Full text: Meine Kasseler Zeit (Band 1)

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im heissen Sommer ober schattig und kühl maght Unablässig gibt -der 
Blick in ias Waldinnere‘der Phantasie neue Nahrung. Hier liegen mäch 
tige ^aumäste qu,r übereinander , dort recken entwurzelte aumstumpfe 
Gespenstisch ihre Arme hervor , da wieder keimt aus vermorschter Rind 
von keines Menschen Hund gepflanztes neues -“eben hervor .ln diesrr 
düsteren Wirrnis der unberührten iNj atur erscheint alles chaotisch uu^d 
doch regt es die Einbildungskraft an , sich «in das ^eben der* Natur .zu 
versenken .Aber auch auf bedeutende und überraschende Landschaftsbil- 
der stösst man auf diesen einsamen Hochwaldwanderungen ; und selbst bei 
den sonst l'eilnahmlosefcfcen wird der Sinn für aturschönneiten auf ge-, 
schlossen , bei anderen aber wird dichterische Schau erweckt» 
Wenn die mir Geheimnisse zuraunende Grabesstille eines düsteren Tan 
nendickichts in irgend einem Waldwinkel dtfs weiten aufungerforstes 
mich umfing , die ^nächtigen ,kerzengleich himmelanstrebenden Baum- 
recken mir SchwarzwaldStimmung vortäuschten oaer w ® n ^ ^wisch.en e 
und ernsten Pichten einzelne U*stamme den astelosen Schaft emporotrec_ 
ten , altertümlichen Säulen vergleichbar , wenn aus 
Gefühl tiefster Einsamkeit erzeugenden Walaeedunkel derPfc.ü m <- 1 
der zu fernen lichten Höhen führte , wenn Sonnenstrahlen in die u|^ 
durchdrin^liche Weldfinsternis irrlichtemd m den herrlichsten ^ 
ben"schimmerten , die bereits zu Rüste gegangene Nachmittagssonne aber 
manchen roten Faden zwischen dem dunklen ^annengezv»l^ spann , der 
flqnn von Ast zu Ast zitternd sprang oder wenn die Strahier, cei a - 
sonne schon in breiten Strömen hereinspielten , sich in einem ga.ttro 
ten Goldscheine über den Waldboden hinzogen ,gleichzeitig die 3 .7 , ; 
winfel beleuchtend , wenndie fronen prächtiger Buchenwälder im 
weide oder im Reinhardsweide sich wie zu gotischen Domen wölbten unc. o 
die ’7icfel der^amJen vom Wind durchschüt'telt, sich bogen so cass riet* 
tiges Brausen den »ald erfüllte , wenn ich dann wieder unter schwel- 
p-oÜ^en Wipfeln über den x< adelteppich eines Dannenforstes dahmschrltt 
die" feierliche Stille der Waldnatur in ihreih veichtum und ihrer ^5®^ 
t:-jt bewundernd und geniessend und kein andere? Laut die durch Gas 
müt oinkenden Gedanken störte als vielleicht etwa der 'all einer-Tan-, 
nenf nicht , das durch das Vorüberhüpfen eines Eichhörnchen entstehen« 
A e Geräusch das erschreckte Auffliegen eines Hähers , einer t,ei-.e 
oder'eines Habichts , die dann in weiten Bögen kurze Schreie ausstos- 
°end über mir Kreise zogen , wenn der Schritt aus trauerndem "aldes- 
dunkel wieder in lichte Thäler führte ,in den Thalwindungen erst wie- 
ein Lichtfaden , dann leuchtendjsn Bändern gleich die Flüsse Msrvorl^tf- 
ten und dahinrauechten ,ja, wenn aus de*n Flussthälern und oldwies^n 
Npbeldcmuf aufstieg , darin empfand ich selbst die ganze-^aubertcra , 
die diesen Hochwaldwanderungen innevohnt , dann machte die himmaiBh.i ‘ 
Phantasie im Herzen alles ura mich her so paradiesisch schon., d-^n 
beschlich mi-ch ienes wunderbare Gefühl , mit dem das Herz die gdTiz 
Natur umfasst uÜd mit inniger Seele verlor ich mich weltentrückt in 
jene schönen Wälder.Höhen und Thaler *
	        
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