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rieth er, um das Concilium nicht unbedingt zu verwerfen
und um Zeit zu weiterer Ausbreitung der Glaubens
reform bei andern Nationen zu gewinnen, vorerst im
Einverständniß mit England, Dänemark und Schweden
eine neue Untersuchung und Entscheidung der Artikel zu
verlangen, welche hinter dem Rücken der Evangelischen
abgeschlossen waren. Doch ehe noch die Verhandlungen
zu Stande kamen, welche auch Herzog Christoph von
Würtemberg, damals der weiseste Fürst seiner Zeit, be
trieb, endigte das Concilium zu Trident, wo am Schluß
der letzten Sitzung bekanntlich der Kardinal von Lothrin
gen schrie: „verflucht seien alle Ketzer!" und die Prä
laten einstimmten: „verflucht, verflucht!" so daß der Dom
von ihren Verwünschungen wiederhallte.
Eine der letzten Handlungen des Landgrafen Phi
lipp war der Beistand, welchen er den bedrängten Huge
notten in Frankreich leistete. Zuerst gab er mit Würtem
berg, Pfalz und Baden eine gemeinsame Geldhülfe von
hunderttausend Gulden, und sandte sodann seinen tapfern
Marschall Friedrich von Rollshausen mit einigen tausend
meistens in Hessen geworbenen Reitern und Knechten.
Sie wohnten der blutigen, zweifelhaften Schlacht bei
Dreur an der Blaise im December 1562 bei, wo Coligny,
unter welchem Otto von Malsburg mit seinem Reiter-
fähnlein dreimal angriff, wenigstens das Heer rettete
und vielleicht die Sache noch glücklicher ausgefallen wäre,
wenn Conds seine überlegene Reiterei früher gegen die
feindliche geführt hätte.
So konnte Philipp beim Rückblick auf sein Leben
sich das Zeugniß geben, daß er für das Evangelium
unablässig gewirkt habe und eine Schilderung der Refor
mation selbst war bei der Erzählung seines Lebens um
so nothwendiger, als sie oft fast ganz allein durch ihn,