Full text: Kultur der Geselligkeit; Intimes Musizieren; Ausklang; Harry de Garmo in memoriam (Band 3, Teil 2)

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grossen in Amerika gekörten Vorbildern vorschwebe. 
So war nun über diesen jungen Sänger plötzlich die Erleuchtung gekom 
men. Pur sein auf ein hohes Ziel gerichtetes Streben sprach die nun 
mehrige Erkenntnis von der Unzulänglichkeit seines bisherigen Studiums, 
Innerlich triumphierte ich . Vielleicht fand nun dochnoeh meine Idee, 
dieser grossen Stimmbegabung ,eine ihr würdige Unterweisung und Führung 
zuteil werden zu lassen »Erfüllung . Jedenfalls war Ich nunmehr fest 
entschlossen »ihm weiterzuhelfen . Nachdem ick meinen Bruder naefc sei 
ner Ankunft von der bei dem jungen Sänger inzwischen eingetretenen Wand 
lung berichtet Matte und zu seinen Gunsten bei ihm intervenierte ,lenk 
te mein Bruder nach anfänglichen Sträuben schliesslich ein . De Garmo 
erschien nun wieder in meiner Y7oknung ,tr R t diesmal reckt bescheiden 
auf und gleich wehte ein ganz anderer Wind . B&lu war der von mir so 
sehr gewünschte Kontact zwischen Beiden hergestellt f . Ilach einigen 
theoretischen Erklärungen sang ihm diesmal mein Bruder Verschiedenes 
aus Schumann*s Diefeterlshbe vor ,um ihm vor allen Dingen die Verwen 
dung der Mezza voce zu demonstrieren . Pc Garmo »der ganz entzückt zu-' 
hörte ,rief spontan aus "So möchte er auch singen lernen". Mit seiner 
natürlichen Intelligenz hatte er sofort erkannt »dass nur die völlige 
Beherrschung der Stimme in allen Stärkegraden meinem Bruder es ermög 
lichte »jedem Lied den ihm ianewohnendenStimmunggehalt zu verleihen 
und dadurch grosse künstlerische Wirkungen kervorzubrin^en .Dieser 
Augenblick war für Beide entscheidend »denn zwei Künstlersseien hatten 
sich ins. Herz gesehen und fühlten wohl unbewusst »dass sie von nun. an 
zusammengehören . Am liebsten hätte de Garmo sofort mit dem Studium be 
gonnen* Nun fand euch mein Bruder ^cfclien an dem Jungen Sänger und es 
lockte ihn,mit üiesem Talente eine künstlerische x at zu vollbringen. 
&Y erbot sich ohne ?/eitcre3 »ihm «n-esiefexs seiner grossen Begabung und 
seines offenbaren ernsten Strebens das Honorar so lange zu stunden »bis 
seine "erhältniere Ihm die Bezahlung erlauben würden »vprüber natürlich 
de G&rmo bei seiner völligen Mittellosigkeit sehr glücklich war . Nun 
kiess es aber noch die cufcsistenzmi11el für einen mindestens einjähri 
gen Aufenthalt in Stuttgart »dem damaligen Domizile meines Bj^ers , 
aufzubringen . In seinem Begeisterungstaumel sah de Garmo sich schon 
in Stuttgart uns ick musste ihn aus seinem siebenten Himmel durch die 
Präge »ob er denn überhaupt die Mittel zur Fristung seines Lebens in 
Stuttgart für die Dauer eines Jahres besässe »wieder auf den Boden der 
nüchternen Wirklichkeit zurückführen . Jetzt wurde de ^armo recht klein 
laut . ^r musste urit nun seine verhältnismäßig traurige Lage in Kassel 
offenbaren . Gewiss sei dank der Familie Frey für seinen ^ebensunterhal 
in Kassel gesorgt „ Seine Lehrerin hr^t^ sich durch einen ihn auf lange 
Zeit bindenden *ertrag , 3er indes ,wie v ihn als Geschäftsmann beruhigen 
konnte »rechtsunwirkt am war ,su decken gesucht . Sein voraussichtliches 
Engagement in Kassel am kgl Theater sollte erst nach günstig verlaufe 
nen u astspielen in etwa drei Jahren in Kraft treten , während ihm doch 
daran lag »so schnell als möglich an die Bühne zu kommen »um sich aus 
diesen drückenden Verhältnissen zu befreien . Über bare Mittel verfüge 
er soer überhaupt nicht . Bruder konnte ihm nun wenigstens ein En 
gagement -«an einer grossen Bühne nach einjährigen Studium bei ihm in si 
ckere Aussicht stellen wes ihn natürlich beglückte und ihm wieder Mut 
machte . Er wollte wegen der Beschaffung von Mitteln für seinen Lebeny 
unterkalt mit seiner Braut sprechen . Tableau ! Also auch schon eine 
Braut ! Uns »die wir nun regen Anteil an ihm nahmen »schien diese zei 
tige Bindung für einen noch im Studium befindlichen Kunsteleven ohne 
jede vorläufige Erwerbsmöglichkeit wenig günstig »aber tout coaprendre 
c'est tout psrdonner ! . Seine Braut Prl B. »Soubrette am kgl Theater 
In Kassel »die er bei seiner Lehrerin »von der sie protegiert wurde , 
kennen gelernt Matts ,wohnte in Kassel bei ihrer Grossmutter . Dort fan 
der viel in Gaststuben kampierende das häufig wohl sehr entbehrte Heim 
und daraus ergab eich alles Andere von selbst . Prl B. war recht intel 
ligent ,erkanntewohl bald die grossen Zukunfstmöglichkeiten »die ihm 
sein Talent eröffnete und so wurde aus der Kollegin sehr rasch eine 
^raut . Beim Publikum fand Frl B. »die mir und meanen Freunden »mit
	        
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