Full text: Abschriften aus Tagebuchnotizen (Typoskript)

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sein sollten, gefordert. - Derart sind die meisten verwandt» 
schaftlichen Verhältnisse, vor allem leider das zwischen 
Eltern und Kindern. Derart ist sehr häufig, ja fast immer 
die Eire; und das berühmte Stagnieren in diesem Verhältnis, 
die "Versimpelung”, das'Philisterium", hat wohl hier seinen 
Grund. Nach dieser Richtung kann die Freundschaft ausarten; 
sie ist dann reif zur Trennung; und diese Trennung wird, da 
äusserliche Fesseln fehlen, meist geschehn. - Es ist eben 
hier ein geistiges Schamgefühl, das, nach seiner sublimeren 
Natur, auch viel zarter behandelt werden muss als das kör» 
- perliche. 
Viel "Seine gelesen. 
Giebt es historische Gesetzte? 
Cd.h.sGiebt es füri das geschichtliche Geschehen Gesetze 
wie für das kosmische Geschehn die Naturgesetze?) 
Das wissenschaftliche Gesetz ist die Behauptung eines Kau= 
salverhältnisses. Es sagt# s"Unter diesen Voraussetzungen 
)y muss das und das geschehn". Nicht:"unter diesen Voraussetzun 
gen geschah das und das". Dieses unbedingte "muss" können 
wir un nur vorstellen, indem wir weiter sagen:"Unter den 
gleichen Voraussetzungen muss das gleiche geschehn". - Nun 
ist das Gebiet der Hist rie ein reales, beg enztes. In der 
Realität aber dürfen wir uns nie eine Wiederholung eines 
einmal Gewesenen vorstellen; dies verbieten uns Raum und 
Zeit, durch die wir uns unsre Vorstellung von der realen 
/' Welt bilden. Da wir uns alho keine gleichen Voraussetzungen 
/^denken können, können wir uns auch kein absolutes "muss" 
denken, also auch kein echtes Kausalitätsverhältnis. - Die 
Natur dagegen ist unbegrenzt und unendlich. Um sie zu erfass 
sen, müssen wir metaphysisch denken, uns der gewohnten Be= 
trachtungsweisen "Raum"und"Zeit" entschlagen. In einer 
räumlich und zeitlich unbegrenzten Welt können, ja müssen 
wir uns die Wiederholung des Gleichen denken, also auch 
das absolute "muss", das echte Kausalitätsverhältnis.- 
Wer aber die Natur nicht als unendlich, d.h. nicht metaphy» 
si4:h,auffasst, wer sifea, für begrenzt, hält, für den 
(b sind theoretisch keine andern Gesetze denkbar wie für den 
Historiker:"Unter diesen Umständen geschah das, unter den
	        
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