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half ihm Gott und segnete sein Wort. Aber eines sol
chen Bekenners bedurfte auch die gute Sache, der hoch
herzig und unerschrocken, klug und listig wäre, nach den
Umständen kriegerisch und friedfertig, sanft und heftig
sein konnte, unerschöpflich an Maßregeln und unermüdet
in ihrer Ausführung es verstand, zur rechten Zeit ent
scheidende Bewegungen zu machen und dadurch allen
seinen Handlungen einen besondern, seine eigenen Kräfte
bei weitem übersteigenden, Nachdruck zu geben. Der
vorsichtig bis zum Mißtrauen, wachsam und thätig bis
zur Unruhe, zuversichtlich bis zur Kühnheit, nimmer
wankend bei einmal gegebener Zusage, mit Andern gern
überlegend, aber für sich entschlossen, zugleich aufrichtig
und geheimnißvoll allen seinen Freunden, Dienern und
Bundesgenossen dasselbe Selbstvertrauen mittheilte, wel
ches ihn selbst belebte. Der durch keinen kleinlichen
Eigensinn gehindert, nichts für sich, Alles für die ge
meinsame Angelegenheit verlangend, und wohl bekannt
mit den Interessen der Personen, eben so geschickt wäre
zur Vermittlung zwischen entzweiten Freunden, als zu
zeitgemäßer Vergleichung mit den Feinden. Der in der
Reformation ein Bedürfniß der Zeit und eine Staats
angelegenheit nicht blos seines Landes, sondern der gan
zen Nation erkenne, in Kenntniß der heiligen Schrift
den meisten Papisten, in Unterscheidung des Wesentlichen
vom evangelischen Glauben den meisten Gottesgelehrten
seiner Partei überlegen und mehr als ein anderer Fürst
von ihnen unabhängig, fähig wäre, einen eigenen, regel
mäßigen und festen Gang in der Kirchenverbesserung zu
gehen.
Zwar hatte man im Lager vor Mühlhausen die
Verabredung getroffen, in Sachen des Aufruhrs und
ver neuen Lehre nur gemeinsame Maßregeln zu neh-