Full text: Das Leben Philipps des Großmüthigen, Landgrafen von Hessen

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Spangenberg und um Melsungen her feist gewesen." In 
seinem Testament sagte Philipp: „Die Wildfuhr ist gut, 
daß sie unsre Söhne hegen, denn hätte Gott kein Wild- 
pret wollen haben, so hatte cs seine Allmacht nicht in 
die Arche Noah nehmen lassen. So ist's auch gut, daß 
sich die Herrn zu Zeiten verlustiren, die sonst mit schwe 
ren Geschäften beladen sind. Die Herrn vernehmen auch 
viel, wenn sie auf der Jagd und Jagdhäusern sind, als 
wenn sie stets am Hoflager wären; können auch dadurch 
ihre Gränzen selbst wissen, was ihrer ist; kann auch sonst 
mancher arme Mann vorkommen, der sonst nicht zuge 
lassen wird. Daneben sollen sie den Leuten vergönnen, 
daß sie ohne Schaden des Wildprets ihre Früchte ein- 
zäumen, auch zu etlichen Zeiten mit Hunden abhetzen, 
und besonders die wilden Säue, die den meisten Scha 
den thun. Wo auch das Wildpret dem Armen so großen 
Schaden thut, sollen sie dagegen Erstattung thun, oder 
ihnen etwas an Renten, Zehnten und Zinsen nachlassen." 
1562 wurde aber ein Wilddieb ohne weiteres bei Betten 
hausen an einen Eichbaum gehängt, und seinem Gesellen, 
welcher die Häute dreier bei Helsa geschossener Hirsche 
abgezogen und zum Verkaufe gebracht hatte, die Strafe 
des Wippens zuerkannt, d. h. er wurde mit Stricken 
hinterwärts gebunden und neunmal in die Höhe und 
wieder herunter gezogen. Dieselbe Strafe mußte ein 
Landsknecht erleiden, der 1562 in Niederhessen allent 
halben Gevattergeschenke für seines angeblichen Kindes 
Taufe auspreßte und auch einen Besuch bei dem Obristen 
Reimann in Waldkappel abstattete. Bei jedem Zuge 
mit dem Stricke rief der Henker: ich allein habe die 
Ehre, dich als Gevatter zu heben. Zugleich wurde er 
auch des rechten Ohres beraubt, so er doch gern das 
linke dafür gegeben, weil er schon am linken Auge blind
	        
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