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gehören. Auch kleine Ermunterungspreise sind ausgesetzt. Auch
für diese Gruppe liegen einige Anmeldungen vor. So macht z. B.
ein Landwirt aus alten Mähmaschinenmessern Hacken. Ferner fin
den wir hier auch einen Schweinetransportkäfig, der gleichzeitig für
das Wiegen eingerichtet ist, weiter Bullenketten u. a.
Einer der Glanzpunkte der Ausstellung ist die große Halle für
landwirtschaftliche Erzeugnisse, in der in ihrem langen Mittelschiff
und breiten Seitenhalle alle Produkte des landwirtschaftlichen Be
triebes in einfacher und veredelter Form zu finden sind. Kalei
doskopartig wechseln die Bilder von Stand zu Stand, und der Gang
durch diese Erzeugnishalle ist ein kurzer, aber vollständiger Abriß
der deutschen landwirtschaftlichen Produktion und der mit ihr in
Verbindung stehenden Veredlungsindustrie. Wenn auch die Gänge
noch so breit sind, in den Hauptständen drängt sich hier der Ver
kehr der Beschauer in fast beängstigender Weise, und man tut gut,
die Morgen- oder Mittagsstunden zu einem Besuch der Erzeug
nisabteilung zu benutzen, wenn man mit Muße alle diese tausende
und abertausende von Gegenständen besichtigen und von dem Be
such der Erzeugnishalle einen nachhaltigen Nutzen haben will.
Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft selber, die ja mit
der Casseler Ausstellung ihr 25jähriges Jubiläum feiert, führt in
einem großen Anbau an die Erzeugnishalle alle ihre Tätigkeits
gebiete in Schrift und Bild, in Modellen, in Ausschnitten und in
Produkten vor.
Ein besonderer Pavillon ist aber ihrer Sonderausstellung für
Landarbeit gewidmet, die ja schon auf früheren Ausstellungen so
vielen Beifall gefunden und zweifellos dazu beigetragen hat, auch in
die mittleren und kleineren Bauernwirtschaften mehr Verständnis
für die Aufgaben einer guten Betriebsdisposition hineinzutra
gen. Was diese Ausstellung bringen wird, findet der Leser
weiter unten in einem besonderen Artikel.
Im Anschluß an diesen Pavillon finden wir den Dorf- und
Spielplatz, der ein buntes und bewegtes Bild des lebensfrohen
Treibens des Dorfes geben soll.
Aber über all dies soll in einer der nächsten Nummern aus
führlicher berichtet werden.
Für heute nur noch wenige Blicke in die Erzeugnishalle selber.
In der Samenausstellung werden wieder, wie seit langen
Jahren, die seit 1896 vereinigten Saatgutzüchter, die Jahr für
Jahr gemeinsam auftreten, ausstellen, neun an der Zahl. Ihre
Ausstellung ist immer ein Glanzpunkt der Erzeugnisabteilung und
fesselt wohl jeden landwirtschaftlichen Besucher.
Auch die Gesellschaft zur Förderung deutscher Pflanzenzucht,
die erst seit einigen Jahren besteht, vereint neun Aussteller unter
ihrer Führung.
Außerdem stellen der Nassauische Saatbauverein, der Schles
wig-Holsteinische Saatbauverein und andere Vereine, sowie die
Provinzialsächsische Genossenschaft, Halle, diese mit 25 Einzelaus
stellern, aus.
Seit langen Jahren findet in Berlin im Oktober die Gersten-
und Hopfenausstellung statt. Die besten dieser Gersten und
Hopfen werden dann jährlich auf der Deutschen Landwirtschafts-
Gesellschafts-Ausstellung nochmals vorgeführt. Diesmal sind es
108 Gersten- und 68 Hopfenproben.
754 Butteranmeldungen und eine große Zahl von Käseanmel
dungen versprechen reich besetzte Hallen, und auch der Preisbewerb
in frischer Trinkmilch, der schon in den letzten-Jahren so viel An
klang gefunden hat, wird mit seinen 17 Beschickungsproben den
Landwirten eindringlich wieder vor Augen führen, was durch eine
sorgfältige Behandlung der Trinkmilch zu erreichen ist.
Auch die Molkereikosthalle, deren Organisation durch das
Fehlen des Milchviehes gefährdet erschien, wird voraussichtlich doch
zu Stande kommen.
Honig und Wachs sind ebenfalls reichlich angemeldet, und auch
bienenwirtschaftliche Geräte werden nicht fehlen, über die lebenden
Bienen kann noch nichts gesagt werden, da sie noch bis zum 31. 4.
angemeldet werden können.
Die Dauerwaren (Konserven, Präserven) haben wieder ihre
gewöhnliche Reise nach Australien während des Herbstes und Win
ters gemacht und treffen demnächst in Bremen ein, um hier ge
prüft und dann auf die Ausstellung gebracht zu werden. Die Be
schickung ist hier eine durchschnittliche und nicht gerade groß zu
nennen.
