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Wohl die schönste Stelle auf der ganzen Insel ist der
vorher erwähnte Rabagal im Nordwesten der Insel.
Hier, im Anfänge des langen, den ganzen Nordwesten der Insel
durchquerenden, schönen, grünen, dicht bewachsenen Janellatales finden
sich auf ganz kurze Erstreckung eine grosse Menge schöner, starker
Quellen, die in schöne n-, zumTeil sehr hohen Wasserfällen über die
senkrechten Talanhänge hinunterstürzen und, umrahmt von einer wunderbar
schönen und üppigen Vegetation, e in wirk lieh zauberhafte sBild lieb
lichster Naturschönheit gewähren. An einer Stelle — den Vinte
cinco fontes (25 Quellen) — strömen aus den Wänden eines tiefen und
weit rückwärts in den Berg eingeschnittenen, aber engen Kessels eine solch
grosse und schön verteilte Menge kleiner und grösserer Wasserfälle
hervor, dass man zuerst versucht ist, an eine künstlich berechnete
Anlage zu glauben. Durch den schmalen Eingang der Schlucht scheint
ein kleines Bündel Sonnenstrahlen auf die zahlreichen sprühenden
Kaskaden und zaubert strahlende Regenbogen mitten in die üppigen,
aus tiefer Dämmerung hervorbrechenden Farnwedel und Schlingpflanzen,
die sich in dem tiefgrünen Spiegel des am Grunde des Kessels an-
Sammelnden Wassers malerisch widerspiegeln.
An der andern, berühmtesten Stelle — dem Risko — stürzt' im
dämmernden Hintergründe einer engen, mit etwa 100 m hohen senk
rechten Wänden, abstürzenden Schlucht ein mächtiger Wasserfall her
unter, umrahmt von zahlreichen kleineren herunterrieselnden Quellen
und Wasserfäden und einer üppigen Vegetation von Farnen und Schling
pflanzen, um inmitten seines Laufes durch eine sehr kunstvoll angelegte
Levada aufgefangen und abgeleitet zu werden.
Diese Levada des Risko sowie die etwa 150 m tiefer gelegene
der Vinte cinco fontes sind bei weitem die kunstvollsten der zahl
reichen, mit so viel Geschick und Sorgfalt angelegten
Wasserleitungen, die die zahlreichen Quellen hoch oben in den
Ursprüngen der Täler abfangen, zur Bewässerung der Felder hinunter
leiten und so einen grossen Teil der Insel anbaufähig machen.
Wenn man unter (hinter) dem Wasserfall des Risko steht in der mit
tatsächlich senkrechten, weit über 100 m hohen Wänden ausgestatteten
Schlucht, so begreift man kaum, wie es möglich war, diese Wasser
leitung an dieser Stelle überhaupt anzulegen. Die Arbeiter sind dabei
an sehr langen Seilen von oben hinuntergelassen und haben so den
langen Kanal in den Felsen gesprengt und die Sperrmauer unter dem
Wasserfall angelegt. Man kann zum Teil am Rande, zum Teil auf der
Mauer dieser Levada auf halber Höhe um den ganzen senkrechten Absturz
dieser wilden Schlucht herumgehen, zum Teil unter den von oben herab
sprühenden Wasserfäden und Wasserfällen hindurch, zum Teil direkt durch
kleine Tunnels und so dies zauberhafte Bild mit den mannigfachen,
im Staube der Wasserfälle schimmernden Regenbogen von den ver