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So endigte dieses Gespräch; es wurde aber am
folgenden Tage in der Wohnung des Pfalzgrasen zwischen
dem Kanzler Naves, Granvella, und anderer Seits dem
Landgrafen, dem Kurfürsten von der Pfalz und dem
würtembergischen Abgesandten fortgesetzt. Es war zuerst
wieder vom Religionsgespräch die Rede, und daß die
protestantischen Theologen dasselbe abgebrochen; der Land
graf äußerte hierüber noch keine sickere Kunde erhalten
zu haben, er habe die Deinigen nicht zurückberufen, und
in der That war auch der hessische Notar Johann Pisto-
rius der Letzte, der sich bis zu einer billigeren Form
des Gesprächs zurückzog, sowie Philipp überhaupt ge
rathen hatte, zur Abbrechung keinen offenen Befehl zu
geben. Vielmehr, sagte Philipp, hätten die Vorsitzenden
den Protestirenden weder Schreiber erlauben, noch ihnen
Bericht an ihre Fürsten gestatten wollen. Den Haupt
gegenstand betreffend, lobte der Landgraf abermals den
zu Speier aufgerichteten Frieden, und erklärte, daß er
ein besonderes Concilium zur Vereinigung der Religion
nützlich halte; ein allgemeines Concilium, aus allen
Nationen beschickt, könne dazu wenig dienen; — wenn
man sich aber auch nicht vereinigen könne, so müsse doch
der Frieden erhalten und der Speiersche Abschied beibe
halten werden; die angenommene Religion könne nun
einmal nicht mehr in Deutschland unterdrückt werden,
sehr viele Tausende von Menschen würden darüber ver
tilgt werden, dem Kaiser selbst zum größten Verluste,
den Feinden des Reichs aber und den Türken vor allen
zum höchsten Gewinn. Granvella antwortete, der Speiersche
Abschied sei den Zeitumständen nach gegeben, wer von
beiden Theilen übrigens dagegen gehandelt, sei nicht
verborgen. In National-Concilien habe man allezeit
nur von Abstellung einzelner Fehler und Verbesserung