Full text: Das Leben Philipps des Großmüthigen, Landgrafen von Hessen

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feit, daß es nicht möglich ist, menschlicher Vernunft nach, 
daß wir so öffentlich vor allen Menschen stehen und 
halten sollen und, da so viele Leute an der Arbeit sind, 
nicht verrathen werden; aber es soll an mir nicht fehlen. 
Also hat der Bremer anstatt meines gnädigen Fürsten 
und Herrn von uns allen die Hand genommen, daß 
wir Morgen früh um halb sieben zu Roß und Fuß in 
und vor dem Garten sein sollen. Wie wir nun Mor 
gens um fünf Uhr auf gewesen und uns zum Handel 
gerüstet haben, ist der Narr umher gegangen, hat seine 
Kleider wollen verkaufen und überlaut gesagt, es ziehen 
alle Menschen heim, man werde meinen gnädigen Herrn 
auch heimführen, und dem Hausknecht seine Kleider an 
geboten. Alsbald ist der Hausknecht in die Ställe ge 
laufen, hat die Pferde gesattelt gesehen und hat über 
laut gerufen, es ist verrathenes Werk, sie sind gestern 
und heut hinweg geritten, die wollen auch nach und 
ihren Herrn hinweg führen. Also sind wir sehr erschrocken 
und doch hat Conrad Breitenstein den einen Hausknecht 
etwas gestillt und gesagt, er habe mit dem Landgrafen 
nichts zu thun, die guten Gesellen wollten mit ihm nach 
Antwerpen reiten, er solle ihm keinen Hanoel und Ge 
schrei machen, hat ihm auch etwas Geld geschenkt. 
Gleichfalls haben wir andern mit dem Narren gehan 
delt, damit er in der Herberge bleibe, wir wollten nur 
ein wenig ausgehen, und wenn wir wieder kämen, woll 
ten wir ihm die Kleider selber bezahlen; er ist aber auf 
seinem Geschrei und Vornehmen geblieben und gesagt, 
er wisse wohl, wie die Sachen ständen, seine Gesellen 
seien alle weg. Darauf hat sich der Hausknecht ver 
loren (fortgemacht), was er ausgerichtet hat, ist leicht 
zu denken. Als wir solche offenbare Verrätherei gesehen 
und gehört, sind wir über alle Maßen betrübt und be
	        
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