Full text: Streiflichter auf das wirtschaftliche, geistige und gesellige Leben Kassels (Band 2)

- 16 - 
u»d asch 
i* aeija^r Musurgie u»d nach M-ibom*s Beschreibung liess der feuriose 
Herr nachmachen*. Alles dieser Gattung aber übertraf das berühmte 
Ketzenklavier »eine höchsteigne Erfindung des Landgrafen. . Vierzehn 
Katzen voa verschiedener Grösse und Alter wurden im einen Kasten so 
eingesperrt »dass jede abgesondert soss und den Schwanz heraussteckte, 
7 r ej** nun das Klavier gespielt wurde »so stachen die spitzigen Tasten 
in die Schwänze der verschiedenen alten uad grosser, »jungen uad klei 
ne» Katzen eia »und das mannichfaltige Geschrei der vierzeha gestoche 
ne» ^estien produzierte die allerdings ia ihrer Art einzige Katzem- 
oysmphonie . ... 
Als eine eigne Erfinduag des Landgrafen Karl wurde auch eins ia der 
Kunst kämme r aufg*stellter Apparat ausgegeben »dea man als Urbild eines 
Pers nensufzuges bezeichnen kanua* Ia Frankfurt hatte der Landgraf Karl 
in dem P&trizi'-r Joho Armand voa Uffenbach insofern einen Konkurrenten 
als auch dieser eia Sammler war »dessen Leidenschaft und Neigungen sic 
in vieler Hinsicht mit denen des Landgrafen Karl begegneten . Dieser 
Frankfurter Patrizier war besonders darauf bedacht »sich eine Biblio 
thek von Büchern »die mathematische »physikalische »technische uad i- 
kOÄOgraphioche r robleme behandelten und die er auf seinen vielen Rei 
sen ausfindig machte ,cnzulegen . Es muss ein hochgebildeter Mann ge 
wesen sein »der sich weit über den philiströsen Geschmack seiner Zeit 
erhob . Auf seinen Reisen kam er natürlich auch öfters nach Kassel und 
besichtigte die Kunstkammer »in der ihn der erwählte Personeafehrstuhl 
ganz besonders zu interessiere» schien . Ia seinem Tagebuche einer 
" Spazi'-rfarth durch die Hessische in die Braunschweig-Lüneburgischen 
Lande (1720) "gibt er eiae ganz ausführliche Beschreibung dies.es Fahr 
stuhl -ähnlichen Apparates »die er durch eine beigegebeae Zeichnung 
noch wesentlicher verständlicher nacht . Liese Beschreibung und Zeich 
nung werden auch heutige Leser noch wegen des Furiösitätswertedjdieaes 
Urahnen eines Personenfahrstuhles interessieren .In Uffenbaeh f s Tage 
buch hiess es also : 
... ” In der Mitten des Zimmers eher war eine Curicreität , womach ich 
insonderheit gef raget hatte »nehmlich ein grosser achteckender 
s e b a 1 g »auf welchem eine Gesellschaft sitzen und sich sampt 
Tisch Stockwerk hoch in die obere Buchte »30 über dem L immer war 
heben und blasen lassen konte . Es ist eine Erfindung des 
Herrn »so es anstatt der Treppen an verschiedenen Orten seiner Lust- 
höufser anbringen wollen . Es würde aber meines Erachtens viele Schwük 
rigkeiten gehabt haben »denn ohne die Hinfälligkeit der Blasebälge , s 
immer wandelbahr werden und den Wind bey einer drauf liegenden Lact 
nicht halten ,folglichjillinählich nachlassen und die Masdhine von selb^ 
heruntersenken machen »zu gedenken »so gehören viele Menschen »die un 
tern Blasebälge zu treiben »dazu , und istü überdas eine unschickliche 
sperrige Sache »die sic 1 ' ohne Missstand nicht leicht snbrir.gen lasset 
so dass ich die Sache vor weit ingeniöser mir eingebildet »als sie her 
nach bei diesser Besichtigung gefunden . Sie besteht »wie hier nach 
folgende Abzeichnung es ausweisset »aus einem achteckenden »vielmahls 
zusammengefalteten Blasebalg "a " »dessen Oberfläche ein starkes Brett, 
die Seiten aber dünne Bretter mit Leder überzogen »wie bey gemeinen 
Orgelblasbälgen bräuehlich ist . In dem unteren Boden »so wiederum ein 
starkes -^rett »das fest angemacht ist »befindet sich einjpder etliche 
Ventile , /eiche den Y/ind »der durch zweyjgrosse Schmidblasbälge ”b " so 
darunter liegen »einlassen »folglich also das obere Brett des acht 
eckenden Blasebalges allmählich erheben und die daraufbefindlichen 
Persohnen hinaufb ringen *I>8fliit aber dasselbe nicht hin undher wanke und 
recht horizontal hinauf steige so'ist das ganze Werk zwischen vier ötff_ 
gerichtete Pfostens »an welchen besagtes Brett sich mit Armen und 
.Rollen ” d " beweget und in gleicher Linie hinangehet »befestiget udd< 
eingeschlossen . An einer Seitengehet aus dem oberen Blasebalg eine 
dicke blecherne und mit. einem starken messingen Hchnen versehene Roh- 
»durch welche man den Wind nach Belieben auslcs- 
^.ieder heruntersenken machen kann, 30 aber dieses 
»indem der Blasbalg so schadhafft gemessen »dass 
regierenden 
re " e ” in die Höhe 
sen und die Maschine 
Mahl kaum n.öthig war
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.