Full text: Das Kasseler Theater- und Musikleben im Wandel der Zeiten; Im Banne der bildenden Kunst (Band 3, Teil 1)

6 
In dem schon erwähnten Ball-und Reithaus wurden die Hof feste »bei de. 
nen es in Kostümen und Deko*rationenzu einer grossen Prachtentfaltung 
kam »veranstaltet. So waren aber auch die Schauspiele »Opern und Bal 
lets äusserst prunkvoll ausgestattet . Erstaunlich klingt »was alles * 
in Dresden im Jahre 1755 nach einem zeitgenössischen Berichte im Tri 
umphzug des Afctius in der Oper " Enzio ” auf der Bühne zur Mitwirkung 
herangezogen wurde . Es ist da die Rede von 4oo Menschen » 1 ö2 Pferden 
5 Wagen ,8 Maultieren ebensoviel Dromeardaren und etlichen Elefanten. 
Übrigens soll das Maschinenwesen auf der Bühne schon ziemlich weit ent 
wickelt gewesen sein »so dass schon überraschende Bühnenbilder und 
Verwandlungen geboten werden konntwn , 
In den Reiseerlebnissen des schon öfters zitierten Frankfurter Patri 
ziers von Uffenbach findet sich auch ein origineller Bericht über ei 
ne von ihm allerdings nicht in Cassel, sondern in Breunschweig gehörte 
und gesehene Händel’sehe Oper ,der es ermöglicht »sich eine ungefähre 
Vorstellung darüber zu machen »was damals schonen grösseren Bühnen auf 
geboten wurde »um nicht nur ,der die Musik allein zu wirken »sondern 
auch dmreh die Vorgänge auf der Bühne dem Sensationsbediirfnis und 
Geschmack des Publikums Rechung tu tragen " Man Spielete die 
ses Mahl - so schreibt Uffenbach - eine in Hamburg parodirte und eh- 
mahlen in London von Händel gesetzte Opera »Alexander genaht, 
die durch und durch ausbündig schöne Arien und viele pompöse Maschi 
nen hatte »sonderlich der Triunpfwagendes Alexanders »von zwey Elephan- 
ten gezogen,welche so natürlich aussahen »den Schnabel »Ohren und 
Schwänze schicklich bewegten und in allem sich so gut elephantisch 
anstelleten »dass es man ohnmöglich vor zwey ^erle »einer in jedem 
Staken angesehen hätte. Unter andern war auch eine Dekoration eines 
Sals mit vielen Treppen und eineleibhaffte Wasserkunst mit einem ohn- 
gefehr 3o Schu hohen schönen Strahl merkwürtig »dessen Springen die 
frisse Lufft in dem Theatro ganz abkühlete und es recht angenehm mach 
te." _ 
Wie auch in anderen Residenzen setzte sich das Publikum in Cassel zu 
meist aus den vornehmsten Ständen »die zur nächsten Umgebung des 
Hofes gehörten »zusammen . Bürgerliche,wurden meistenteils nicht zu 
gelassen . Für ihre theatralischen Bedürfnisse sorgten die durchrei 
senden Wandertruppen »die in Bretterbuden auftraten , 
Um die Mitte de3 18ten Jahrhundertsherum lag »wie überall auch in Cas 
sel die deutsche Schauspielkunst noch s ehr im Argen . Aber hin und wie 
der gab es doch einige-Lichtblicke »wie ein Brief vom 24 März 1764 
eines gewissen Reiffstein »der dem Hofe und eien intellectuellen Krei 
sen in Cassel nahe stand ,erkennen lässt . In diesem Briefe »in dem 
er im Allgemeinen nicht sehr günstiges über das Schauspiel in Hessei 
zu berichten weiss, sagt er u. A. : ” Wir haben hierbisher 
einige Schauspiele zu sehen bekommen »welche »ob sie gleich mehrt: • 
teils aus lauter Possenspielen bestanden »dennoch unter anderen die 
gute Wirkung gehabt »dass man bei Gelegenheit manches guten Trauer - 
und Schäferspieles von einer unbekannten Schönheit der deutschen Dicht 
kunst und Sprache ermuntert worden »sich mit beiden mehr und mehr be 
kannt zu machen und das ziemlich dicke Vorurteil gegen die fremden Vor 
Züge allmälig abzulegen • ” 
Ein anderer Brief des genannten Reiffstein vom 23 Januurrl75l bietet 
in diesem Zusammenhänge insofern einiges Interesse'als er darin das 
Wirken einer Theatertruppe in Cassel f die damals als eine der besten 
in Deutschland galt »zu würdigen sucht . Es handelt sich dabei um die 
Gruppe des Franciscus Schuch »der übrigens auch der letzte Hanswurst 
darsteller der deutschen Bühne gewesen sein soll .Schuch der sich 
durch Gottsched Leipzig an Reiffstein hat empfehlen lassen »kommt bei 
dieser Würdigung »die zugleich einigen Aufschlussüber das gepertoir 
und die damaligen in Theaterstücken behandelten Stoffe »gibt »ganz 
gut weg .
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.