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Als der Arzt seine Wunden untersuchte, stürzte einer
seiner Freunde ohnmächtig zur Erde; er befahl, diesem
zuerst zu helfen. Nach einigen Tagen unterschrieb er
noch einen Brief an Wilhelm von Fürstenberg, worin
er diesem meldete, die Lager der drei Fürsten seien nicht
stark und könnten leicht überrumpelt werden: er habe
zwar solch unchristlich Schießen sein Tage noch nicht
erfahren, dabei aber erst einen Mann verloren und be
sitze noch ein unverzagt Gesinde. Dieser Brief fiel den
Fürsten in die Hände und gab die erste Gewißheit, daß
er nicht entgangen sei. Als keine Hülfe kam, schickte
Sickingen am 6. Mai einen Trompeter in's Lager und
ließ auf eine Zusammenkunft antragen, wozu die Fürsten
ihre Feldhauptleute und Sickingen den Herrn von Waldeck
sandten. Sickingen erbot sich, Landstuhl zu übergeben
gegen freien Abzug für sich und die Seinen. Als dies
die Fürsten verwarfen, bot Sickingen endlich an, sich
mit den Seinen auf ritterliches Gefängniß, mit Ver
sicherung des Lebens, unverletzter Gesundheit und nicht
ewigen Sitzenö zu übergeben, so daß gegen seine sonst
gemachten Gefangenen Mann gegen Mann erledigt wer
den sollten. Auf inständige Fürbitte der im Lager be
findlichen Grafen und Ritter nahmen die Fürsten dies an.
Des andern Tages kamen die Fürsten in das Ge
wölbe, wo der Ritter lag, dessen Auge schon von Dunkel
umfangen war, und fragte: „welches ist der Landgraf?"
Als man ihm diesen zeigte, richtete er sich auf, nahm
sein rothes Barcttlein ab und sprach: „gnädigster Herr
Landgraf." Philipp trat zu ihm und fragte: „Franz,
was ist Dir geschehen und bist Du hart troffen?"
Sickingen zeigte ihm, wo er verwundet. Als ihn der
Landgraf an den Ueberfall in seinen unmündigen Jahren
erinnerte, antwortete Sickingen: „Gnädigster Herr, es