzig 
Wahre und die heit wird kommen »wenn die weit das such anerkennt . Ich 
falle jeder kier auf über die Art und Weise- meine« ^esangskunst und 
ick bin nur in die Anfanges Wdium^ von * Iek denke so oft an die schöne 
StudiumZeit nach Stuttgart zurück . Aek wäre das schön gewesen »wenn 
ich noch ein Jahr hätte studieren können . Aber so muss ich auch zv.^ JJ 
frieden sein und mit mein Können Weiterarbeiten 0 ". 
Wie wäre er beglückt gewesen »seine Collegen in der Jecknik auch auf 
dem richtigen Weg zu wissen . Wie grob »zügig gedacht und wie neidlos! 
Gerade die Neidlosigkeit »die man leider bei Sängern und Musikern sehr 
selten findet,war ein schöner Zug seines Charakter® . Wie begeistert 
spricht er von seinem Stimmkollegen Lavison »der tatsächlich gegen ihn 
den zukunftsreichen Anfäger -wie er mir später raitteilte - schwer in- 
T,„ttri4;U:ijsrte . Er suchte stets von jedem zu lernenunö ohne dass es ihm 
an Selbstbewusstsein fehlte »erkannte er stets fremde Grösse »Selbst 
bei seinen Sticimkollcgcn y neidlos an . Künstlerische Anregungen von 
welcher Seite sie auch kamen fnahm er stets mit grosser Freude auf 
und ruhte nicht eher^bis er sie so verarbeitet hatte »dass dur^u
	        
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