Full text: Das Leben Philipps des Großmüthigen, Landgrafen von Hessen

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der großen Angelegenheit der streitigen Religion ohne 
vorherige Verhandlungen auf dem Reichstage gewesen 
wäre; wie ein plötzlicher Ueberzug, Bekämpfung der 
Lehre mit dem Schwerte, ohne alle die großen in der 
Mitte liegenden Maaßregeln, ohne vorherige Ermahnung 
und Bedrohung, ohne das vom Reich geforderte Conci 
lium ganz mit dem bisherigen natürlichen Gange im 
Widerspruch ständen; wie außerdem eigennützige Thei 
lungsverträge im Voraus gegen alles Fürstenrecht und 
Uebung; unv die Bestimmung, daß weder der Kurfürst 
von Sachsen, noch jemals seine Nachkommen, in seine 
Lande wieder eingesetzt werden solle, ein sehr gewalt- 
thätiges Vorgreifen gewesen sei. 
Der Landgraf, ohne sich durch diese Unwahrschein 
lichkeiten irre machen zu lassen, eilte nach jener Ent 
deckung von Dresden nach Weimar. Hier zeigte er dem 
Kurfürsten und dessen Sohne die mitgenommene Abschrift 
jener Urkunde, und verhieß das Original. Seine Ueber- 
redungsgabe, die Größe der Gefahr und die auch dem 
Kurfürsten bekannt gewordenen Anzeigen eines feindse 
ligen Bundes bestimmten diesen sonst so bedächtigen 
Fürsten zu einem augenblicklichen Beschluß. Beide Für 
sten sagten darin: „da Gott ihnen das Schwert gegeben, 
so erkennten ste sich dermalen um so viel mehr verbun 
den, einander zu schützen, da Gott ihnen das Evange 
lium gegeben; sie wollten auch eher Leib, Ehre, Würde, 
Land und Leute daran setzen, als zugeben, daß durch 
bösen Rath der Widersacher dieser Schatz ihnen wieder 
entzogen würde." Ein Heer von 20,000 Mann zu Fuß 
und 6000 Reitern sollte den stillen, ermüdenden Streit 
gegen List und Verschlagenheit in einen offenen Kampf 
verwandeln, und den nun entlarvten, unversöhnlichen 
Feind durch augenblickliche Besetzung seiner Länder un-
	        
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