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bedeutendes Geschäft in Garnen und Webwaren betrieb und später euch
durch Aufstellung einiger Bandwebstühle dem Handelsgeschäfte einen klei
nen Fabrikbetrieb angliederte . Aus diesen geringen Anfängen erwuchs
schliesslich der Riesenbetrieb der Salzmann’sehen Werke »deren eigent
licher Gründer der im Jahre 1855 geborene Sohn des vorgenannten Büger-
meisters ,der spätere Kommerzienrat Heinrich Salzmann war »der echte
Typ eines wagemutigen und schöpferisch begabten Industriemannes .
Bei seinem Tode im Jahre 1915 waren die Salzmannschen Werke das bedeu
tendste Unternehmen dieser Art auf dem Kontinent ,aas in seinen Fabri
ken des In- und Auslandes 2825 Webstühle und 649o Spindeln in Betrieb
hatte sowie 3488 Arbeiter beschäftigte . Trotz den Absatzkrisen »denen
in neuerer Seit auch diese Industrie ausgesetzt war »haben neben den
bedeutenden Salzmann 1 sehen Werken auch die anderen drei grossen Kas
seler Unternehmungen in der Segeltuchfabrikation mit ihren gweigfabri-
ken in Kassel ’s nächster Umgebung »in anderen ^egenden Deutschlands
wie auch im Auslande an der Bedeutung »die sie im Laufe der Jahrzehnte
erlangt haben »kaum etwas eingebüsst »vielmehr den ausschlaggebenden
Einfluss auf den Markts der von ihnen hergestellten und in ij$rer Ver
wendungsmöglichkeit sehr vielseitigen Erzeugnisse behalten . Diese Er
zeugnisse bestehen vorzugsv/eise aus Schiffahrts- und Zeltsegeltmchen,
aus fertigen Zelten »Faltbooten etc , aus Wagen - und Waggondecken ,tec*
nischen Geweben der verschiedensten Art wie Press -» und Filterstoffen
für die Farben - »chemische »keramische und Zuckerindustrie »aus Schuh-
und Koffersegeltuchen »Einlegestoffen für Auto- und Fahrradreifen »Ar
beiterkleidung u. s. w. . Alle diese Fabriken besitzen aber auch moder
ne Färberei- und Imprägnieranstalten .Auch die Wachstuchfabrikation wirc
von den Wachstuch und Kunstlederwerken AG in Kassel im Grossen betrie
ben . Als bemerkenswertes Unternehmen der Textilindustrie besteht schon
seit Ende des 18 ten Jahrhunderts die bekannteffüher der Familie Engel
hardt gehörende Blaudruckfabrik »die jetzt von der.Kasseler Druckerei
und Färberei A G. übernommen ist . Seit etwa vier Jahrzehnten ist die
Jutespinnerei und Weberei in Kassel heimisch wie auch eine in Kassel
betriebene Wollwäscherei und Rosshaarspinnerei in diesem Zusammenhänge
Erwähnung verdienen.
recht ansehnlicher Bedeutung war schon vor mehr als einem Jahrhun
dert die x abakfabrikation in Kassel gediehen und die Fabriken von Thor
becke »Pfeiffer »Ulrich Strubberg und Breda genossen in Deutschland
Ruf und Ansehen . Heute sind in Kassel von dieser Industrie nur noch
kümmerliche Reste vorhanden . ^s wprde in diesem Nahmen zu weit führen
die mehr oder minder grosse Bedeutung aller sonstigen Kasseler Fabri
kationszweige »die immerhin Beachtung verdienen »zu würdigen »wie die
Fabrikation von pharmazeutischen Bedarfsartikeln (A. G. Wefaderoth )
von Instrumenten aus Glas »Metallen und ysrtgummi für ärztliche
chirurgische und sanitäre Zwecke (Evens & Pistor ) die Herstellung
von Lederwaren (Schuhe »Treibriemen »feine Lederwaren ) Buntpapier und
Rartonnagenfabrikation wie auch die Farben und Lackindustrie (Reiffen
& Co ) 7/eltbekannt ist auch die Kasseler Stock und Pfeifenindmstrie ,
in früheren Jahren vielleicht mehr als jetzt die Fassfabrikation .
Gegen Mitte des vorigen Jahrhunderts herrschte auch im Bierbrauergewer
be noch der Kleinbetrieb vor . Etwa 24 mittlere und kleinere Brauerei
en gab es damals noch in Kassel .Beute dagegen sind es nur nrei Gross
brauereien (A. Kropf »Hessiche und Herkulesbrauerei und Schöfferhof—
brauerei ) »die die durstigen Kasselaner mit edlem Bgrtsensaft versor
gen .
Schliesslich sind noch die grossen Nährmittelfabriken (Schule -Hohenlo
he A. G. und Kasseler ^aferKakao Haussen &Co)erwähnenswert.
Mit der stetig zunehmenden Entwicklung der Industrie in dem Zeitraum
zwischen den beiden Kriegen 187o bis 1914 und dem dauernden Anwachsen
u.er Bevölkerung gelangten auch Handel und ©werbe zu grosser Blüte.