Geschichte Kirchditmolds erforscht Aus HNA von
30.4.85
H. Heinemann wird 80 Jahre alt
Kassel (bel.). Der Verstand
soll klar bleiben, das Bier und
die Zigarette schmecken: Das
wünscht sich der Kirchditmol-
der Heinrich Heinemann (Bild)
zu seinem 80. Geburtstag, den er
heute im Kreise der Familie fei-
ert. Der Jubilar, durch zahlrei-
che Veröffentlichungen über die
Geschichte des Stadtteils
ebenso bekannt wie durch sei-
nen Einsatz für den Bürger- und
Heimatverein, will allerdings
nicht als "Heimatforscher" be-
zeichnet werden: "Ich bin ein
leidenschaftlicher Sammler von
allem, was zu der Geschichte
Kirchditmolds gehört."
Geweckt wurde das Interesse
des Lehrers durch das erste Hei-
matfest 1950 in Kirchditmold.
"Ich sollte eine Rede über den
Stadtteil halten", erinnert sich
Heinemann, "und bei den Vor-
bereitungen dazu ist mir aufge-
fallen, wieviel widersprüchli-
ches es in alten Berichten gab.
Da hatte jeder vom Vorgänger
abgeschrieben".
Heinemann, dem für seine Ar-
beit schon der Hessen-Ehren-
brief und die Kasseler Stadtme-
daille verliehen wurden, begann
alte Karten auszuwerten, zeich-
nete Katasterkarten aller
Grundstücke sowie Bach- und
Straßenläufe und stellte die The-
se auf, daß das ehemalige Klo-
ster Weißenstein vor 1143 in
Kirchditmold und nicht, wie an-
genommen, in Wilhelmshöhe
gegründet worden sei. Mehrere
Ausgrabungen, die der Lehrer
mit Hilfe seiner Schüler unter-
nahm, unterstützen diese Ver-
mutung.
"Ich hatte das Glück, daß zu
Beginn meiner Forschungen die
Generation meiner Eltern noch
lebte", sagt Heinemann: "Die
konnte ich ausfragen, wenn es
um überlieferte Geschichten
ging". Mittlerweile hat der eifri-
ge Sammler ein Dia-Archiv mit
mehreren 10 000 Fotos, arbeitet
an einem Buch über "Kirchdit-
mold - Einst und Heute" und hat
eine umfassende Ausstellung
über den Stadtteil erarbeitet, die
bis Ende Mai in der Stadtspar-
kasse Kirchditmold zu sehen ist.
(Foto: Bauer)