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EINE
KASSELER
EIT
Des Antlitz der Stadt in Spiegel meines Empfindens und Erinnerns
sowie im Kultur~esehichtlLohen Lichte.
In aen
Losung
Leider
Kas sel
ersten Tagen des Jeauar anno io mini Id 19 hie cs bei mir die
11 Ab nach Kassel“ . Was wüsste ich ei 'ertlich v j Kassel?
recht wenig! Al.: braver Schaler h; 11o ach v/o:ii lernt, dass
die Hauptstadt c.er .roucoIschen Provinz decsen-LaoSau sei,
und in einer etwas dunklen Ahnung sc iw b t... . ir auch v. dass Kas
sel dereinst auch die Residenzstadt eines lange regieren len Herr
schergeschlechts gewesen war. Von anderen deutschen Städten,selbst
von solchen, welche ich noch nie gesehen, wusste ich viel mehr«
Mit ihnen verknüpften sich allgemein bekannte historische, litera
rische und kulturgeschichtliche Honiniscenzen. Bei Nennung der
Stadt Weimar tauchten unwillkürlich die hehrsten deutschen Dichter-
gectalten eines Goethe und Schiller auf. Ohne die Vorstellung sei
nes Domes - des Wunderwerkes und gewaltigsten Denkmals deutscher
gothischer Baukunst - \ ar die Stadt Köln, ohne das herrliche Mün- -
ster, das Werk Erwins von Steinbach, das einen Goethe zur höchsten
Bewunderung hingerissen hatte, die Stadt Strassburg nicht zu denken
mögen auch weniger künstlerisch ein jestellte Naturen es vorziehen,
in Strassburg lieber erst die her hnten Gänseleberpasteten zu kostei
ehe sie - wenn sie es iberhat?t tun - den historischen Merkwürdige
Leiten und architektonischen Schönheiten ihr- Interesse zuwenden.
In Nürnberg oder Rotenburg an der Tauber wird jeder EindruelafühJ ge
plötzlich ganz in die mitte" elterliche Umwelt hlneingectellt, in
Frankfurt, ■ in e, Kit u *• . j ö oht iw
Römer, jener. SlLtt_» wo einst die Mains
voll r .. .rfurcht vor dem
• ;io ii igen röni schen
Reiches deutscher 1; t .o..
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ei.
Von der Existenz Massels, das ich nach einen .A- Genta il t© von ne; r
als 25 Jahren lieben und wie Heine zweite Heimat schätzen gelernt
hatte, hatte beispielsweise - horrilile dietu - eine gebildete
Französin, mit der ich mich vor J: liren in Paris, über Deutschland
unterhielt, nicht die geringste Ahnung. Ich darüber sittlich ent
rüstet, machte verzweifelte Anstrengungen, ihr wenigstens die jeo-
graphische Lage Kassels einigernassen hl. i wc- . , wobei ich er
wähnte, dass es etwa 4 Eisenbaiihstunden von Frankfurt a» Idain ent-
aber weit gefehlt! Doch ich will ihr volle Gerecht:! -
werden lassen, obschon Französinnen bei höchster In—
sc paradox dies auch klingen nag - nach unseren Be-
wirklich recht ungebildet sind. Dann olötzlich kam ihr
t
los kennen;
keit zuteil
telligens -
griffen oft
selige
durchschoss ein Gedanke ihr Gehirn,
die Erleuchtung! Wie e
der ihr Gesieilt offenbar
Genuss gänzlich verklärtes “üui, je me rappelle bien,“Saucisses
Blitz
in
■innorun •? an einen gehabten
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de Francfort“, so platzte sic los, es xenixe nur noch, ***&& ux.:
. t . '■ s Alr c- .. ; ;... ü .:.
Reichs- und Kaiserstadt, freue Dich, dass deine Würstchen, die be
kanntlich meist in Fabriken deiner Umgebung hergestellt werden,
dir im Auslande so hohen Ruhm eing?tragen haben, daoj sich an sie
die Vorstellung von deiner Grösse knüpft 1 Und dann ist Frankfurt -
setzte ich belehrend und etwas sarkastisch hinzu - auch Goethes Ge
burt sstadt, was die Französin, -zwar einiger müssen überrascht, doch