Full text: Meine Kasseler Zeit (Band 1)

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Kassel ist für sie nicht gebaut ,sondern fIr ihren eitlen Kurfürsten , 
dessen 3kl? ven sie sind . Kessel ist eine Residenz mit breiten Stras 
sen und prächtigen Polizeibeatr.ten , eine von jenen Städten »die den 
holländischen Bürgersina. immer unangenehm berühren . Las erste , was 
Ihnen am Tor cegegnnet, ist ein Soldat , ier Sie um Ihren Namen und 
Charakter bittet . Auf meine Antwort , dass ich den ersten nicht zu ver 
geben hätte und dass las zweite ein so seltsames ding wäre , dass meine" 
Freunde und ich nach langem Studium darüber nicht ins Keine gekommen 
wäre , stiess mich mein Reisegefährte an mit der Versicherung »dass 
derartige conscienüeuse Wahrheiten hier mit Polizeiaufsicht oder mit 
dem r>efehl »augenblicklich die Stadt zu verlassen »bestraft würden. 
Ich war daher nachgiebiger und half dern Sergeanten beim Aufschreiben 
n.ines langen barbarischen Rem4ns »von dem ich ihm keinen Buchstaben 
schenkte . Larauf folgte eine Frage , in • essen Lienst ich stände ? 
Und auf meine Amtvort , dass ich in keinem anderen dienst stünde als in 
dem eignen »gab der mann nicht undeutlich zu verstehen , dass ich ein 
flegelhafter Engländer wäre . Obwohl Ihnen nun die gleichen Fragen 
wiederholt erden , wenn Sie Kassel verlassen »meint es die ■ U egierung 
doch nicht so böse . In der Zwischenzeit »während der alte Kurfürst 
iein Volk ni ht quält »pflegt er sich mit den Fremdenlisten zu amüsiere; 
.... Weiter sehen Sie in Kassel weisagetünchte Gebaute und leeie .Plützr 
und viereckig ein kolossales Standbild eines unbekannten Uni i w e ni L ,stent 
und Ihnen w :hl auch )Kurfür tcu mit einer x erücke »und endlich von der 
drücke ausserhalb der Stadt ein recht schöner Blick auf die Fulda . 
Weiter oben , sagen die Kasselan -r »ist es noch schöner , dennjda ist 
das fürstliche Schloss ^ aber da wi uns nichts aus Pürsten machen , 
reisen wir weiter nach Göttingen 
Im krassen Gegensatz zu er geringen Eindrucksfähigkeit de; 
saisch veranlagten Holländers steht die wenn auch nicht dui 
geisterte »aber doch treffende Schilderung über K: ssel - dreizsig 
3 sehr pro- 
jhw eg be- 
doch treffende Schilderung über Kassel - drei;sig Jah 
re -später also als die einstige kurfürstliche Residenz längst preus- 
sisch geworden war - die der berühmte Geschiehtsforscher und Kunsthisto 
rik r Jacob Burkhardt in einem von 
oth gerichteten Briefe gibt . Gewiss nähert 
Stadt jetzt schon dem Bildendst sich unserer cm b 
prägt hat und es ist ganz natürlich , dass dieser grosse Kenner sich 
kunstkritischer Bemerkungen nicht enthalten kann. Diese sind aber von 
so berufener Seite kommend doppelt interessant : 
" Abends spät - so schreibt B. -kam ich (von Frankfurt irisch Kassel , 
v/o ich dann'fünf Tage bis vorgestern abend blieb und die Galerie stu 
dierte Von den €rstauglichen Schätzen der Galerie ein andermal 
Lredden am 24 Juli 1875 an Max Ali- 
ich die Physiognomie der 
älteren Generation ein, e- 
Gie kennen Kassel überhaupt nicht »und diese 
aber ich glaube , 
sollten Sie sehen 
Lei’ eine -Ksnd der Stadt läuft über einer hohen Terra 
L££C 
e hin von welcher 
man über die Bäume eines stundenlangen Parkes hinweg die entfernten 
Höhen und B er gzüge sieht ; man ist himmelhoch über einem endlosen Ab 
grund von G r ,j B# p es Abends sitzt man im sog. Felsenkeller , d.h. ein 
Teil der Terrasse ist ein mächtiges Bierlokal , wo auch ehrbares 'weib 
liches Kassel mit Stricks trumpf in Masse erscheint ; alldort erwartete 
ich zv’ei Abenoe das Aufgehen des Vollmondes hoch ü er zer gewaltigen 
nebligen wsldnacht . 
für Waldfreunde 
ilhelnsh 
zum 
Ö h 
das ^auv/esen der laadg 
Und ausser dieser Herrlichkeit 
Aufenthalt der Wonne macht 
auf welche ich einen Abend 
gräflichen feit etwas sehr 
zu grossen Friedrichsplatz 
sen Sockel mehr gebrauchen 
macht euch aus dem Boden hervor ! In der Mitte des Platzes steht c - ross * 
von Marmor ein alter Landgraf » der Schädelbau und der gebietende Aus 
druck und die ursprüngliche klassische Form des Kopfes herrschen mäch 
tig vor über etliche Verquollenheitea und ein zeeites Kinn. 
Von den landgräflichen Parkbauten würde die Orangerie Sie doch entzücke; 
, die schon Kassel 
, dann erst noch die W 
wandte . Dagegen hat 
Massiges . Die U ebäude am dem dafür viel v 
sind alle zu niedrig und könnten einen gros- 
; man möchte ihnen zurufen : alleh hopp!
	        
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