die bisherige Politik des Egoismus zu verlassen. Da käme man ja aber bei beit
Sozialdemokraten aus dem Regen in die Traufe, das wird doch auch jeder ver-
nünftige Sozialdemokrat in feinem eigenen Interesse einsehen müssen; beim so
große Opfer, wie die Sozialdemokraten fie verlangen, sind doch nur für erprobte
Wahrheiten im Interesse Aller möglich; dafür allerdings auch bie höchsten Opfer.
In der Politik ist aber, vom Gerechtigkeitsstandpunkt aus betrachtet, eine halbe
oder verkehrte Maßnahme noch viel schlimmer als gar keine. Deshalb wird auch
in Zukunft die Regierung prinzipiell mir ein konservatives Regiment in des Wortes
wörtlicher Bedeutung führen und neue Gesetzesvorlagen nur da, wo sie der Gesammt-
heit des Staates nützlich sein können, annehmen, solche Gesetze aber, welche auf
Opposition einer starken Minorität stoßen, welche sich nicht etwa bloß aus taltischen
Gründen für Interessenpolitik gebildet hat, ablehnen und es bei dem alten Zustand
bewenden lassen.
Damit wäre aber immer nur noch, wenn auch in ruhigerer Entwicklung, ber
egoistischen und Interessen-Politik für bereit Entstehung als in der Vergangenheit
liegend, bie gegenmärtige Regierung die Verantwortung ablebtten muß, Rechnung
getragen, und zwar von dem Gesichtspunkt aus Rechnung getragen, daß etwas
Besseres dafür noch nicht da ist, also analog ber Auffassung des heutigen Rechtes,
welches den Besitz schützt, so lange nicht durch Richterspruch das Eigenthumsrecht
festgestellt merben kann. Die Regierung hat aber selbst zugegeben, daß eine solche
Politik auf beut niedrigsten Stadbpunkt, dem Standpunkt der (RaubthiermeiSbeit
steht, welche des Menschen unwürdig ist, und von dem Stanbpunft wirklicher
Gerechtigkeit und des Christenthums aus betrachtet, eine emige ©ifpptjuö = Arbeit
bebeutet, welche zu einem wirklich schaffensfreudigen, ibealeit und (ebeuSfrifdjeit
Streben ben Wissenden, der nicht in unklaren Vorstellungen sich ergebt, niemals
begeistern und Niemanden befriebigeit kann, da ber Wissende von nur einigermafjeu
auftänbigeni Denken und Empfinden nicht ben riicfficptSfofen Egoismus pflegen,
fonbern ihn gern zur (Beseitigung des Elends Scbmädjerer opfern möchte, mettit das
Elend in seinem Wirkungskreis dadurch wirklich befeitigt merben könnte, aber auch
nur dann. Dann aber gerabe sind Opfer irgend einer Art oder auch nur durch
irgeitb eine (perfott garniebt nothwendig, und es zeigt sich bei dem Egoismus, mie
bei aüett Lastern, daß er gerabe das Ziel böcbfter Selbftfucbt Derfei)Ite und baS
Gegentheil baDott seitigte, mie durch bie (Beifpiele ber milbett (Beftien im fiafig uub
ber uitge3ogenett SRenfcheitmenge int brettttettbeit Sbeater oeranfd)aulid)t toirb,
mäbrettb bei ber pflege der Gerechtigkeit und des Christenthums auch der pöcljfte
bered)tigte Egoismus befriebigt mirb.
Ich werde in einer ber nächsten Sitzungen bie Maßnahmen, welche bie Re-
gierung innerhalb des Rahmens der Verfassung zu treffen gedenkt, erörtern."
(Die Regierung läßt nun den geituugeit und Abgeordneter aller Partei-
fcbattiruugeit Zeit, die verschiedenartigsten Reden und Leitartikel zu oeröffentlidjeu
und erst nach ein paar Sitzungen wird bie Rede wie folgt fortgesetzt)
„Wie gemöbnlidj bat auch in biefeut Falle die treffe in ber befaituten Seid)t-
fertigfeit die beDorftetjenbeit Maßnahmen ber Regierung in den Derfd)iebeitftett
Tonarten befrittelt, ohne auch ttnr entfernt zu wissen, worum es sich handeit. Sa
aber bie Regierung in Verflog ihrer höchsten Ziele nicht zugeben darf, baß auch
nur Einzelne oder ein Einziger ihrer Unterthauen, die ihr alle gleich nahe ftehett,
durch Zeitungsschreibereien über die Maßnahmen und Ziele der Regierung falfd)
unterrichtet und beunruhigt wird, fo wird sie auch diesem Unfug durch geeignete
Maßnahmen, natürlich ohne den Boden der Verfassung zu verlassen, begegnen; ich
komme noch im Verlauf meiner Rede auf diesen Punkt zurück.
Auch der Herr Abgeordnete 36 hat wieder, wie gewöhnlich so auch über biefe
Frage, eine glänzende Rede gehalten. Schade, daß Herr 36 nicht g-orfeber gemorbett
ist, beim, wenn er in bemfelbeit Redefluß und ebenso überzeugungsfest fortgefept
physikalische und technische Probleme lösen würde, was mürbe er da für glnuzeube