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sen , die immer wieder in das 18 te Jahrh<undert ja , selbst in
noch frühere Zeitperioden zurückführen ,wie sehr auch die wirtschaf
liehe Structur ,die in früheren Zeitläuften mehr oder weniger durch
bestimmt war , dapk der grossen Verkehrserleichte
letzten hundert Jahre grundlegende Änderungen er
Hach, heutigen Vorstellungen konnte sich eine (kB:
überall so auch in Kassel erst mit der Einführun
richtig entfalten und wenn eine derartige Ent- ick
die Landwirtschaft
rungen während der
fahren heben mag .
Grossindustrie wie
der Dampfmaschine
lung in Kassel erst in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
und dann auch erst langsam einsetzte ,also viel später als in andere
^egenden Deutschlands,so ist man eben -und wohl mit Recht - geneigt
ganz allgemein in den lästigen Hemmnissen ,die in der kurfürstliche
Zeit einem wirtschaftlichen Aufschwünge entgegenstanden ,die Haupt
ursache zu erblicken . Erst nach 1866 als diese jpimnisse unter lern
preussischen ifegime fortfielen ,ist ein starker wirtschaftlicher
Auftrieb feststellbar . An Unternehmungs- und Erfindungsgeist , der
befruchtend auf das Wirtschaftsleben einwirkte , fehlte es ,wie an
manch eklatanten Beispiel es nach gezeigt werden soll , in Kassel
sicherlich nicht .
Dass die grossen niederhessischen Braunkohlehvorkommen ,aie auf et
wa 3oo Millionen Tonnen geschätzt werden ,Kassel * s Wirtschaft im
mer massgebend beeinflusst haben ,ist ohne Weiteres einleuchtend .
Der im Kasseler jbvier betriebene -Braunkohlenbergbau ist viel älter
als die meisten ahnen mögen* Schon im ^ahre 1578 wurde mit dem Ab
bau von Kohlen am Meissner begonnen. Der erst“- Stollen befand sich
ungefähr an der Stelle ,wo das heutige Schwalbenthal liegt . Was
die Kohlengewinnung im ^“eissnergebiet schon damals sehr wünschens
wert erscheinen liessx ,war besonders der Umstand »dass zum Sieden
des Salzes in der Saline Sooden - Allendorf grosse Holzraengen aus
den umliegenden Wülderrwerbraucht wurden und durch diesen sehr be
trächtlichen Holzverbrauch beim Landgrafen Befürchtungen für den Be
stand der Waldungen geweckt wurden . Dieses Holz durch Kohle zi er
setzen , lag deshalb sehr nahe und so trat schon damals die Erkennt
nis zu tage ,dass es wirtschaftlicher sei als geizmittel Kohle an
Stelle des Holzes zu verwenden . Dies führte in erster Linie dazu ,
die Kohlenförderung in grosserem Umfange zu betreiben * Nach und
nach wurden auch in anderen Gegenden um Kassel herum beträchtliche
Kohlenlager entdeckt , so u. a. im Habichtswalde , bei Rossbach nahe
Witzenheusen am Hirschberg bei Grossalmerode u. s . w. Ausser zum
Hausbrand fand die hessische Breunkohle in weitem Maße als Eeuerungj
material für alle möglichen industriellen und gewerblichen twecke
Verwendung wie zum Kalk -und Ziegelbrennen ,zum Sieden des ^alzes ,
schliesslicig auch in Glashütten
diese Zwecke ist durch
. Wer weiss heute noch ,
ten und 17 ten Jahrhundert
zum Schmieden ,zum Erzschmelzen und
Die Brauchbarkeit der §rsu4kohle für alle
fortgesetzte Versuche festgestellt werden
dass in der Nähe von Kassel im 15 ten ,16
die Glasmacherkunst in so hoher Blüte stand ,dass in der Glasberei
tung mit a ecsen nur noch Böhmen un£ Lothringen konkurrieren konnten,
ja ausser Venedig war zu gewissen Zeiten Hessen der grösste Glaspro
duzent in Europa ,bis später die böhmische Production die Führung
an sich riss, Insbesondere war es der Landgraf Wilhelm IV , der sich
der Glasbereitung ,die ihre Standorte im Kaufunger Wald , im Rein
hardswald bei Gieselwerder und unter der Burg il eichenbach hatte ,
ganz besonders annahm * Die Materialien ,öie zur Glasbereitung in
den Glashütten hauptsächlich erforderlich waren , wie Asche , Salz
oder Quarz Sand' , aus deren Verschmelzung das Glos entsteht , waren
reichlich vorhanden ,ferner auch Ton /1er zur Errichtung der feuer
festen Öfen nötig war , die den Bchmelzptocess ohne Schaden zu neh
men ,auch aushalten mussten ,schliesslich auch Holz und Braunkohle
zum Verfeuern . In den Glashütten wurden die Öfen ursprünglich mit
den in den grossen Waldungen reichlich vorhandenem Holze gefesuert
bis auch hier der Landgraf .um einer Wald Verwüstung vorzubeua-en inso
fern
Landgraf
eingriff als er alle