Full text: Meine Kasseler Zeit (Band 1)

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" Botenlieschen" . Biesen etwas spöt- 
Volksmund der Waldkappeler Bahn bei- 
Gepriesen , ja , gesegnet aei das 
tischen Beinamen hat der Kasseler 
gelegt . Gewiss dieses Bähnchen saust nicht wie ein Express-auf einer 
Hauptlinie dahin , vielmehr windet es sich im beschaulichen Tempo , je 
schneckengleich das Lossethai bis in das Meissnergebiet hinauf , aber 
wer möchte dem Botenlieschnn darob zürnen"’'. Ist es doch an Sonn - und 
Feiertagen die Zuflucht aller Wanderlustigen und Haturhungrigen , da 
es ihnen doch ein schier unermessliches Waldgebirge erschliesst , das 
sich in dem grossen Gebiet des Belta , das die Fulda und Werra bis zu 
ihrem Zusammenflüsse in die Weser bildet , nach allen Richtungen aus- 
breitet . Wenn ich mit meiner Freu als Wandergefährtin mit dem Ruckst 
sack bepackt an manchem schönen Sonntage in das " Botenlieschen " ein- 
stf&g , da war schon die Vorfreude in Erwartung der uns bevorstehenden 
Haturgehüsse überaus gross, denn das "Botenlieschen " brachte uns an 
die Ausgangspunkte für die zahlreichen und herrlichen Wanderungen in 
den Höhen des ^aufungerWaldes,des Stiftswaldes , der Söhre und der 
Forsten , die bis hinein in die Meissnergegend reichen . Wenn euch die 
Erinnerung an diese, ebni sse keineswegs verblasst ist so- 
es mir aber natürlich unmöglich, t mich aller Wanderungen , die ich 
während mein cxu ux^xuciJahrhundert teils allein teils mit meiner 
Frau und meinen Freunden in diesen Waldbergen ausführte , im Einzelnen 
zu erinnern , aber in Gedanken will ich diese Hochwälder nochmals duxcl 
streifen und auch hier die Eindrücke , wie sie mir die Erinnerung gera 
de heranführt , festzuhalten suchen . Ehe man in den eigentlichen Hoch 
v/ald eindringt , sollte man wie ffiibh es manchmal tat , das Bähnchen 
schon in Niederkaufungen verlassen , um erst einmal auf schönen Wald# 
pfaöen nach dem Sensenstein und Sichelstein , zwischen denen in einem 
reizenden Thale die Nieste dahinfliesst ,hinüberzupilgern . Ja , das 
Niestethai ist wirklich in seinem lieblichsten Abschnitte zwischen 
Nieste und ^eiligenrode , in dem ich es 
häufig 
durchwandert habe 
, so 
anmutig ,dass diese stillfriedliche weltentrückte Gegend es verdiente } 
öfters aufgesucht zu werden .Ben Sensenstein und Sichelstein , die bei 
de nur eine Wegstunde von einander entfernt liegen , krönten einst im 
Mittelalter Burgen , aber von dieser alten Burgenherrlichkeit ist aus- 
ser einiger kümmerlicher Überreste kaum noch etwas zu entdecken . Auf 
dem Wege in diese dem allgemeinen Wanderverkehr ziemlich entrückte Ge-«, 
gend berührt man unter Anderem auch das Gut Windhausen , das einsam 
nicht allzu weit von der gähn auf einem von n eiligenrode bis anden 
KaufungerWald sich hinziehenden Höhenzugegelegen ist . Beshalh ist 
der Weg von Niederkaufungen nach Windhausen anfangs recht steil , aber 
durch die schöne Fernsicht , die er bietet , wird man reichlich für 
seine Mühe entschädigt . Zu dem Herrenhaus 
hübschen Schlösschen , gehört ein alter mit 
bepflanzter ; allerdings etwas verwilderter P* 
einen 1 ■* 1 13 " *’ ’ " ' L 
s tens 
, wird 
■ e von Windhausen , einem 
prachtvollen Rie&enbäumen 
.rk , von dessen Rande man 
herrlchen Fernblick auf den HäufungerWald geniesst . Früher wenig 
konnte der Blick von einer in der östlichen Ecke des r arkes geleg 
genen Laube aus den KaufungerForst mit dem Bilstein u#dden Stiftswald 
mit dem ^elgerkopf erhaschen . In früheren Zeiten wordieses Gut Wind- 
hausen ein häufiges w anderziel Kasseler Bürger , denn das sogenannte 
Affendenkmal , das ganz in dessen Nähe errichtet ist , übte auf die 
Kasseler Ausflügler eine gewisse Anziehungskraft aus . Von einer der 
heutigen Generation kaum noch bekannten Begebenheit , die es der Kurio 
sität halber verdient » der gänzlichen Vergessenheit entrissen zu wer- 
Vor mehr als hundert Jahren hat stfcibh 
Sinne des Wortes abgespielt . Am 
und erste Besitzer des Gutes Windhausen 
den # gibt 
hier ei# 
15 Septb 
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rtin 
Ernst 
dieses uenkaial Kunde 
Affendrama im wahrsten 
1825 ist der einstige 
der im d shre 1732 geborene Graf 
preussisehen und landgräflichen 
nicht unbedeutende Rolle spielte , gestorben .Sein 
wechselvoll. Ursprünglich in preussischen Biensten 
Fähnrich gebracht hatte , aber^wegen Kränklichkeit 
trat er im Jahre 1757 in hessische 
xuxiiöu von Schlieffen , 
bezw. kurhessischen Geschichte 
Lebensgang 
, wo er es 
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wo ihm dann eine 
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