Full text: Das jüngste Gericht

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werden; während die Seilzugscheiben des Tretmotors hei leichterer Uebersetzung 
eine grössere Tourenzahl hervorbringen trotz langsamerer Bewegung des Kolbens 
oder des Beines. Und wie sehr eine schnelle Beinbewegung ermüdet, kann 
jeder an sich selbst erproben, wenn er das Bein nur in der Luft schnell auf und 
niederstösst, ohne eine Maschine zu treiben. 
4) Nach geleisteter Arbeit wird bei dem Tretmotor die Antriebswelle sofort 
von dem Druck der Antriebskraft befreit, weil dieselbe sich in ihrem Totpunkt auf 
eine andere Unterlage auflegt, während bei der Kurbel nicht nur der Zapfen 
derselben, sondern auch die Antriebswelle fortwährend belastet bleibt, auch in 
ihren toten Kreissegmenten. 
5) Speciell bei Fussbetrieb kann infolge dessen der Tretende aufrecht stehend 
die Trethebel mit ganzer Körperwucht schnell nieder treten und dann ruhig dar 
auf stehen bleiben, bis er langsam wieder zum neuen Treten ausholt, während 
er auf einer Kurbel nicht ruhig stehen bleiben kann, sondern von derselben so 
fort wieder in die Höhe geschleudert werden würde. 
6) Speciell bei Kolbenbetrieb gestattet dieser Umstand die Anwendung von 
schneckenförmigen Scheiben, welche dem Kolben einen variablen Hebelarm dar 
bieten, der immer genau umgekehrt proportional der Spannung der Gase im 
Cylinder angepasst werden kann, so dass auf diese Weise der denkbar voll 
kommenste Expansionsmotor entsteht, welcher die höchste Spannung der Gase 
bis zum letzten Moment ökonomisch auszunutzen gestattet; während mit der 
Kurbel dieser Effekt selbst mit einem Mehrcylindersystom nicht erreicht werden 
kann. Bei dem vom Erfinder construirten Bulvermotor z. B. entweicht das Gas 
bei constant gleicher Arbeitsleistung mit nur dem 27. Theil der Spannung, mit 
welcher es im Cylinder zu arbeiten begonnen hat. 
Infolge aller dieser Vortheile, welche der Tretmotor, namentlich in Ver 
bindung mit Drahtachsenlagern bietet, leistet ein Mann an demselben mindestens 
das Doppelte wie an der Kurbel bester Construction, ohne darum mehr zu er 
müden. Soll er also nur dieselbe Arbeit leisten wie an der Kurbel, so wird ihm 
die Arbeit doppelt so leicht: und das soll der Zweck dieser Erfindung sein, dem 
Tretenden die Arbeit zu erleichtern. 
Ein annähernd ebenso günstiges Resultat dürfte der Expansionsmotor mit 
schneckenförmigen Scheiben infolge des ökonomischeren Verbrauches der Gas 
spannung im Cylinder und der anderen oben aufgezählten Vortheile erzielen: 
also annähernd das Doppelte wie der Motor mit Pleuelstange und Kurbel. 
Durch obige Darstellung ist nun auch der Unsinn widerlegt, welcher von 
leichtfertigen Leuten dem Erfinder zur Erklärung seines Motors untergeschoben 
worden ist. Dieselben stellten es nämlich so hin, als ob der Tretmotor eine 
Kraftvervielfältigungsmaschine oder gar ein perpetuum mobile sein solle, und 
nahmen dadurch jeden Fachmann von vornehorein gegen diese Erfindung ein, 
welcher nicht Gelegenheit hatte, die Erklärungen des Erfinders selbst unbefangen 
anzuhören und zwar an der Hand seiner praktisch ausgeführten Erfindungen. 
Vor dem Abdruck der Urtheile über den Tretmotor sollen im Folgenden 
erst noch die anderen Erfindungen und Patente einzelner Anwendungsformen 
des Tretmotors erläutert werden, weil diese Urtheile sich bisweilen auf mehrere 
dieser Constructionen zugleich erstrecken. 
Eingetragenes Waarenzeichen. 
Für sämmtliche Ganswindt’schen Maschinen und Geräthe mit Tretmotor ist 
unter No. 17489 eingetragen worden das Wort 
Ganswindt Tretmotor. 
IV. Das Einrad. 
Patentanspruch. 
„Einrad mit vorderer Nothrolle und Riemen- oder Seilzugscheibenantrieb, 
welches in stehender Stellung des Fahrers durch Treten mit den Füssen bethätigt 
wird, dadurch gekennzeichnet, das die Fusstritte senkrecht unter der Radachse 
angeordnet sind.“ D. R, P. No. 105126. (s. S. 39—42.)
	        
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