Die großen Dünger firmen werden wieder wie jedes Jahr
ihre Stände zu Hauptanziehungspunkten der Ausstellung zu
machen bestrebt sein. So wird das Kalisyndikat, dessen Darstellung
seit Jahren einer der Glanzpunkte der Schau in bezug auf die
Ornamentik der Ausstellungshallen bildet, diesmal einen hessischen
Bauernhof wählen, in dessen Rahmen, im Gebäude und auf dem
Bauernhose, Düngungsversuche, Ausschnitte, Topfversuche, Abbil
dungen usw. in reicher Zahl zur Ausstellung kommen. In ähn
licher Weise, wenn auch nicht so ausgedehnt und hervorstechend, be
teiligen sich der Verein der Thomasphosphatfabriken mit Aus
stichen, die Delegation der Salpeterproduzenten, die Deutsche
Ammoniakverkaufsvereinigung, welch' letztere ebenso wie das Kali-
syndikat ein eigenes Versuchsfeld eingerichtet hat. Das Versuchs
feld des Kalisyndikates ist schon jetzt auf dem Forst angelegt.
Neben dem Versuchsfeld des Syndikates hat der hessische Obstbau
verein Obstbaumanlagen eingerichtet. Außerdem sind drei Kalk-
und Mergelsammlungen, eine verhältnismäßig hohe Anzahl, ange
meldet, von denen zwei, von landwirtschaftlichen Vereinen ausge
stellt, zum Preisbewerb stehen.
Aber nicht nur Erzeugnisse des landwirtschaftlichen Fleißes fin
den wir hier, sondern in großem Umfange auch wissenschaftliches
und statistisches Material. Zwar ist die „Papierausstellung" bei
uns Landwirten nicht sehr beliebt, aber auf den Schauen der Deut
schen Landwirtschafts-Gesellschaft ist doch versucht, auch dies unge
heure Material von Karten, statistischen Darstellungen, farbigen
und schwarzen Tafeln usw., usw. in eine Form zu bringen, daß
auch dem flüchtigen Beschauer klar wird, was hier gezeigt werden
soll und inwieweit sein eigener Betrieb in Verbindung steht zur
großen Allgemeinheit der deutschen Landwirtschaft. Außer den Kar
ten und Tafeln gibt es hier auch noch wissenschaftliche Präparate,
Apparate in großen Mengen, Modelle von Anlagen, Gebäuden usw.,
usw., und Projekte zu sehen; alles dies breitet sich hier in ununter
brochener Reihenfolge, in wechselvollem Bilde aus.
Einzelne besonders große Zweige der landwirtschaftlichen Er
zeugnisse haben ihre eigenen Hallen, so natürlich in erster Linie
die milchwirtschaftlichen Produkte, Butter und Käse, in Verbindung
mit der Milchkosthalle, sowie die Traubenweine, die Obst- und
Schaumweine und die alkoholfreien Getränke.
Eine eigene große Halle ist auch diesmal wieder den deutschen
Kolonien gewidmet, und die Abteilung Cassel der Deutschen
Kolonial-Gesellschaft hat sich die größte Mühe gegeben, hier einen
überblick darüber zu geben, was Deutschland in der landwirtschaft
lichen Entwicklung seiner Kolonien geleistet hat und welche großen
Zukunftsmöglichkeiten hier noch bestehen.
Neben den erwähnten Obstbaumanlagen auf dem Ausstellungs
platze ist auch schon ein Bogelschutzgehölz eingerichtet. Die Ab
teilung Vogelschutz des hessischen Tierschutzvereins, unter Leitung
ihres rührigen Vorsitzenden Major und Stadtrat H e n r i c i, hat
es sich nicht nehmen lassen, den hessischen Landwirten hier ihre Be
strebungen in eindringlichster Weise nahe legen zu wollen und auch
den landwirtschaftlichen Nutzen des Vogelschutzes möglichst eindring
lich darzustellen. * ^ *
Die Landarbeilsausstellung. Die Landarbeits-Ausstellung der
Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft wird in diesem Jahre zum
ersten Mal in einem gesonderten Bau mit ländlicher Fassade unter
gebracht werden und wieder, wie vor 2 Jahren in Leipzig, das ge
samte Gebiet der Landarbeit umfassen. Sie wird zunächst in bild
lichen Darstellungen aus dem Gebiet der Statistik die Bedeutung
der Landarbeiterfrage recht eindringlich zur Anschauung bringen und
an vergleichenden Darstellungen der Militärdiensttauglichkeit in
Stadt und Land den großen Wert der Landwirtschaft als „I u n g -
b r u n n e n" der Volkskraft zeigen. Darstellungen der Jntensi-
tätssteigerung innerhalb der deutschen Landwirtschaft führen zu
der Frage, wie der stetig ansteigende Handarbeitsbedarf gedeckt wer
den kann. Fesselnde Karten zeigen zunächst die Abwanderun
gen vom Lande, andere geben einen überblick über die Zahl