Full text: Kultur der Geselligkeit; Intimes Musizieren; Ausklang; Harry de Garmo in memoriam (Band 3, Teil 2)

her ein zweimaliges Testspiel zu absolvieren * So fand in Kassel, 
wo Prl Martha Weber natürlich stets mein Säst war »ihr eigentlich 
erstes Auftreten auf der Bühne in der für~eine Anfängerin "sehr schwie 
rigen Bolle der Frau Pluth in dem "Lustigen Weibern von Windsor " 
statt»das sehr glücklich verlief »aber damit endete »dass der ebenfai; 
anwesende Intendant der Lübecker Oper sie auf der Stelle für sein da 
mals als Sprungbrettbühne für-aufstrebende Künstler sehr begünstigtes 
Institut gewann,zumal Graf Bylandt*Bheydt das fach ohne ihr Wissen 
inzwischen anderweitig besetzt hatte und deshalb wohl den Lübecker In 
tenlanten zur Vorstellung einlud »um siehpuf diese Weise aus der Af 
färe zu ziehen* , 
Hartha Weber wurde in Lübeck bald der Liebling des Publikums und ihr- 
■Leistungen wurden auch von der Fachkritik sehr hoch eing«sch r> ’tzt f wovoc 
die nachstehend wiedergegebere Kritik einer ersten Lübecker Zeitung 
Zeugnis ablegt , 
" Lass Prl . Weber - so heisst es darin — Mozart sinren kann,lass sie 
sogar eine besondere Qualifikation besitzt »ist bereits wiederholt ge 
jagt worden ♦ Ihre Elvira im H Lon Juan " verdient daher auch diesmal 
wieder Lob und Anerkennung . Ob die Cavalieri die grosse und wirklich 
schöne Es dur Arie »die Mozart dieser Sängerin zuliebe in die Oper 
noch nachträglich hineingeschrieben hat »besser , ausdrucksvoller ,®4ü 
grösserem Stilgefühl »mehr technischen Können und grösserer Schönheit 
gesungen hat »ist kaum anzuflejimen »denn Prl Weber sang sie wahrhaft 
glänzend und mit vollendeter ^echnik . Auch in ihren sonstigen Vorträ 
gen »in der Arie "Wo werd ich ihn entdecken " und anderwärts sang sie 
berückend »sie nahm eine n altung ein »die musterhaft war und betätigte 
ein Spiel »des volle Anerkennung verdient . Eine liebliche reizende’ 
Figur i 
Ihr aufsteigenaer weiterer künstlerischer Weg ging dann auch vfn Lü 
beck über die Hamburger Oper an das Hoftheater zu Weimar . ^ach ihrer 
Verehlichung mit einem namhaften Theater-Intendanten nahm sie kein 
festes Engagement mehr sä und beschränkte sich nur noch einige Jahre 
auf Gastspiele . “ 
Die von mir von Anfang an verfolgten»überaus glücklichen Ergebnisse 
der Lehrweise meines Bruder» »insbesondere derjenigen > die er bei Willi 
Kaiser und Martha Weber erz-feelte, »waren für mich bestimmend »seinem 
paedagogischem Wirken nun auch ebensolches Interesse entgegenzubringen 
wie bis dahin seiner erfolgreichen»aber leider durch katarrhalische' 
Behinderungen unterbrochene» K:»zerttät£gkeit . Jedesmal wenn er mich 
im Sommer in Kassel besuchte »war sein Lehrsveten der Hauptgegenstend 
unserer Unterhaltungen und wenn ich meinem Bruder »der nun wirtschaft 
lich unabhängig war »nicht mehr mit Geldmitteln zu unterstützen brauch- 
I“»gLöU-bto ich, ihm doch in faderer Weise behilflich sein zu können • 
Von vornherein wer mir klar »dass sein auf wissenschaftlicher Basis 
fundiertes iehrsystem gerade deshalb so gute .Resultate zeitigte als es 
ira egensstz zu de» vielen andere» propagierten Lehrmethode»", in denen 
3 ich häufig genug ein grosser Scharlatanismus breit m&chte, insofern 
auf natürliche physiologische Bedingungen stützte als es von der Er 
fahrung ausging »dass bei dem Lurchsingen einer Skais auf ledern Vokale 
die Klangeigenschaften der Vokale sich qualitativ ändern . Einmal er 
klingen die Vokale einwandfrei »ein anderes dfct, mangelhaft . Auf dem 
festen Grunde unanfechtbarer wiesenschiftlieher Erkenntnisse,die sieh 
mit seinen praktischen Erfahrungen vollkommen deckten »hatte nun mein 
Bruder sein System der Vokalto»birung über den gesamten jeweiligen 
Stimmumfang mit der richtigen ftegistereinteilung und unter Ausrottung 
aller verkommenden Stimaklangf©hier aufgebaut und folgerichtig entwic 
kelt . In voller Überzeugung zu dieser Erkenntnis nach den vielen Un 
terhaltungen mit meinem 3 ruäer gelangt»reifte i» mir in den w ahre» 
19o9 /1910 der Gedanke » dass zur Förderung des Wissens der Sänger und 
Sängeriaxxe» eine Schrift »in dem §8» ganze System zu Aufklärungszweckei 
in populärer und lebendiger Larstellung erläutert wurde ,hersusgegeben 
werden müsse .
	        
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