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blicke an die Larve abzuwerfen und seine wahre Gesin
nung zu zeigen. Er hielt einen Landtag zu Torgau,
schrieb hier am 1. März 1552 dem Kaiser: „er sei von
der Reise zurückgekehrt, weil er unter Weges allerlei
vernommen, das ihm Bedenken gemacht," verlangte
dringender die Freilassung des Landgrafen und verwarf
das Concil zu Trident, weil es kein freies christliches
Concil sei. — Nun waren schon gegen das Ende der
Belagerung Magdeburgs immer lautere Gerüchte von
Verbindungen protestantischer Fürsten mit Frankreich und
von zweideutigen Absichten des Kurfürsten entstanden.
Daher schrieb Ferdinand dem Kaiser: „Ich würde auch
noch unterlassen, davon zu schreiben, wenn nicht diese
Nachrichten sich fortgesetzt von einigen Seiten her in
solcher Weise erneuerten, daß ich besorge, es könnte
daraus etwas für unsere gemeinschaftlichen Angelegen
heiten und für die christliche Republik Nachtheiliges ent
stehen; — es scheint auch nach jenen Nachrichten, daß
das was den Kurfürsten (Moriz) am meisten zu einer
Aenderung bewegen könnte, die Haft des Landgrafen
ist, und daß man die Vermuthung hegt, man würde,
wenn dessen Befreiung geschähe, sich nicht allein des
erstern ganz versichert halten, sondern auch ihn leicht
dahin bringen können, Ew. Mas. gegen Ihre Feinde
zu dienen und wo man ihn verwenden wollte." Diesen
weisen Winken und Rathschlägen Ferdinands stand
einer Seits entgegen, daß der Kaiser zu große Bedenken
bei der Freilassung des Landgrafen hatte, und sich einen
so plötzlichen Treubruch und Aenderung des Verfahrens
von Moriz nicht denken konnte, anderer Seits aber vor
züglich Mangel an Geld. Daher beschränkte sich der
Kaiser seinen Bruder aufzufordern, sich um weitere
Nachrichten zu bemühen, und schrieb: „Es würde sehr