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oft in Antwerpen gewesen und kannte alle Wege dahin.
Mit ihm hatte Philipp ausführlich gehandelt, da die
Ritter mit der Sache nichts zu thun haben wollten,
wenn man ihnen den Landgrafen nicht bis 4 Meilen
von Mecheln schaffe, hatte die Ausführung auf den
Mondschein Anfangs Decembers bestimmt und sogar ein
besonderes Pferd aus Cassel dazu bestellt. Allein Hans
Rommel und Breitenstein zogen erst gegen Ende Decem
bers von Cassel ab, das Gerücht davon hatte sich zu
frühe verbreitet und war selbst den feindlich gesinnten
Braunschweigern zu Ohren gekommen, in den Nieder
landen ging ein Geschrei, L. Wilhelm komme mit 30,000
Hessen, seinen Vater zu befreien, die Pferde zum Unter
legen waren theils in zu großen Haufen nach Cöln ge
führt, theils standen sie, von Breitenstein zu früh be
stellt, fast 12 Tage an bestimmten Orten umsonst. Dieses
Alles ließ schon auf kein Gelingen des Unternehmens
hoffen. Dazu kam noch, daß Landgraf Philipp seine
Leute aus Mitleid im Voraus verabschiedet und ein star
ker Wind den Zaun neben der Pforte und die Planken
umgeworfen hatte, wodurch viele Arbeiter herbeigezogen
und das Verbergen unmöglich gemacht wurde. Daher
hatte die Stadt Mecheln ihre Schleußen aufgezogen,
von denen eine zwischen dem Stadtthor und dem kleinen
Garten vor dem Gefängniß vorbeiführte, und um vollends
die Sache zu verderben, hatte der Hofnarr L. Philipps
am Tage der Flucht Morgens 5 Uhr seine Kleider aus
geboten und laut gerufen: er wolle auch mitziehen; der
Hausknecht sah nun im Stalle die gesattelten Pferde und
entdeckte den Anschlag. Philipp, von seinen Wächtern zu
rückgehalten, konnte nicht zur bestimmten Zeit kommen,
rathlos harrten Rommel und die Seinen vor dem Gefäng
niß, da erschienen plötzlich die Spanier, tödteten zwei der