44
tischen Verwendbarkeit zur Besserung der wirtschaftlichen Lage sei
ner Unterthanen . In diesem Zusammenhang hat man auch den Plan der
Errichtung einer besonderen Vorbildungsanstalt für die'Universität
zu beurteilen , der zur Gründung des Collegiums führte . Der Zwevk
der neuen /nstalt war einen den modernen Anforderungen entsprechen
den Vorbereitungskursus für das Universit tsstudium zu bieten • Erst
in einem viel spateren Stadium hat dieses w Gymnasium illustre " >das
von Anfang an keiheibe keine Ritterakademie sein sollte ,einen mehr
aristokratischen Zuschnitt und seine Bildung einen weiteren Nahmen
bekommen . ”...•
Was aber eigentlich dem Landgrafen c srl vorschwebte ,war die Gründun, i
einer Akademie für Kunst und Wissenschaft in Kassel ,zu deren Lei
ter er den bedeutendsten Physiker der damaligen Zeit Lenys P a p i n
berufen wollte . Wie imm Wirtschaftsleben ,so kannte auch auf dem Ge-I
biete der Kunst und Wissenschaften Landgraf Karl seine hochfliegendei |
Pläne nur im begrenzten Maße verwirklichen • Es fehlten ihm wohl docl J
die grossen finanziellen Mittel ,deren er zur Durchführung seiner ed-1
len wie idealen Absichten bedurft hätte . Über des -Landgrafen Karls
gemeinschaftliche wissenschaftliche Arbeiten mit Denys Papin habe
ich schon ananderer Stelle gesprochen . Als Papin Kassel verliess ,
waren es hauptsächlich die als Dozenten für das Collegium Carolinum .;j|
gewonnenen Professoren Peter Wolfort und Lothar Zumbach — letzterer
ein grosser Mathematiker und Astronom - mit denen er gemeinsam seiner i
Wissens d-haftlichen Bestrebungen nachging und seine Studien betrieb.
Prof. Zumbach ,der am Carolinum auch in Anatomie und Experimental
physik dozierte ,war auch zugleich der Leiter der landgräflichen
Sternwarte , die auf dem noch heute vorhandenen ,natürlich vielfach
umgebauten Bellevueschlösschen eingerichtet wurde . Zumbach erfand
auch eine grosse Anzahl astronomischer Instrumente , die der Kasseler
Mechaniker J. A. Hergett ausführen musste . Landgraf Karl war wie
seine Ahmen ,insbesondere der Landgraf Moritz ,aufrichtig bemüht,
den Bildungsstand seines Volkes zu heben ,zumal das hessische Schul
wesen sehr"im Argen lag und gerade die heranwachsende Jugend des A-
dels intelectuell verwilderte ,ober weder beim Adel noch beim Volke
fanden diese Bestrebungen den von den Landesherren immer wieder er
hofften Widerhall. So verödete auch allmählich wiedrr das Collegium
Carolinum, der Besuch liess bald nach der Gründung wesentlich nach
,waa die Professoren Wolfart und Zumbach zu einer Eingabe an den Lancj
grafen veranlasste ,worin u. A. gesagt wird ,dass die ” Studiosi »ditj
sich in dem Collegio Physico Mathematico zware ahnfänglich sonder
Zweiffel auss einer blossen ahngebohrenen Kuriosität häuffig genug
eingefunden ,hernachsmahls aber wiederum ahngefangen haben ,sich mehJ
und mehr zu verliehren . M Wissbegierige 2uhörer oder solche die
nur durch Neugierde getiieben wurden ,fanden sich wo$l ein • Es fehl-jj
te iedoch an festen Bestimmungen über die Aufnahme ,durch die man ei
ne Auslese unter den Hörern hätte treffen und von den Hörsälen min
derwertiges Material fernhalten können. Trotzdem wurde das Carolinum \
fast das ganze Jahrhundert erhalten und erlebte unter dem Landgrafen
Fried£i€& !*• wieder einen grösseren Aufschwung »worauf noch an an
derer Stelle zurüezukommen sein wird . Unter Landgraf Karl war das
Hes^senland - was zu seinem Ruhme gesagt werden muss «*• eine Zufluchtil
stätte für aufgeklärte Geister • So berief er u. A. nacJQ Marburg den
grossen Philosophen Christian von Wolff ,den der tyrannische und in
eeiat-i^^# Dingen sehr dogmatisch denkende König Friedrich Wilhelm I.
von Preussen — da Wolff*s Lehren ihm nicht gelielen — aus Halle ver
trieb . Binnen 24 Stunden musste der gelehrte die Stadt bei Strafe
des Stranges verlassen.
In die Regierungszeit des Landgrafen Wilhelm VII. fällt die Grün
dung der berühmten Kasseler Gemäldegalerie . Als holländischer Gene
ral und Gouverneur der ^’estuHg Maastricht hatte sich dieser Landgraf |
dem allein der Ruhm für diese Schöpfung gebührt ,ein grosses Ver
ständnis für die niederländische Malerei des 17 ten Jahrhunderts