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dem nicht zu glauben und nicht zu folgen. So müßten
sie E. L. wohl unangefochten lassen. Zudem das noch
mehr ist, daß E. L. bei Verlierung Ihrer Seele das
nicht schuldig zu halten ist, da sie etwas gelobt, das
wider Gott wäre. Wie denn das wider Gott wäre, so
E. L. sich verpflichtet hätte, bei der römischen Kirche zu
bleiben, da sie das lehret, das offenbar wider Gott ist,
wie E. L. wohl erkannt, weiß und mir gesagt hat. Ist
hier nach meine treue Ermahnung, höchste Bitte und
Flehen: E. L. wolle sich weder durch Drohungen schrecken,
noch durch Liebkosen abwenden, oder durch List in Hinsicht
E. L. Verpflichtung abführen lassen. Noch viel weniger
durch Verheißung oder Wollust dieser Welt dahin lassen
leiten, daß sie von dem, was E. L. früher für Wahrheit
gehalten, ablassen und Ihren Unterthanen die Wahrheit
des lauteren, reinen, unverfälschten Evangelii entziehen
und verbieten lassen. Indem wolle E. L. sonderlich be
denken, wie heftig Christus sagt, daß alle Sünde ver
geben werde, ausgenommen die Sünde gegen den heiligen
Geist, welches dann wahrlich nichts anderes ist, denn
der erkannten Wahrheit zu widersprechen. Item, daß
Christus spricht: wehe euch Schriftgelehrten und Pha
risäer, ihr wollet nicht hinein, und die hinein wollen,
die laßt ihr nicht hinein. Item, daß Christus spricht:
wer mich bekennet vor den Menschen, den will ich be
kennen vor meinem himmlischen Vater, wer mein ver
leugnet, den will ich wieder verleugnen re. Diese Sprüche
alle wollen E. L. wohl bedenken und erwägen, und als
ein weiser frommer Fürst in der Wahrheit des Evangelii
bestehen und sich nicht abwenden lassen. Auch indem
das gute ehrliche Geschrei (Gerücht), das Sie bei Je-
derman desselben hat, erwägen, bedenken und nicht ver
schütten. Das wird E. L. zum ersten an Ihrer Seele