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Streiflichter a ufd a 3
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! it - • k o Lebern K £ s a e l a
Aud meinem Berufe als Industriekaufmann ergab! sich mit Naturnot
wendigkeit ,dass ich allen Dingen , die mit dem Kasseler wirtschaft
lichen Lebe» i» irgend einem Zusammenhänge standen ,von jeher des
grösste* Interesse entgegenbrachte ,ebenso wie ich aber auch als
geistig interessierter# Mensch angeregt wurde »alle Erscheinungen
zu verfolgen ,die auf dem Gebiet® des Geisteslebens nicht nur wah
rend meiner Kasseler Jahre ,sondern auch in früheren Zeiten hervor
treten und die mir einer Würdigung wert erschienen. Endlich war es
für mich nicht ohne Heiz ,neben meinem Gedenken an eigne angenehme
Erinnerungen aud dem geselligen Verkehr mit Menschen aller Stände
und Berufe den Geselligkeitsbestrebungen ,wie sie sich im Kasseler
öffentlichen Leben in meiner Zeit und in weit zurückliegenden Zeit
läuften zeigten, nachzuspüren .Loch nur in einem flüchtigen Streif
zuge durchwandere ich alle diese Gebiete »hier wie überallJErlebtes
mit durch Studien Angeeignetem verknüpfend . Nicht aber beabsichti
ge ich — wie es vielleicht den Anschein erwecken könnte - in tiefer
schürfender Weise Wechselwirkungen ,die sich aus dem wirtschaftli
chen »geistigen und geselligen Leben leicht ergeben »sufzuzeigen .
Praglos bestehen solche Wechselwirkungen und ein Kulturforscher könn
te in dieser Richtung die interessantesten Erhebungen anstellen »wie
auch geistvolle Abhandlungen über ein solches Thema schreiben . HMf
rum sollte nicht ein blühendes Wirtschaftsleben sich günstig auf di«
geistige und gesellig# Kultur auswirken , die - wie man doch weiss
oft in ausgesprochenen Industrie- und Handelszentren in grosser Blü-J
te steht ? Aber auch in Residenz- und Universitätsstadten ,wo ein
reges v/irtschaftliches Leben nicht sonderlich gedeiht »kann, geis
tige und gesellige Kultur einen hohen Stand erreichen »ohne dass sie
aus den Quellen einer reichen Wirtschaft gespeist zu werden braucht.
Wenn ich diese Gebiets sozusagen nur durchstreif« »gelüstetes mich
nicht »etwa nach den Lorbeeren eines Kultmrforsehers ,1er - will er
überhaupt etwas Ernsthaftes zustande bringen - auf ein umfassendes
Quellenstudium an Ort und Stelle sich stützen muss . Nein , mich lei
tet nur der Ehrgeiz »auch hier wieder in ganz zwangloser Form jedem]
dieser ^ebiete getrennt meine auf eigne Erfahrungen oder Studien
basierenden Betrachtungen zu widmen »ohne etwaigen Zusammenhängen
nachzuspüren oder Folgerungen zu ziehen ; aber doch immer wieder
schweift auch hier mein Blick in die Vergangenheit zurück »um wenign
stens hier und da hervortretenden Entwicklungstendenzen gerecht zu
werden .
Wirtschaftliches Leben
Um die Jahrhundertwende »als ich in Kassel in meinen neuen Wir
kungskreis eintrat ,stand das sich schon seit Jahrzehnten in auf
steigender Entwicklung bewegende Kassler Wirtschaftsleben in hoher
Blüte . Für den die Stadt Kassel nur flüchtig besuchenden Fremden..!
war der kräftige Pulssehlag einer verhältnismäßig hoch entwickel
ten Industrie , die nstöirgemäss auch einen lebhaften Handel u>- LyH
kehr im Gefolge hafte , nicht sofort spürbar • In ihrem Inneren hat
te sich die Stadt ganz den vornehmen Uharakter einer früheren fürst
lichen Residenz bewahrt . Zumeist hatten sich Industrie und Handel
diskret in den Aussenbezirken angesiedelt und störten nirgends das
reizvolle Stadtbild . Wie auch vielfach anderwärts hat sich in Kas
sel der industrielle Aufbau aus kleingewerblichen Verhältnissen ent
wickelt und setzte eigentlich erst in der zw-eiten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts im grossen Stile ein »ohne vielleicht nicht so orga:- -