Full text: Das Leben Philipps des Großmüthigen, Landgrafen von Hessen

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half ihm Gott und segnete sein Wort. Aber eines sol 
chen Bekenners bedurfte auch die gute Sache, der hoch 
herzig und unerschrocken, klug und listig wäre, nach den 
Umständen kriegerisch und friedfertig, sanft und heftig 
sein konnte, unerschöpflich an Maßregeln und unermüdet 
in ihrer Ausführung es verstand, zur rechten Zeit ent 
scheidende Bewegungen zu machen und dadurch allen 
seinen Handlungen einen besondern, seine eigenen Kräfte 
bei weitem übersteigenden, Nachdruck zu geben. Der 
vorsichtig bis zum Mißtrauen, wachsam und thätig bis 
zur Unruhe, zuversichtlich bis zur Kühnheit, nimmer 
wankend bei einmal gegebener Zusage, mit Andern gern 
überlegend, aber für sich entschlossen, zugleich aufrichtig 
und geheimnißvoll allen seinen Freunden, Dienern und 
Bundesgenossen dasselbe Selbstvertrauen mittheilte, wel 
ches ihn selbst belebte. Der durch keinen kleinlichen 
Eigensinn gehindert, nichts für sich, Alles für die ge 
meinsame Angelegenheit verlangend, und wohl bekannt 
mit den Interessen der Personen, eben so geschickt wäre 
zur Vermittlung zwischen entzweiten Freunden, als zu 
zeitgemäßer Vergleichung mit den Feinden. Der in der 
Reformation ein Bedürfniß der Zeit und eine Staats 
angelegenheit nicht blos seines Landes, sondern der gan 
zen Nation erkenne, in Kenntniß der heiligen Schrift 
den meisten Papisten, in Unterscheidung des Wesentlichen 
vom evangelischen Glauben den meisten Gottesgelehrten 
seiner Partei überlegen und mehr als ein anderer Fürst 
von ihnen unabhängig, fähig wäre, einen eigenen, regel 
mäßigen und festen Gang in der Kirchenverbesserung zu 
gehen. 
Zwar hatte man im Lager vor Mühlhausen die 
Verabredung getroffen, in Sachen des Aufruhrs und 
ver neuen Lehre nur gemeinsame Maßregeln zu neh-
	        
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