Full text: Das Leben Philipps des Großmüthigen, Landgrafen von Hessen

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ledige Büchsenhalftern am Sattel, das Kreuz vom 
Rappier an die Scheide fest gemacht, daß er die Wehre 
daraus nicht ziehen konnte, in einer großen Menge 
Volks, nicht allein von Fremden, sondern auch von 
Speierschen Einwohnern, ihren Weibern, Gesinde, Jung 
und Alt, und so nahe, als sie nur an ihn kommen 
konnten, welche riefen: allhier reitet der aufrührerische 
Schelm und Bösewicht! und noch wohl andere härtere, 
fast beschwerliche Worte, die ich hierher zu setzen Bedenken 
trage, längs der Stadt zum Thore hinaus, nicht anders 
als ein verurtheilter Missethäter zur Erecution erkannter 
Leibes- und Lebensstrafe geführt ward." 
Es war nicht genug, daß Philipp an Leib und 
Leben bedroht, von Gefangenschaft und Krankheit ge 
plagt ward, er wurde auch noch in seinem Gewahrsam 
mit den verdrießlichsten Geschäften beladen. Alle Prozesse 
mit Nassau wegen Katzenellenbogen, dem Deutschmeister, 
Mainz, Solms, Braunschweig, den Klosteräbten, die 
unterdessen vom Kaiser einseitig entschieden waren, wur 
den ihm, obgleich er keine Rechtsgelehrte in seinem Ge 
fängniß hatte, zur Rechtfertigung vorgelegt; zu Heil 
bronn theilte er Vollmachten an seine Gemahlin und 
Räthe aus, sowie er überhaupt bis zu dem verunglückten 
Befreiungsversuch in Mecheln noch immer als ein re 
gierender Herr betrachtet wurde, und selbst die Religions 
angelegenheit mußte seine Sorge noch vermehren helfen. 
Der Kaiser hatte nämlich damals, um sich den Ruhm 
zu verschaffen, daß er neben den politischen Verhältnissen 
auch das Religionswesen in Deutschland auf den alten 
Fuß gesetzt habe, eine Verordnung erlassen, wie es 
einstweilen (interim) bis zur Entscheidung eines allge 
meinen Concils, mit Kirchenverfassung, Lehre und Ge 
bräuchen gehalten werden sollte, und gab ihr auf dem
	        
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