Full text: Das Leben Philipps des Großmüthigen, Landgrafen von Hessen

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wachsen, daß cs bei einer oder zweien Theilung nicht 
geblieben, sondern sich allerhand Sekten und Spaltungen 
an manchen Orten hin und wieder ergeben, die ein jeder 
mit seinem Kopfe bestreiten, vertheidigen und verfechten 
will; dadurch Gott und sein heiliges Wort zum höchsten 
verunehrt, das Band christlicher Liebe zerrissen, und 
das gemeine arme unverständige Volk dermaßen in sei 
nem Gewissen ängstlich und irre gemacht, daß gar oft 
unter demselben Niemand wissen könne, was er glauben 
und halten solle. — Das allerärgste aber folge aus dem 
selben; nämlich, daß zu besorgen sei: es möchten viele 
in diesem merklichen Irrsal aufwachsen und vielleicht von 
hohen und niedern Personen bereits welche vorhanden 
sein, die gar nichts glauben, sondern also in einem rohen 
und gottlosen Leben ihre Zeit verzehren, daß sie weder 
auf Ehre noch Gewissen gar keine Acht haben. Welches 
dann insonderheit der aufgezogenen unschuldigen Jugend 
halber zum höchsten gefährlich und schmerzlich. Und 
wäre zum Erbarmen, wenn diese löbliche Nation, so vor 
undenklichen Jahren den Preis christlicher Zucht und 
Gottesfurcht vor vielen andern und daraus also dazumal 
alles Glück und Heil gehabt, jetzt in eine solche viehische 
Art gerathen sollte, daß es auch vor Zeiten bei den 
Heiden sogar besser gewesen und noch heutiges Tages 
bei den Türken und andern Ungläubigen nicht ärger 
sein könnte." Als man sich darüber stritt, welche Punkte 
zuerst vorgenommen werden sollten, und einige geistliche 
Fürsten vorschlugen, man solle mit dem Landfrieden an 
fangen, dann würde das andere daraus folgen; so schrie 
ben der Kurfürst August von Sachsen, Kurfürst Joachim 
und der alte Landgraf Philipp, wie auch die Söhne 
Johann Friedrichs, welche nach Naumburg gekommen 
waren, um die alte Erbeinigung der Häuser Sachsen, 
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