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und dem Marburger Regierungssekretär Ho A« Hille als ein hessisches
Kleinod und eine Sehenswürdigkeit ersten Hanges sogar besungen . Auch
in dem
” Versuch einer genauen und umständlchen Beschreibung der *
Hochfürstlichen Hessischen ^esioenz und Hauptstadt C a s e e 1
nebst den nahe gelegenen Lustschlössern , Gärten und anderen
sehenswürdigen Aachen " von
Friedrich Chri&t ;ph Schmincke
findet sich eine bis ins Einzelne gehende Beschreibung dieser Grotte }
die ich hier der Kuriosität halber wiedergebe :
" Lurch eine Allee von 5 Leihen Lindehbäumen nähert man sich der
Grotte als dem sehenswürdigsten Stücke , Zwo zu beyden Seiten an-
ge'lcgfite Treppen ,die mit einem künstlich durchbrochene verguldeten
Geländer von Eisen versehen sind , führen auf einenmit Quadersteinen
verlegten Weg herunter . Zu beyden Seiten stehen die Statuen der
Venus nebst dem Cupido und des ]$erkurs_. In der Mitte dieses Umgänge
ges befindet sich die Grotte , welche billig als leisterstück der
Kunst anzusehen ist . Ler Fussboden ist von Marinat? und die Wände
sind mit Moos »allerhand schrofichten und ausgefre3senen Klippenstei
nen zwischen welchen Schneöken und Muscheln von allorley Art sich
sehen lassen »ingleichen mit blauen und anderen Berg -und Erzsteinen
versetzt . Verschiedene aus Erz , Marmor und Muschelwerk verfertigte
Drachen , Salamander und andere giftige Thiere und Inseckten stehen
oben runf herum . Las Wasser sammelt sich in verschiedene Becken »
aus welchen es in die darunter angelegte ^assins fälltund aus diesen
durch Röhren wieder in den grossen Kanal , so zwischen der grossen
Lindenallee liegt , zurückfliesset . Oben um die Grotte auf dem Ge
länder stehet eine grosse Anzahl bleyerener verguldtter Kindergroup-
pen . Ler bey der Gr tte befindliche grosse Canal ist mit allerley
Springwessern versehen , durch deren entgegensteigende Bogen ein
” entstehet , inwendig aber ist er voller rothen Fische , welche
einensehr angenehmen Anblick geben • Der Teich worinnensich der von
dünnen Blech künstlich verfertigte und kit Tüfstein und Corallen-
zincken eingefaste Erdschsamm, welcher allenthalben Wasser voh sich
lasste » befindet , ist mit einer breiten Allee von Linaenbüuraen um
geben *
Als^tiller Wahlergeseile und wahrer Naturfreund habe ich auf herrli
chen Waldund Höhenpfaden weite u ebiete der Kasseler Umgebung durch
wandert und doch ist mir noch Vieles » was das hessische Bergland w
und die angrenzende Landschaft an Schönheiten bietet, verschlossen
geblieben . Möchte es mir vergönnt sein', Versäumtes noch in spätere!
Zeit nachzuholen . Wie sehr bedaure ich es sllein > auf meinen Wande
rungen in früheren fahren das ganze Gebiet der oberen burgengeschmükk
kten Werra von Eisenach bis Eschwege , welches wggen seiner land
schaftlichen Reize , insbesondere aber in seinem Glanzpunkt dem
drastein sehr gepriesen wird , kaum durchstreift zu haben • —
Wie von Albungen ab die Werra , dieser liebliche deutsche Fluss meist M
schwermütig zwischen dunklen Bergwäldern dahinrauscht , verliert sich ■
sein oberer Bguf f VO n im Strom sich spiegelnden Burgen und alten jP
Schlössern begleitet , in weiten sonnigen Wiesntälern . Auch hier |
liegen an'seinen Ufern Städtchen und Städte , in denen teilweise
noch altertümliche Romantik lebendig geblieben ist wie in Creuzburg |
Treffurt und in dem allerdings schon industrialisierten Eschwege .
Mich den Wanderfreudigen hätte es w- hl gelockt , noch manchen schöner jI
Fleck in allen diesen Wald-und Bergrevieren aufzustöbern . 9
Fernab von den grossen Verkehrswegen liegen still verborgen die land- ■
schaftlichen Schönheiten in Kassel's näherer und weiterer Umgebung 9
Nur dem offenbaren sie sich in ihrer ganzen Pracht und Feier , der
sie auf weiten Wanderwegen entdeckt und sie sich s m mühsam erober . ■
Ja , es gehören schon die ganze Aufgeschlossenheit der Seele , ein i
offenes Auge und ein fröhliches &erz dazu , wenn man sie sich erwan- 9
dem will . Wie gewiss vielen anderen wurden sie such mir zum Quell 9