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irgend, ein einzelneres ich, nicht als "grosser Ver=
brecher", sondern auf völlig legalem Wege die Herr=
schaft über eine Masse von "andern” erwerben kann,
der Kapitalist, Wo das geschieht, da sehen wir das
Urproblem "ich und die andern", das wir vielleicht bis=
her kaum beachtet haben, plötzlich in Riesengrösse
dicht vor uns, und nun wird es dem Künstler zum
greifbaren Gegenstand seines Werks,
+ ) wieder umgekehrt; der Mensch ihm
Aus dem vorhergehenden folgt, dass es verkehrt ist,
51 allgemein zu behaupten, dass eine neue Kultur nicht
zu neuen Kunstwerken führen könne, weil die Probleme
die alten bleibenj richtig ist das letzte schon: die
Probleme bleiben die alten, nämlich die ewig menschli=
chen, aber gesehen werden nicht alle gleich scharf^
sondern je nach der Kultur die einen klarer, die an=
deren undeutlich oder gamicht.
Wie bezeichnend ist ferner, dass jeder einzelne und
jede Zeit in den Werken der Vergangenheit grade die
52 Stellen sucht, die für sie leben, d.h.in denen die
Urprobleme sich mehr oder weniger deutlich manifestie=
ren, in deren Kreis sie selbst grade stehen; und dass
sie - mit Recht meine ich, - sich um das, was der
Schöpfer in die Mitte gestellt hat, sich gar nicht
kümmern, wenn es ihnen weniger lebt als jene Nebentei=
le.
Heute das meiste fehlende im Wilhelm Meister gelesen,
sodass ich ihn jetzt wohl ganz habe.
Die Deduction der reinen Gegenstände ("Urprobleme")
53 der Kunst aus dem Begriff des Menschlichen wäre die
Vorarbeit einer wirklich allgemeinen Geschichte der
Kunst; sie würde die Prinzipien ergeben, nach denen man
die einzelnen kunstgeschichtlichen Epochen betrach=
ten müsste.
Je älter man wird, umso schwerer schliesst man Freund=
schäften weil das Gut, das man mitbringt, so gross
ist, dass man - zwar leicht einzelnes darin findet,
was zu einzelnem im Vermögen des anderen gut passt,
54 aber doch dieses einzelne einem als zu geringer Bruch=