Full text: Das Leben Philipps des Großmüthigen, Landgrafen von Hessen

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gänzlich. Da ließ der Landgraf in einer Nacht das 
Gesträuch und die Bäume den Berg hinauf in so ge 
rader Linie abhauen, daß die Felvschlangen es erreichen 
konnten. Der Hauptmann Hans Konrad von Heudorf 
wünschte eine anständige Uebergabe. Allein seine hel- 
denmüthige Gattin, an der Spitze einer andern Partei, 
ließ den Fürsten sagen: Gott habe ihr Muth genug ge 
geben, eine mit Wällen, Graben und Mauern versehene 
Feste nicht ohne äußerste Gewalt zu verlassen. Sechs 
Stundeil hindurch wurde krcuzweis mit Bombarven 
heftig geschossen. Da hing man zum Zeichen der Er 
gebung einen Hut aus, und die Besatzung, vor allen 
die Frau des Schloßhauptmanns, welche der Landgraf 
freundlich anredete, erhielt ehrenvollen Abzug. — Der 
Burgvoigt von Hohen-Stauffen ließ den Fürsten nach 
der ersten Begrüßung sagen: sie möchten die Kosten 
sparen; wie sich Asperg halten werde, so auch er. Auf 
diese Antwort zog der Landgraf mit dem Herzog herunter 
vor Asperg, welches auf einem einzelnen, 1700 Fuß 
hohen, Bergkegel liegt, den Norden des Landes beherrscht 
und dem ganzen schwäbischen Bunde widerstanden hatte. 
Hier erwarteten 800, mit Allem wohlversehene Reiter, 
den Pfalzgrafen an der Spitze, in stolzer Ruhe den 
Landgrafen. Am 28. Mai verkündigte ein Trompeten 
stoß, zum Staunen der ganzen Gegend, seine Ankunft. 
Er ließ dem Pfalzgrafen sagen: Asperg sei für einen 
Kranken und Verwundeten ein unbequemer Ort, er bitte 
ihn, für seine Person mit einigen Andern abzuziehen, 
so es ihm gefällig wäre; er wolle ihn mit starker Schaar 
in eine Stadt geleiten lassen, oder auch in eigner Person 
mit ihm dahin reiten, damit ihm geholfen werden möge. 
Der Pfalzgraf ließ aber antworten: „der hohe Asperg 
solle sein Kirchhof sein." So beschloß der Landgraf es
	        
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