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gerissenen Fähnlein rottenweise aus dem Lande ziehen,
und schwören, binnen drei Monaten nicht gegen den
Bund zu dienen. Philipp zog an die Weser, seine ab
trünnigen Vasallen zu strafen. Graf Johann von
Schaumburg, welcher Geschütz und Volk an Heinrich
geliehen, wurde der Feste Bückeburg entsetzt. Die wohl
verwahrte Feste Rittberg Zwang er zur Uebergabe und
legte dem entwichenen Grasen Otto eine Geldstrafe auf.
Der Sieg wurde außerdem noch durch ein Dankfest,
durch Triumph- und Gedächtnißmünzen gefeiert. Die
verbündeten Fürsten berichteten darauf den Hergang an
den Kaiser, und baten, er möge jetzt die Acht über
Herzog Heinrich aussprechen; allein dieser antwortete,
es sei nicht nöthig den Herzog noch mehr zu strafen,
Philipp möge sich seines Sieges mit Mäßigung bedienen
und die Söldner abdanken.
Ueberhaupt war die günstige Gesinnung des Kaisers
gegen die Protestanten verschwunden, seit dem er ihre
Hülfe gegen Frankreich nicht mehr bedurfte; das päbst-
liche Concil wurde wieder dringend und ernstlich empfohlen,
die letzten Zusagen von Speier waren vergessen, ein
Franziskanermönch durfte auf dem Reichstage zu Worms
(im Mai 1545) den Kaiser in einer Predigt öffentlich
ermahnen, zur Vertheidigung der Kirche die Waffen zu
ergreifen, und die aus Lothringen nach Oesterreich ver
legten Spanier ließen sich damals vernehmen, ihr Herr
werde nächstens den Pabst sowohl als die Deutschen zur
Ordnung bringen. Der Landgraf schrieb seinem Ge
sandten zu Worms: diese Handlungsweise gemahne ihn,
wie wenn man ein Kind mit einem Apfel zerre; zugleich
befahl er und seine Religionsverwandten, sich nicht aus
dem Abschied von Speier herausführen zu lassen. Dem
nach wurde zwar abermals auf dem folgenden Reichstag
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