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bedenken. Wie man auch die Fürsten, die gleich unseres
Glaubens sind, sollte zu Haus richten, daß sie aller der
Meinung, wie Ihr schreibt, wären, solches können wir
bei uns nicht ermessen, sondern achten es vor unmöglich.
Denn sollen wir vom Kurfürsten zu Sachsen reden, so will er
die Canones und solche Dinge nicht hören und besorgt, man
wolle wieder ein neues Pabstthum anrichten, desgleichen
thun viele oberländische Prediger, wie ihr selbst wisset. So
wüßt ihr am besten, wie Markgraf Georg, die Stadt
Nürnberg und ihre Prediger in diesen Dingen gesinnt
sind. Von unserem lieben Sohn (Eidam) Herzog Moriz
wissen wir nicht zu urtheilen, glauben, Seine Liebden
möchte eine gute Reformation leiden und gern sehen,
daß man zu einer Vergleichung käme; daß aber Seine
Liebden sollten die Spitze gegen die Pfaffen abbeißen,
haben wir Ursach, daß solches schwerlich geschehen werde.
Denn gegen euch vertraulich zu melden, deswegen wollt
ihr es auch in dem Treu und Glauben, so wie zu euch
tragen, bei euch geheim bleiben lassen, halten wir dafür,
es werde Seiner Liebden ein Beinlein in Mund ge
worfen sein mit einem Stift für ihren Bruder Herzog
August. Auf Markgraf Joachim (den Kurfürsten von
Brandenburg) pochen wir gar nicht, denn S. L. sollen,
wie man uns sagt, ein verdorbener Fürst und in großen
Schulden sein, deshalb zu besorgen ist, daß S. L., der
gute, fromme Herr, vielerlei thun müssen, das S. L.
wohl sonst unterließen. Bei der Wittwe von Braun
schweig ist das Regiment so wild und die Weisheit so
groß, daß wir nicht wissen, was auf diese Leute zu
bauen, wollen aber an die Wittwe mit Fleiß schreiben
und nichts unangeregt lassen, aber wir besorgen, daß
unser Schreiben bei ihr nicht viel fruchten werde, denn
sie ist mit uns in großen nachbarlichen Irrungen, darin