Full text: Die kurhessischen Eisenbahnen

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erhalten, was besonders in den schönen Jahreszeiten einen Personen 
verkehr aus dem Osten und Norden Deutschlands und Europas über 
Kassel führen könnte, an dessen Bedeutung wir im Augenblicke nicht 
zu glauben wagen würden. 
Eine einzige, aber Hauptbedenklichkekt möchte übrigens allen die 
sen schönen Hoffnungen in Form einer Frage entgegen zu setzen seyn, 
nämlich: 
Werden alle diese günstigen Verhältnisse so bleiben, wenn über 
lang oder kurz durch eine Veränderung kn der großbritannischen 
Thronfolge und Trennung des Königreichs Hannover dieses letztere 
dem großen deutschen Handels- und Zollvereine beitritt, und dadurch 
eine Eisenbahnverbindung von Berlin, Magdeburg, nördlich vom 
Harze, über Braunschweig, Hannover nach preußisch Minden mög 
lich wird, die ohnehin wegen der weit ebneren Länder leichter, als 
die gegenwärtig beabsichtigten Bahnen, ausführbar seyn würde? 
Allein auch diese Bedenklichkeit wird wegfallen, wenn man das 
Interesse des preußischen Staats näher ins Auge faßt, denn: 
a) Wenn Preußen beabsichtigt, das Unbequeme seiner geographischen 
Lage, einer allzulangen Ausdehnung und Trennung in zwei aus 
einander liegende Haupttheile, durch Eisenbahnen und schnelle 
Dampfbewegung zu mildern, so wird es die Brücke dazu, wie 
beim Straßenbau, immer dort anzulegen suchen, wo das trennende 
Thal am engsten ist. Nun kommen einander aber die beiden Haupl 
iheile der preußischen Monarchie nirgends näher, als in der Richtung 
von Hohengantern bei Witzenhausen über Kassel nach Marburg, welche 
beiden Orte noch bei Weitem nicht den dritten Theil der Entfernung 
auseinander liegen, als preußisch Minden und Magdeburg über Han 
nover und Braunschweig. 
b) Wird doch immer dieser Uebergang durch einen fremden 
Staat da, wo möglich, aufgesucht werden, wo man es nur mit ei 
nem einem einzigen Gouvernement zu thun hat, und wo möglich 
mit einem länger befreundeten, in Sitten, Staatseinrkchtungen und 
sonstigen Gesellschaftsverhältnissen näher verwandten, welches tdohl 
auf den Kurstaat in jeder Beziehung, vom Throne herab bis zur 
letzten Hütte, hinweisen dürfte. Dagegen würde die andere, mehr 
als dreimal längere, nördliche Verbindungslinie eben so viel von der 
innern Verbindung der preußischen Lande abgeben müssen, und, ab
	        
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