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gänzlich. Da ließ der Landgraf in einer Nacht das
Gesträuch und die Bäume den Berg hinauf in so ge
rader Linie abhauen, daß die Felvschlangen es erreichen
konnten. Der Hauptmann Hans Konrad von Heudorf
wünschte eine anständige Uebergabe. Allein seine hel-
denmüthige Gattin, an der Spitze einer andern Partei,
ließ den Fürsten sagen: Gott habe ihr Muth genug ge
geben, eine mit Wällen, Graben und Mauern versehene
Feste nicht ohne äußerste Gewalt zu verlassen. Sechs
Stundeil hindurch wurde krcuzweis mit Bombarven
heftig geschossen. Da hing man zum Zeichen der Er
gebung einen Hut aus, und die Besatzung, vor allen
die Frau des Schloßhauptmanns, welche der Landgraf
freundlich anredete, erhielt ehrenvollen Abzug. — Der
Burgvoigt von Hohen-Stauffen ließ den Fürsten nach
der ersten Begrüßung sagen: sie möchten die Kosten
sparen; wie sich Asperg halten werde, so auch er. Auf
diese Antwort zog der Landgraf mit dem Herzog herunter
vor Asperg, welches auf einem einzelnen, 1700 Fuß
hohen, Bergkegel liegt, den Norden des Landes beherrscht
und dem ganzen schwäbischen Bunde widerstanden hatte.
Hier erwarteten 800, mit Allem wohlversehene Reiter,
den Pfalzgrafen an der Spitze, in stolzer Ruhe den
Landgrafen. Am 28. Mai verkündigte ein Trompeten
stoß, zum Staunen der ganzen Gegend, seine Ankunft.
Er ließ dem Pfalzgrafen sagen: Asperg sei für einen
Kranken und Verwundeten ein unbequemer Ort, er bitte
ihn, für seine Person mit einigen Andern abzuziehen,
so es ihm gefällig wäre; er wolle ihn mit starker Schaar
in eine Stadt geleiten lassen, oder auch in eigner Person
mit ihm dahin reiten, damit ihm geholfen werden möge.
Der Pfalzgraf ließ aber antworten: „der hohe Asperg
solle sein Kirchhof sein." So beschloß der Landgraf es