Full text: Das Leben Philipps des Großmüthigen, Landgrafen von Hessen

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dem nicht zu glauben und nicht zu folgen. So müßten 
sie E. L. wohl unangefochten lassen. Zudem das noch 
mehr ist, daß E. L. bei Verlierung Ihrer Seele das 
nicht schuldig zu halten ist, da sie etwas gelobt, das 
wider Gott wäre. Wie denn das wider Gott wäre, so 
E. L. sich verpflichtet hätte, bei der römischen Kirche zu 
bleiben, da sie das lehret, das offenbar wider Gott ist, 
wie E. L. wohl erkannt, weiß und mir gesagt hat. Ist 
hier nach meine treue Ermahnung, höchste Bitte und 
Flehen: E. L. wolle sich weder durch Drohungen schrecken, 
noch durch Liebkosen abwenden, oder durch List in Hinsicht 
E. L. Verpflichtung abführen lassen. Noch viel weniger 
durch Verheißung oder Wollust dieser Welt dahin lassen 
leiten, daß sie von dem, was E. L. früher für Wahrheit 
gehalten, ablassen und Ihren Unterthanen die Wahrheit 
des lauteren, reinen, unverfälschten Evangelii entziehen 
und verbieten lassen. Indem wolle E. L. sonderlich be 
denken, wie heftig Christus sagt, daß alle Sünde ver 
geben werde, ausgenommen die Sünde gegen den heiligen 
Geist, welches dann wahrlich nichts anderes ist, denn 
der erkannten Wahrheit zu widersprechen. Item, daß 
Christus spricht: wehe euch Schriftgelehrten und Pha 
risäer, ihr wollet nicht hinein, und die hinein wollen, 
die laßt ihr nicht hinein. Item, daß Christus spricht: 
wer mich bekennet vor den Menschen, den will ich be 
kennen vor meinem himmlischen Vater, wer mein ver 
leugnet, den will ich wieder verleugnen re. Diese Sprüche 
alle wollen E. L. wohl bedenken und erwägen, und als 
ein weiser frommer Fürst in der Wahrheit des Evangelii 
bestehen und sich nicht abwenden lassen. Auch indem 
das gute ehrliche Geschrei (Gerücht), das Sie bei Je- 
derman desselben hat, erwägen, bedenken und nicht ver 
schütten. Das wird E. L. zum ersten an Ihrer Seele
	        
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