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grossen in Amerika gekörten Vorbildern vorschwebe.
So war nun über diesen jungen Sänger plötzlich die Erleuchtung gekom
men. Pur sein auf ein hohes Ziel gerichtetes Streben sprach die nun
mehrige Erkenntnis von der Unzulänglichkeit seines bisherigen Studiums,
Innerlich triumphierte ich . Vielleicht fand nun dochnoeh meine Idee,
dieser grossen Stimmbegabung ,eine ihr würdige Unterweisung und Führung
zuteil werden zu lassen »Erfüllung . Jedenfalls war Ich nunmehr fest
entschlossen »ihm weiterzuhelfen . Nachdem ick meinen Bruder naefc sei
ner Ankunft von der bei dem jungen Sänger inzwischen eingetretenen Wand
lung berichtet Matte und zu seinen Gunsten bei ihm intervenierte ,lenk
te mein Bruder nach anfänglichen Sträuben schliesslich ein . De Garmo
erschien nun wieder in meiner Y7oknung ,tr R t diesmal reckt bescheiden
auf und gleich wehte ein ganz anderer Wind . B&lu war der von mir so
sehr gewünschte Kontact zwischen Beiden hergestellt f . Ilach einigen
theoretischen Erklärungen sang ihm diesmal mein Bruder Verschiedenes
aus Schumann*s Diefeterlshbe vor ,um ihm vor allen Dingen die Verwen
dung der Mezza voce zu demonstrieren . Pc Garmo »der ganz entzückt zu-'
hörte ,rief spontan aus "So möchte er auch singen lernen". Mit seiner
natürlichen Intelligenz hatte er sofort erkannt »dass nur die völlige
Beherrschung der Stimme in allen Stärkegraden meinem Bruder es ermög
lichte »jedem Lied den ihm ianewohnendenStimmunggehalt zu verleihen
und dadurch grosse künstlerische Wirkungen kervorzubrin^en .Dieser
Augenblick war für Beide entscheidend »denn zwei Künstlersseien hatten
sich ins. Herz gesehen und fühlten wohl unbewusst »dass sie von nun. an
zusammengehören . Am liebsten hätte de Garmo sofort mit dem Studium be
gonnen* Nun fand euch mein Bruder ^cfclien an dem Jungen Sänger und es
lockte ihn,mit üiesem Talente eine künstlerische x at zu vollbringen.
&Y erbot sich ohne ?/eitcre3 »ihm «n-esiefexs seiner grossen Begabung und
seines offenbaren ernsten Strebens das Honorar so lange zu stunden »bis
seine "erhältniere Ihm die Bezahlung erlauben würden »vprüber natürlich
de G&rmo bei seiner völligen Mittellosigkeit sehr glücklich war . Nun
kiess es aber noch die cufcsistenzmi11el für einen mindestens einjähri
gen Aufenthalt in Stuttgart »dem damaligen Domizile meines Bj^ers ,
aufzubringen . In seinem Begeisterungstaumel sah de Garmo sich schon
in Stuttgart uns ick musste ihn aus seinem siebenten Himmel durch die
Präge »ob er denn überhaupt die Mittel zur Fristung seines Lebens in
Stuttgart für die Dauer eines Jahres besässe »wieder auf den Boden der
nüchternen Wirklichkeit zurückführen . Jetzt wurde de ^armo recht klein
laut . ^r musste urit nun seine verhältnismäßig traurige Lage in Kassel
offenbaren . Gewiss sei dank der Familie Frey für seinen ^ebensunterhal
in Kassel gesorgt „ Seine Lehrerin hr^t^ sich durch einen ihn auf lange
Zeit bindenden *ertrag , 3er indes ,wie v ihn als Geschäftsmann beruhigen
konnte »rechtsunwirkt am war ,su decken gesucht . Sein voraussichtliches
Engagement in Kassel am kgl Theater sollte erst nach günstig verlaufe
nen u astspielen in etwa drei Jahren in Kraft treten , während ihm doch
daran lag »so schnell als möglich an die Bühne zu kommen »um sich aus
diesen drückenden Verhältnissen zu befreien . Über bare Mittel verfüge
er soer überhaupt nicht . Bruder konnte ihm nun wenigstens ein En
gagement -«an einer grossen Bühne nach einjährigen Studium bei ihm in si
ckere Aussicht stellen wes ihn natürlich beglückte und ihm wieder Mut
machte . Er wollte wegen der Beschaffung von Mitteln für seinen Lebeny
unterkalt mit seiner Braut sprechen . Tableau ! Also auch schon eine
Braut ! Uns »die wir nun regen Anteil an ihm nahmen »schien diese zei
tige Bindung für einen noch im Studium befindlichen Kunsteleven ohne
jede vorläufige Erwerbsmöglichkeit wenig günstig »aber tout coaprendre
c'est tout psrdonner ! . Seine Braut Prl B. »Soubrette am kgl Theater
In Kassel »die er bei seiner Lehrerin »von der sie protegiert wurde ,
kennen gelernt Matts ,wohnte in Kassel bei ihrer Grossmutter . Dort fan
der viel in Gaststuben kampierende das häufig wohl sehr entbehrte Heim
und daraus ergab eich alles Andere von selbst . Prl B. war recht intel
ligent ,erkanntewohl bald die grossen Zukunfstmöglichkeiten »die ihm
sein Talent eröffnete und so wurde aus der Kollegin sehr rasch eine
^raut . Beim Publikum fand Frl B. »die mir und meanen Freunden »mit