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oben angedeuteten Art in der Person des Professors Pr Georg Stein
hausen berufen ,der nicht nur in dem engen Rahmen seiner amtlichen
Stellung in Kassel bedeutendes leistete # sondern sich auch während sei
nes Wirkens in Kassel zu einen der grössten deutschen Kulturhistori
ker entwickelte . Bekanntlich wurde unter seiner energischen und ziel
bewussten Leitung die Murhard* sehe Bibliothek in ihrem prachtvollen
Neubau neu nach den modernsten bibliothektechnischen Prinzipien ein
gerichtet ,aber was er in drei Jahrzehnten an ^elehrtenarbeit in
Kassel schuf »ist weniger in die Kasseler Öffentlichkeit gedrungen.
In der wissenschaftlichen Welt soll tatsächlich von Kassel als von dei
Stadt Steinhausen’s gesprochen worden sein . Ähnlich wie den Brüdern
Grimm war es ihm auch in erster Linie um die Erforschung deutscher
Wesensart zu tun • Hier ist nicht der geeignete £*uf seine werke,
die auf dem Sondergebiet der Kulturwissenschaft fuhresnä waren »des
Näheren hinzuweisen »aber die besondere Bedeutung »die er durchs eine
Förderung geistiger Bestrebungen in der Stadt Kassel gewann »kann nicl:
genug gewürdigt werden . Lediglich seiner Initiative war die im Jahre
191? erfolgte Gründung der kurhessischen Gesellschaft fr Kunst und
Wissenschaft zu denken »deren Leitung er auch übernahm . Per Zweck die
ser Gesellschaft war , durch wissenschaftliche Vorlesungen den Gebil
deten »die Möglichkeit zu geben,ihre Bildung zu erv/eitern wie zu ver
tiefen und sich in lebendigem Zusammenhang mit den Fortschritten des
Geisteslebens zu erhalten . Von allen einseitigen Tendenzen hielt siel
diese Gesellschaft völlig frei . Pie in den Jahren 1912 -1928 verane
stalteten Vorträge behandelten alle möglichen Gebiete . Geisteswissen
schaft »Religionswissenschaft »Philosophie und Paedagogik ,Naturwisser_
schaft »Kunst, Literatur »Volkswirtschaftslehre »Staatswissenschaft
und Kulturgeschichte . Für die Vorträge wurden zumeist von den Univer
sitäten Marburg , Göttingen und Giessen Professoren mit klingenden Na
men gewonnen. Aber auch Kasseler gelehrte, Künstler und Wissenschaft
ler wie u. A. Steinhamsen selbst »ferner Pr ^elchers »die Professoren
Gronau , Holtmeyer »Luthmer , Pr Söder und Musikdirector Hallwachs
traten mit intcressenten Vorträgen in dieser Gesellschaft häufig her
vor .
1,1 eben dem schon gewürdigten Hessischen Geschichtsverei,, und dem. Verein
für Naturkunde »die beide nun schon seit mehr als hundert °ahre be
stehen »gab es und gibt es noch verschiedene »sich geistig und fpr-
schend betätigende wissenschaftliche Vereinigungen in Kassel
Neuerdings trat auch ein Kasseler Ableger der grossen Kantgesellschaft
öfters hervor »wo ausser fachgele&rten bekannte Kassler Persönlichkei
ten »die besonders auf philosophischem Gebiete eifrige Studien betrei
ben »wie z. B. der Nervenarzt Pr Karl Scholljder Öffentlichkeit zugäng
liche Vorträge hielten . Auch an die Schriftstellervereinigung "Freie
Feder " sei erinnert.
An Bestrebungen »das geistige Leben für alle Schichten der Bevölkerung
rege zu gestalten »hat es in den letzten Jahrzehnten in Kassel nicht
gefehlt und wird es sicherlich auch in der Folgezeit nicht fehlen.