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Damals nahmen übrigens unter den Musikern die Hoftrompeter einen .be
sonderen Rang ein . Sie waren sozusagen die Aristokraten unter den
damaligen Musikern • Aus dem ursprünglichen Fanfarenblasen haben sie
die Kunst entwickelt ,die hohen Töne melodisch zu führen und hahmen
Lehrlinge nur gegen hohes Lehrgeld an »denn sie waren bestrebt »ihre
Kunst sorgfältig zu hüten • Zudem genossen sie besondere Schutzprivi
legien .Ja bis 1821 sogar haben sie als besondere Musikergruppe diese
Vorzugsstellung innegehabt . Aus ihnen entstand allmählich die moder
ne Militärrausik . Unter Landgraf Karl standen bedeutende italienische
Musiker , die auch als Komponisten Weltruf genossen »wie schon ein
gangs dieses Kapitels erwähnt »dem Kasseler Musikleben vor wie zB.
Fedeli und Chellerl . Unter ihnen wirkte Joh.Adam Birkenstock als
Konzertmeister der eis einer der vorzüglichsten Violinspieler seiner
Zeit galt . Landgraf Karl erwies sich auch vielfach insofern als Mä
zen als er junge begabte Musiker nach Italien zur weiteren Ausbildung
sandte . Unter der Regierung des Landgrafen Friedrich II.,der selbst
Violine spielte und oft den Proben der Oper beiwohnte,ja sogar die
Pistungen kritisierte »sind einige Musiker in Kassel besonders hervo]
getreten » die Erwähnung verdienen .Da war zunächst der hoch in der '
Gunst dieses Fürsten stehende Violinspieler Jacques Henz4 und dessen
Frau Anna Henzde »eine vprziigliche Sängerin.Ihr wurde eine sehr schöne
silbrig klingende und rührende Stimme nachgerühmt ,die mit der Oboe
wetteiferte . Ein smderei*Musiker und Komponist »dessen Huf sogar weit
über Kassel hinausdrang war Christian Kalkbrenner »ältester Sohn einee
Kasseler Stadtmusikanten . Zuerst Kspellknabe und Chorsänger spielte
er um 178o herum als zweiter Violinist in der Kapelle des Landgrafen
Friedrich II »aber sein Hauptinstrument war doch das Fortepiano .Nach
Auflösung der Kapelle ging er nach Berlin und wurde dort KÖpellmeiebe
3ter des rinzen Heinrich von Preussen • Als Komponist hat er in sei
ner Zeit eine nicht unbedeutende Rolle gespielt • 1798 wurde an der
grossen Oper in Paris seine Oper Olympia mit vielem Beifall aufgenom-
nen , Als zweiter Bratschist wirkte in der Kapelle 1784 -85 G. C.
Grossheira mit . Später wurde dieser ein gesuchter Musiklehrer in Kas
sel .
Neten ier Oper wurde besonders die Kirchenmusik gefördert »aber unter
Friedrich II. erfuhr auch des Konzertleben in Kassel eine bemerkenswer
te Förderung »denn seiner Stiftung ist die Entstehung eines ständigen
besoldeten Sängerchores »der aus einem dem Lyceum Fridericianum angegl
gliederten Schullehrerseminar gebildet wurde »zu danken . Eö standen
l - 23 besoldete Sänger und 12 - 14 Knaben für die Aufführung gros
ser Chorwerke wie des Händel*sehen Messiaa^des Grsun *schen Tod Jesu,
des Stabat Mater von rgolese und des JesuLeiden und Tod von Philipp
aasnuel Bach und endlich der Haydn*'schen Werke Schöpfung und Jahreszei
ten zur Verfügung .Ja dieser Chor sang sogar auf der Strasse vor den
HiUsern Kranker und Sterbender geistliche Lieder .Hier haben wir also
schon die Anfänge eine3 richtigen eignen Konzertlebens »wenüauch die
Veranstaltungen meistens noch in der Kirche stattfanden. Es darf niemali
verkannt werden,dass vor 175o die Stärke und Schönheit der Musik vor»
nehmllhhdurch die Herrschaft der Kirche &ervorgebracht wurde. Esart in
der eit der Aufklärung ^also in deri^iun folgenden Jahrzehnten ging der
Zug der £rit auf eine weltliche Kunst • Übrigens musste der vorhin
erwähnte Chor unter dem H 8C hfolger Friedrich II. dem sehr sparsamen
Wilhelm IX^dem späteren ersten Kurffttrsten , auch im Theater »das sich
*egen der schlechten Dotierung keinen eignen Chor mehr halten konnte,
aitwirken,Der Seminarchor sang von 1788 -1816 im Theater als auch un
ter JerGrae »der für seine Oper sich auch auf diese Weise die Kosten
besonderen Theaterchor sparte . Wie fast überall trat all-
aahlich auch in Kassel eine Verbürgerlichung der Konzertveranstaltunger
ein. heutzutage wird das Konzertleben in der Öffentlichkeit als etwas
durchaus Selbstverständliches angesehen und man übersieht zu leicht die