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Keime in seinem Innern zu nähren und jeden errun
genen Sieg des Lichts über die Finsterniß, jeden Fort
schritt zur Wahrheit und zum Rechte zu nutzen und zu
befördern wußte; ist das nicht schon unendlich viel und
hat er dadurch nicht den Grund gelegt zu der Blüthe
von Wohlstand, von Wissenschaften und Künsten, dessen
sich Hessen bis jetzt noch erfreut? —
Schon zu den Zeiten von Philipps Vater fingen
die Wissenschaften in Hessen an aufzuleben und dazu
hatte besonders die Klosterschule zu Wetter mit beige
tragen, auf welcher von der Aebtissin Elisabeth von Brück
unter den Rittcrkindern auch jedesmal drei viel ver
sprechende Bauernknaben erzogen wurden. Hier war
es, wo Euricius Cordus, als Arzt und Dichter gleich
ausgezeichnet, seinen ersten Unterricht empfing. Eobanus
Hessuö, den Luther wegen seiner Uebersetzung der Psal
men Davids den Dichter der Könige und den König
der Dichter nannte, und der den großen Reformator
schon bei seiner Reise zum Wormser Reichstage in be
geisterten Versen besungen hatte, war zu Frankenberg,
Gemeinden und Haina gebildet worden, wo Horläus,
Medesius und Dicthmar lehrten. Auch Konrav und
Johannes Muth (Muiianus), zwei Brüder und Söhne
einer edlen Familie zu Homberg, von denen der erste
zu Gotha lebte und die Ruhe eines Weltweisen allen
ihm in Hessen angebotenen Ehrenstellen vorzog, der
andere aber als Kanzler Wilhelms des Mittleren dessen
beste Unternehmungen und besonders die Einsetzung des
Hofgerichtö beförderte. Endlich wird noch eines gelehr
ten Hessen, Konrad Hensel, zur Zeit Kaiser Marimi-
lians, erwähnt, der aus Kassel gebürtig, sich zu Frank
furt und Erfurt als Prediger und Lehrer der Philosophie
und des kanonischen Rechts auszeichnete. Der Kanzler