- 20 -
Frage zu jener Zeit eine der glänzendsten Erscheinungen . Zu vollste!
Harmonie einten sich bei ihr kraftvolles Temperament und Streben nach
Vertiefung jedes darzustellenden Charakters mit einer wahrhaft edlen
bis in die höchsten Lagen weich snschlagenden und überaus seelenvoll
klingenden Stimme * Unvergesslich sind mir ihre-Darbietungen geblie
ben ,die in gleicher Vollendung ich kaum wieder von anderen Künstler!
nen von Rang erreicht fand »ganz gleich ob^es sich um die Vcrkörperur
<'»<?<gner * scherFrauengestalten wie Brünhilde , Isolde oder um eine Norme
eine Sonore inFidelio handelte .Ja , selbst in i^tretn eigentlichen
Fache so fern liegendei»Rollen wie die Frau Fluth wusste dieses umge*c
mein vielseitiges Künstlernaturen Vollendetes zu geben . Ihren Lei
stungen kamen hinsichtlich des künstlerischen Ebenmaßes ,der geistige
Durchdringung des gesungenen Wortes suwie des Spieles diejenigen des
Wagnersängers Max Alvary am nächsten . Alvary »ein Sohn des berühmten
Landschaftsmalers Andr as Achenbach ,war ursprünglich Architect . So
brachte er neben seinem edelklingenden Tenor ,der vielleicht an sinn
lichen Klangreiz von den Organen seiner -^achkollegen Birrenkoven und
Grüning-übertroffen wurde ,ein hochentwickeltes aetthetisches Em
pfinden. , das ihm sozusagen imBlute lag ,schon mit ,das ihm auch bei d
Ausarbeitung seiner Rollen nach der darstellerischen Seite hin ausser
ordentlich unterstützte • Dies ermöglichte ihm, die Wagner* sehen Xx eldc
gestalten in einer künstlerischen so durchgereiften Form auf die Bühn
zu stellen »wie es später nur selten wieder in dieser Vollendung er
lebte . Jede Stellung war bis ins kleinste Detail studiert und doch
frei von jeder Pose . Alles war in der Gestaltung auf eine natürliche
Linie gebracht . In der Haltung zeigte er stets eine wohlthuende No
blesse ,dabei Stil und Geschmack in der Diction. So wirkte bei ihm
Darstellung und Gesang mit gleicher Eindruckskraft . Selbst Rollen ,
die man sonst von Sängern in der übliefehen Theaterschablone zu hören
und zu sehen gewohnt war ,wie der Max im "Freischütz " oder der Josepi
in Me hübe bekannten Werke »wurden durch seine geistreiche Darstellung
geadelt ^und auf ein sonst ungewohntes Niv-au gehoben • Ein Urteil der
Cosima Wagner über Alvary ,das ich kürzlich in dem grossen Werke des
Grafen du Muulin - Eckart über diese geniale Frau las »deckte sich gai
mit meinen eignen »vorstehend geschilderten Eindrücken. Auch Cosima
Wagner fand »dass Alvary»y Stimme keinen eigentlichen Wohllaut und au<
kein sehr wirkungsvolles Piano besass,ab^r auch sie erwähnt rühmend
sein energisches Spiel »das ganz frei von jeder Komödienterei sei.Al
vary sowie die Klefsky starben noch in verhältnismäßig jungen Jahren
wenigstens zu einer Zeit »wo beide noch im Zenith ihrer Schaffenskraft
standen . Eine Künstlerin , die sich später grossen Weltruhm errang ,
vyar die Altistin Schumann -Heink . In meiner Erinnerung sind mir nach
ihre Glanzleistungen als Fides im Propheten und Orpheus von Gluck haf
ten geblieben , Niemals wieder habe ich eine Altstimme von gleichem Ur
fange und Voumen »von so satter undwarmer Klangfarbe »wie sie Frau Sei-
H. ihr eigen nannte »gehört . Dabei wusste sie auch ihr Organ hochkünf'
lerisch zu verwerten . Ebenso gehörte das gewaltige Organ des Bassist«,
fliegend zu den grössten und schönsten Bassstimmen »die ich je vernommf.
habe . Srzig und wuchtig war auch der Heldenbari ton des Baptist Hoff-
mann. Das Ehepaar Lissmann erfreute sich grosser Beliebtheit beim Ham
burger lublikum . In den Jahren^als ich es hörte '»'hatten beide wohl
ihie Glanzeeit ochdui hinter sich • Doch war ich ein Bewunderer ihrer
grossen De re tellungskunst . Der bekannte Tenor Bötel »der in der Gunst
der Massen hoch stand »war nicht ganz nach meinem Geschmack . War es
euch bewunderungswürdig »was Pollini »sein Entdecker , im Laufe der
0 iJ hre aus dem früheren Droehhkfinkutscher fertig gebracht hatte , so
konnte manhsmeh erochnur an dem Stimmklang erfreuen »wenn sein Organ
in der Region der ganz hohen Töne um das hohe "C " herum erklang .
Dann allerdings war der Eindruck der Stimme »der in dieser Lage "sieg
hafte Gewalt innewohnte »bestechend und konnte auch feiner gestimmte
emü ter iesseln • Den übrigen Teil seiner Rollen sang er höchst unin-
t- ressant und in seiner Darstellung merk-