Full text: Das jüngste Gericht

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setzungen der heutigen Wissenschaft, als richtig angenommen werden, wozu 
mir allen Grund haben. 
Diese Voraussetzungen sind folgende: 
Es giebt sowohl eine Grenze hinsichtlich der Kleinigkeit ber Körper, und 
das sind bie Atome, meldje weder chemifch noch medjanifch zerlegt ioerben 
fönnen, als auch eine Grenze hinsichtlich der Größe ber Körper, unb bog 
sind bie Himmelskörper, von denen feiner unendlich groß sein fanit, loeil er 
sonst in Ellipfoid- ober Kugelgestalt meldje allen Himmelskörpern ge- 
meinschaftlich ift, das ganze Weltall ausfüllen würde. Zweitens giebt es 
auch eine begrenzte Anzahl von Elementen ober Arten ber Atome, aus 
denen sich alle Körper und lebeitbeit Wesen ber Welt durch djentifdje Ver- 
biitbungen ober Vermischungen orgaitifcher ober aitorgaitifcher Natur 
zusammensetzen. Die Chemie kennt bis jetzt nur einige 70 Elemente. Sßill 
man nun auch aitnehmen, bah noch mehr Elemente im unenblidjen SöeltaH 
vorhanden sein mögen, fo ift es doch nur au wahrscheinlich, bah eg immer 
nur noch eine bescheidene, jedenfalls aber begrenzte und nicht unendliche Anzahl 
sein kann, loeil auch durch bie Speftralanalpfe auf beit gijfternen dieselben 
Stoffe unterfchieben werden, wie mir sie auf unserer Erde haben. Ebenso 
beftehen bie aug bent Weltraum auf unfere Erde gefallenen Meteore aus 
denselben Stoffen. Weshalb sollte bag and) nicht der galt sein? —ift hoch 
unfere Erde ein Stück des unenblichen Weltalls, welches seit Ewigkeit 
durcheinandergemischt ift. Was in unenblicher Zahl vorhanden ist, finbet 
fiel) überall in unaähliger SUienge; bag gilt fomohl Pon ben Stenten alg 
auch von den Atomen, die man felbft im SBaffertropfeit unb im Sanbfotn 
in unaähliger Menge Porfiubet; mährenb man an Elementen auf unferent 
ganaen Erdball, ja felbfi in bent burch bie größten gernröhre erreichbaren 
Weltall, das Pon Ewigkeit her burcheinanbergemifcht ifs, bis jetzt nur einige 
fiebaig Elemente gefunben heit. 
Also nach Einnahme biefer Voraugfeljungen unb auch anberer wissen- 
schaftlich feftgeftellter Gesetze als richtig — und solche jgnbuftiongbemeife 
haben bie Physik au ben glänaenbften ytefultoten geführt —, kann man auf 
bag Weltall folgeuben Vergleich mit ber Musik anmenben: 
Sie scheinbar fo uneitbliche Mannigfaltigkeit ber Musik setzt sich aus 
einer begrenaten Anzahl Töne aufammett, und zwar hat a- V. bag Klavier 
aur Zeit 85 Töne, innerhalb dieses enbücheit Rahmens muß sich also alle 
Musik beloegen. Da ferner bie Wirten des Safteg, bie SB or tra gga eich eit und 
bie Länge ber Musikstücke endlich begrenat sind, so müssen auch alle möglichen 
Sompofitioiteu aufammeit eine beftimmt begrenate, genau ougaurechneitbe 
Zahl erreichen. Wenn biefe Zahl auch fo groh sein füllte, daß fie ganticht 
aufaufchreiben ginge, so mühte doch nach den Gesetzen Pon ben Sßermutationen 
nnb Variationen bei unenblicher gortfefjung immer neuer Slompofitioneit 
bereit Zahl es erschöpft werden, alle neue Kompositionen beit schon üor= 
hqnbeneit immer ähnlicher ioerben unb zuletzt in ganz genau berfelben gornt 
mieberfehren, ja, bei unenblicher gortfejjung uneitblich Piele s Dtale loieber= 
fehreit, fo bah z. V. eine Musikalien-Handlung keine neuen üfubrifeit mehr 
für neue Kompositionen einzurichten brauchte. SBcnit bie Richtigkeit biefer 
Sarlcgung nicht, sofort einleuchten füllte, fo kann man fid) ja einmal erft 
alle möglichen Kompositionen von wenigen Saften mit einem Sott aug= 
rechnen, bann mit amei Sölten, dann mit brei u. f. Io. unb wird bann 
finben, bah mit ber Zahl ber Töne bie Kompositionsmöglichkeit zwar 
auherorbentlich schnell an Zahl aunehtneit, aber immer endlich begrenat 
bleiben mitffen. Auf die Größe dieser Zahl kommt es für unfere Be- 
trachtungen nicht an, sonbern nur allein darauf, daß fie begrezt bleibt und 
nicht unendlich groh werden kann. 
Dann haben mir für alle möglichen Variationen und Vermutotionen
	        
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