Full text: Streiflichter auf das wirtschaftliche, geistige und gesellige Leben Kassels (Band 2)

und Hausmärchen " als die Herausgeber und Ausdeuter des "Eessobrun- 
ner Gebets " und des "Hi&debrandsliedes " ,sondern nur als Führer 
durch die kurfürstliche Bibliothek angeführt ^”Bie bei der Biblio 
thek angestellten Gebrüder G r imm ’’ - so heisst es in diesem recht 
prosaisch und nüchtern abgefassten Fremdenführer - Männer , denen 
die Literatur von Amtswegen obliegt und die darin ausgezeichnete 
Kenntnisse besitzen sind Jedem fremden zuvorkommend und höflich 
und zeigen die A, stur - Kunst - und wissenschaftlichen Schätze im 
Museum und in der Bibliothek in lobenswerter Bereitwilligkeit . ” . . 
Wäre ihre -Bedeutung vom Kurfürsten Wilhelm II.,dem ja nun allerdings 
jedes Verständnis für wissenschaftliche Dinge vollständig abging ,nu. 
eini ermaßen erkannt würden ,so wären sie bei der Neubesetzung des 
Directorpostens an der Bibliothek nach dem Tode Völkels nicht über 
gangen worden . An ihrer Stelle wurde vom Kurfürsten der Historiker 
Christoph Rommel ,der den Grimm’s in wissenschaftlicher Hinsicht be 
deutend nachstand ,berufen . Selbstverständlich erbaten die beiden 
Grimm’s sofort ihre Entlassung und folgten einem ehrenvollen Rufe 
nach Göttingen , um später an der Berliner Akademie der V/iss^enschof- 
.ten sich durch ihr Wirken höchsten Ruhm zu erwerben^. Als bei einer 
kurfürstlichen Hoftafel von der Berufung der Brüder Grimm nach Göt 
tingen die Rede war »bemerkte der sächsische Gesandte ,er hätte den 
Auftrag gehabt »sie für ^eipzig zu gewinnen und nur die Rücksicht au: 
die guten Beziehungen zum Kasseler Hofe habe ihn bestimmt ,von Unter 
handlungen mit ihnen abzusehen . ^etztü erst schien dem Kurfürsten 
ein Licht aufzugehen ,denn er fragte den anwesenden Rommel ,ob denn 
die beiden Grimms wirklich so bedeutende Gelehrte wären ,was ihm 
dieser allerdings mit einiger Verlegenheit bestätigen musste . 
Von welchem u eiste das damalige kurfürstliche Regime beseelt war , 
das illustriert am besten die schikanöse »kleinliche ,ja geradezu 
Verletzende Behandlung ,die seitens des Oberhofmarschallamtes man 
einem Gelehrten wie °acob Grimm wegen eines Rechenfehlers von 1o 
Kellern angedemhen liess . Dieser unbedeutende Rechenfehler gab An 
lass »Jacob Grimm "gänzlichen Mangel an Begriff vom Rechnungswesen 1 ' 
ja einen " gewissen Hang zur Ungebundenheit in der Verwendung von 
Bibliotheksverlagsgeldern " vorzuwerfen • Auch die Würdelosigkeit , 
die darin lag »Gelehrte von dem Range der Brüder Grimm mit einfachen 
Abschreibarbeiten zu beschäftigen ,'wurde offenbar von den damals maß 
gebenden Behörden garnicht empfunden . Wiederholt seufzte Jacob Grimi 
in seinen ^riefen über -die geistlose Arbeit »die darin bestand : 
" täglich 4-5 Bogen zu schreiben »abzuschreiben »dass mir die Fin 
ger weh thun . ” Von Wilhelm Grimm liegen ähnliche Äusserungen nicht 
vor so dass man wohl annehmen darf »dass er sich ruhiger ins Unver 
meidliche gefügt hat • 
Po schieden die Grimm’s im Jahre 1829 aus dem ihnen so liebgewordene? 
Kassel , wo ihr Weggang balä als ein grosser Verlust empfunden wurde. 
Zu den sieben Göttinger x rofessoren gehörend , die gegen die Verfas 
sungsaufhebung in Hannover protestierten »wurden die Brüder Grimm, 
im Jahre 1837 w ihres Amtes in Göttingen entsetzt und kehrten nun wie- 
In Kasseler intellectuellen- Kreisen gab man 
der nach Kassel zurück _ ___ , . , 
sich damals der Hoffnung hin »dass nun vielleicht behördlicherseits 
A 
an «« « aJIi^K w _ . . . _ . . 
Heimatlande zu erhalten . Aber es geschah nichts dergleichen 
sie dann später im Jahre 184o ihre Berufung nach Berlin erhiel en , 
liess man sie ruhig wieder ziehen . ^ 
Was damals ganz Hessen bewegte ,ja was die Heimat empfand ;ues e 
keiner besser zu deuten und auszusprechen als uer zu je * , . 
in Kassel weilende Dichter Dingelstedt ,der es so vo rz” ver 
stand , allen ^eitfireignissen in klangvollen unc -re.ftfnöen r 
sen Aufdruck zu verleihen . 
sich damals aer nonnung mn »uaae huji viciicitni " . ~~ 
Anstrengungen unternommen werden würden »die beiden B.rüder dauerncd 
an Kassel zu fesseln und sie entgültig ihrem von ihnen so geliebten 
u • -t Ahor oe ffpprhph ninhts dergleichen • Als
	        
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