Full text: Kultur der Geselligkeit; Intimes Musizieren; Ausklang; Harry de Garmo in memoriam (Band 3, Teil 2)

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Männer wie Jacob Burkhardt, den Dichter Geibel und den Maler Adolf 
Menzel wie andere Gelehrte und Künstler. Auch in späterer Zeit ha 
ben. noch verschiedene Berliner Salon o eine gewisse Berühmtheit er 
langt. Der Salon der Museumsdirektora von Ölfers* wo Hermann Grimm 
seine Sooays vorlas und wo der junge stürmische von ildenbruch 
für die ersten Früchte seine Muse warb und verst ndniävolle Zuhö 
rer fand. 
Im Jahre 1891 gedenkt Ernst von Wildenbruch in seinem Huchruft auf 
Hedwig von Oifero, die 91 Jahre alt wurde, in dankbarer Erinne 
rung an eigne gesellige Freuden in ihrem Hause des Lebens in den 
von ganz Berlin gekannten gelben Olfersehen Saales -».."Jeden Mitt 
woch war offener "Abend - so sagt Ivildenbruch - und dann versa” .ei 
te sich in den freu Ullohen Räumen der gesamte Glanz von Berlin, 
Häupter ddr Wissenschaft, Spitzen der Kunst, Würdenträger, Männer 
und Frauen aller Kreise.. 
Ton dem Kasseler Dichter und Sohrif'tateil.er Altmüller g.vuräe die 
ebenfalls aus Kassel stammende Sophie Junghans in dar • i-aua des in 
Kussel geborenen und in Berlin wirkerden Professors Hermann' Grimm 
eingefÜhrt. In den höchsten Tönen ehrlicher Begeisterung spricht 
Sophie Junghans von der ihr unvcrgessl1 eh gebliebenen Gattin Her 
mann Grimms, der Frau Gisela, einer Tochter der berühmten Freun 
din Göthes, der Bettina von Arnim. In Grimms Teegesellschaften 
getroffen, unter, anderem mit dem grosser.: Historiker Theodor Bonn- 
sen, über die sie ausführlich berichtet. Auch dom jungen Emerson, 
dem Sohne des geistreichen irerik"mischen Essayisten, der durch 
den amerikanischen Gesandten Georg Bancroft bei Hermann Grimm 
eingeführt wurde, begegnete sie dort. Aber noch manch andere Ber 
liner Salons verdienen Erwähnung wie derjenige der Frau von Helm 
hol tz, des Ägyptologen Lepsius, wo x die bese eidone Bewirtung 
sprichwörtlich war, 
In seinen prachtvoll geschriebenen Lebense^i m er ngen "Ich 
schwöre mir ewige Jugend" erzählt der dofprediger Johannes Dossier, 
wie man durch reinen Zufall in einen schöngeistigen Berliner Selon 
von hohem Rang, der* von einem Banne kränklichen Aussehens mit et 
was verwachsenem Bücken und ohne hochtönenden ' amen, unterhalten 
wurde, geraten konnte. Eine Zeit lang war der spätere hofprediger 
im kaiserlichen Hause Brinzcnerzi Hier und wohnte im hinter mit den 
Prinzen im berliner Stadtschloss. Um einige ihn besonders inter 
essierende Bücher zu erhalten, suchte Kessler aer Bibliothekar der 
kaiserlichen Hausbibliothek Walter Robert Tornow auf. die gern er 
auch cie Einladung■dieses kleine^ unan sehnlichen verwachsenen 
Männleins, zu densser: Donnerstagabenden zu kommen, urmahm, so ver 
sprach er sich kaum einen gesellschaftlichen Gewinn davon, eiche 
Überraschung er aber dann doch erleben sollte, das lassen wir ihn 
nur selbst erzählen, zumal diese, anschauliche Schilderung des 
Selb st erlebt er in wirkst-.: st ?r Weise meinen kleinen Streifzug durch 
berühmte Berliner Salons ereränzt. 
"In der damaligen "Berliner Gesellschaft" die zu einem erheblichen 
T< i\ ;n 25 -.Of.v.ncn . 4 er verschiedener: e~uie , r art - -n 
war, gab es Kreise,die. eine ganz besonders wertvolle Geselligkeit 
pflegten, in der nicht daa Materielle, sondern das Geistige viel 
fach’ das Schöngeistige üb erwog, ihinner wie Heinholtz, unter den ^ 
Gelehrten;Anton ;on Werner unter den Künstlern; die .rüder Gdssler 
unter den Ministern u.a. waren ihre Vertreter, ihre Häuser waren • 
'-isti'-c Zentren, ihre Abende ästhetische hr&ischungen in Getriebe
	        
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