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als ein Glanzstück , das aus der einstigen Fulda er PP^rzellsn -manu-
factur herrühren soll , wird man eine hechkünstierisch, ausgeführte
Musikant eng rippe anse-hen dürfen , die mit zum Bestenfgehören soll ,
was die frühere Porzellanplastik hervorgebracht hat . Eine besondere'
Überraschung bereitet aber noch das landgräfliche Vorzimmer , dessen
Wände unter handgraf Friedrich II# von dem bekannten Maler Joh.
Heinrich Tischbein dem Älteren mit 28 Gemälden schöner Frauen gee
schmückt wurden .Gerade dieser Kaum hat unter dem Hamen "Schönheitsga
lerie "dein Schlosse Wilhelmsthäi viel Ruhm eingetragen . In prunkvol
len^ reichgeschnitzten und vergoldeten Nahmen heben sich die nach un-
serrn heutigen ^efiohinacite künstlerisch vielleicht nicht immer sehr .
hoch zu bewertenden Gemälde wirkungsvoll von der einfach gehaltenen
Wandtä*elung ab . Durch geschmackvolle und doch schlichte Parbenab-
stimmung und durch die intime Wirkung ,mit welcher die zur Dekoration
aufgestellten Gegenstände mit der ganzen Inneneinrichtung bei Wah
rung einer gewissen Stileinheit in Einklang gebracht sind macht
selbst ein verhältnismäßig kleiner ^aum , der vielleicht einst als
Ankleidekabinet diente , einenüberaus vornehmen Eindruck . In diesem
Baume sind die ganz reizenden Porzellanf iguren , die die fünf Sinne .
versinnbildlichen , aufgestellt ; sie gelten als eine der künstler-
risch wertvollsten Schöpfungeneiner der bedeutenden deutschenPorzel-
lanmanufacturen . Di.e bekannten Rokokoschlösser von Würzburg , Bruche
sal , Brühl und Schleisaheim mögen noch prunkvoller sein . Mit ihnen
kann sich vielleicht Wilhelmsthal nicht messen , aber mit seiner in
timen ^überaus stimmungsvollen Innendekoration , in der sich die Klein- j
kunst des 18 ten Jahrhunderts in einem kaum so leicht wieder anzu-
treffenden Maße widerspiegelt , gehört dieses Schlösschen doch wohl
zu den reizvollsten Schöpfungen des Rokokostils auf deutschem Boden .
Nicht zu verwundern ist e-sjdass JerÖme gern in diesem Schlösschen
residierte , das er natürlich nahh dem tarnen seiner gattin bald in
Kate.rinenthal umtaufte • Hier hatte er den für den Stil seiner vielen
Peste geeigneten und kostbaren Rahmen . Die trauliche Intimität der
Innenräume mutete ihn mehr an als die kalte Pracht des Wilhelmshöher
Schlosses . Aber auch aug den früheren deutschen Kaiser Friedrich XII
und dessen kunstsinnige Göttin wie auch auf die letzte deutsche. Kai
serin übte das Schloss Wflhelmsthal seinen alten ^auber aus und lud s
sie zu häufigem Verweilen ein. Als Schöpfung einer hochkultivierten j
Gartenbaukunst steht der schöne alte r ark durch dessen hochwj^fligen
Bäume man an vielen Stellen das zwischen Teichen , Rotdorn , Flieder
Goldregen , Buchen und l’annen wie in einefh Märchenschlaf verträumt ‘dal
liegende Schloss in stets wechselnder pittoresker Umrahmung hindurch^
schimmernsieht hinter den natürlich in viel grösseren Dimensionen
■angelegten Parks der Kasseler Aue und von Wilhelmshöhe kaum zurück .
Den Umfang der in diesem Parke einst geschaffenen Prunkbauten^wie
Wasserkünsten .Grotten und ähnliche Spielereien der -Sarock und Rokoko
weit lassen die noch vorhandenen Ruinen und Überbleibsel nur ahnen ,
Denn noch ehe das Schloss in diesem reizenden Parke errichtet yrurde^
erregte bei den Premden und ^eisenden die berühmte im Jahre 1747 voll
endete und von de la Poterie gebaute Grotte mit der damit verbundenen
Wasserkunst dgs grösste Interesse • " Die schöne Grotte ist —wie
derJ^anziger J^entzmann in seiner Reisebeschreibung im Jahre 1757 sie
schildert feit Muscheln ausgeleg&t und mit blluer und weiser
Erde ausgeziehret . Auf der Grotte ist eine Gallerie , auf welche
die 4 Elemente und 4 Jahreszeiten durch Statuen vorgestellet , welch I
alle in Holland gegosäen und in Feuer vergoldet . Die Grotte soll al- J
lein 9o ooo thl kosten . Die ^ravtas ist mit Glassthieren,umgeben , in
derselben sind Gascaden . Vor derselben ist ein schönes ^assin ,an dei I
sen Rande viele fontainenStrahlen springen . Die ^llee vör dieser
Grotte ist superbe . "...•
Ob diese ^rotte unserem heutigen Geschmacke entsprecherjwürde ist zum
Mindestensehr zweifelhaft . Damals aber wurde sie in schwungvollen
jedoch recht langatmigen Oden von Dichtern wie dem Steuerrat Gottsche( I