Full text: Das Leben Philipps des Großmüthigen, Landgrafen von Hessen

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Thurm sammt dem Spiclmann herabstürzte. Tausend 
Schüsse wurden auf eine Pforte gerichtet, welche der 
Landgraf während einer zweiten Aufforderung in der 
Verkleidung eines Bauern besichtigt hatte. Da ergab 
sich am 12. August die Feste zugleich mit Steinbrück; 
Schöningen war kurz vorher schon gefallen. Als man 
am Sonntag Morgen um 8 Uhr triumphirend einzog und 
die beiden Hauptfahnen des Bundes auf dem Haupt 
thurme aufstecken wollte, tobte ein solcher Stunnregen, 
daß zu böser Vorbedeutung die Fahnen wieder herunter 
stürzten. Der Hofprediger des Landgrafen, Dionysius 
Melander, predigte von der Schloßtreppe herab vom 
Einzug Christi in Jerusalem und vom ungerechten Haus 
halter. Daraus wurden Befehlshaber und Regiments 
räthe vom Kurfürsten und dem Landgrafen ernannt und 
eine neue Kirchenordnung durch Dr. Bugenhagcn einge 
führt. Während der Landgraf im Lager vor Wolfen 
büttel stand, kam auch eine Gesandtschaft evangelischer 
Weiber von Hildesheim und überreichte ihm einen sammt- 
nen Leibrock und ein sammtnes Barett mit einem Perlen 
kranz und schönem Federschmuck; er verehrte ihnen da 
gegen 150 Goldgulden und knüpfte mit der Stadt die 
zehn Jahre früher abgebrochene evangelische Unterhand 
lung wieder an. So daß Hildesheim, dem Bischof zum 
Trotz, durch Bugenhagcn und Korvin reformirt wurde, 
und in demselben Monat noch zum Schmalkaldischen 
Bund trat. Auch Mühlhausen, von Herzog Heinrich 
zum heiligen Bund genöthigt, begab sich während des 
Konventes zu Braunschweig, wo die Wolfenbüttelschcn 
Landstände ihren Eid ablegten, wieder in den Schutz der 
Protestirenden. 
König Ferdinand hatte wohl gleich bei der Nach 
richt von Philipps und des Kurfürsten Zuge nach Wol-
	        
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