77
werden; während die Seilzugscheiben des Tretmotors hei leichterer Uebersetzung
eine grössere Tourenzahl hervorbringen trotz langsamerer Bewegung des Kolbens
oder des Beines. Und wie sehr eine schnelle Beinbewegung ermüdet, kann
jeder an sich selbst erproben, wenn er das Bein nur in der Luft schnell auf und
niederstösst, ohne eine Maschine zu treiben.
4) Nach geleisteter Arbeit wird bei dem Tretmotor die Antriebswelle sofort
von dem Druck der Antriebskraft befreit, weil dieselbe sich in ihrem Totpunkt auf
eine andere Unterlage auflegt, während bei der Kurbel nicht nur der Zapfen
derselben, sondern auch die Antriebswelle fortwährend belastet bleibt, auch in
ihren toten Kreissegmenten.
5) Speciell bei Fussbetrieb kann infolge dessen der Tretende aufrecht stehend
die Trethebel mit ganzer Körperwucht schnell nieder treten und dann ruhig dar
auf stehen bleiben, bis er langsam wieder zum neuen Treten ausholt, während
er auf einer Kurbel nicht ruhig stehen bleiben kann, sondern von derselben so
fort wieder in die Höhe geschleudert werden würde.
6) Speciell bei Kolbenbetrieb gestattet dieser Umstand die Anwendung von
schneckenförmigen Scheiben, welche dem Kolben einen variablen Hebelarm dar
bieten, der immer genau umgekehrt proportional der Spannung der Gase im
Cylinder angepasst werden kann, so dass auf diese Weise der denkbar voll
kommenste Expansionsmotor entsteht, welcher die höchste Spannung der Gase
bis zum letzten Moment ökonomisch auszunutzen gestattet; während mit der
Kurbel dieser Effekt selbst mit einem Mehrcylindersystom nicht erreicht werden
kann. Bei dem vom Erfinder construirten Bulvermotor z. B. entweicht das Gas
bei constant gleicher Arbeitsleistung mit nur dem 27. Theil der Spannung, mit
welcher es im Cylinder zu arbeiten begonnen hat.
Infolge aller dieser Vortheile, welche der Tretmotor, namentlich in Ver
bindung mit Drahtachsenlagern bietet, leistet ein Mann an demselben mindestens
das Doppelte wie an der Kurbel bester Construction, ohne darum mehr zu er
müden. Soll er also nur dieselbe Arbeit leisten wie an der Kurbel, so wird ihm
die Arbeit doppelt so leicht: und das soll der Zweck dieser Erfindung sein, dem
Tretenden die Arbeit zu erleichtern.
Ein annähernd ebenso günstiges Resultat dürfte der Expansionsmotor mit
schneckenförmigen Scheiben infolge des ökonomischeren Verbrauches der Gas
spannung im Cylinder und der anderen oben aufgezählten Vortheile erzielen:
also annähernd das Doppelte wie der Motor mit Pleuelstange und Kurbel.
Durch obige Darstellung ist nun auch der Unsinn widerlegt, welcher von
leichtfertigen Leuten dem Erfinder zur Erklärung seines Motors untergeschoben
worden ist. Dieselben stellten es nämlich so hin, als ob der Tretmotor eine
Kraftvervielfältigungsmaschine oder gar ein perpetuum mobile sein solle, und
nahmen dadurch jeden Fachmann von vornehorein gegen diese Erfindung ein,
welcher nicht Gelegenheit hatte, die Erklärungen des Erfinders selbst unbefangen
anzuhören und zwar an der Hand seiner praktisch ausgeführten Erfindungen.
Vor dem Abdruck der Urtheile über den Tretmotor sollen im Folgenden
erst noch die anderen Erfindungen und Patente einzelner Anwendungsformen
des Tretmotors erläutert werden, weil diese Urtheile sich bisweilen auf mehrere
dieser Constructionen zugleich erstrecken.
Eingetragenes Waarenzeichen.
Für sämmtliche Ganswindt’schen Maschinen und Geräthe mit Tretmotor ist
unter No. 17489 eingetragen worden das Wort
Ganswindt Tretmotor.
IV. Das Einrad.
Patentanspruch.
„Einrad mit vorderer Nothrolle und Riemen- oder Seilzugscheibenantrieb,
welches in stehender Stellung des Fahrers durch Treten mit den Füssen bethätigt
wird, dadurch gekennzeichnet, das die Fusstritte senkrecht unter der Radachse
angeordnet sind.“ D. R, P. No. 105126. (s. S. 39—42.)